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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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murmelte er unwillkürlich:
    »Nein, der Gedanke verläßt mich doch nicht, daß ich den Mann schon einmal gesehen habe. Doch wo – tausend Teufel! – wo denn?«
Sechstes Kapitel.
Flitterwochen.
    Als Morgan am nächsten Tage das Deck betrat, lag das Schiff im Hafen von Horta, der Hauptstadt der Insel Fayal, bewegungslos vor Anker. Der Horizont war an allen Seiten von Land begrenzt.
    Im Westen erhob sich, von ihren zwei Forts bewacht, amphitheatralisch die hübsche Stadt, in der ein Glockenturm ihrer Kirchen immer den andern überragte, und deren größte Höhe ein umfängliches Bauwerk, ein vormaliges Jesuitenkloster, einnahm.
    Nach Norden reichte die Aussicht bis zur Ponta Espalamaca, die sich an der einen Seite der Reede hinzog; im Süden bis zu zwei Felsbergen, die die andre Seite abschlossen, bis zum Monte Queimado (dem »Ausgebrannten Berg«), an den sich die Hafenmole anschließt, und zur Ponta da Guia (der Führerspitze), einem alten Vulkan, in dessen tiefen Krater, den »Kessel der Hölle«, das Meer Eingang gefunden hat und der den Fischern bei stürmischem Wetter als Zufluchtsort dient.
    Im Nordosten reichte der Blick unbehindert bis hinaus zu der Nordspitze der ziemlich zwanzig Seemeilen entfernten Insel San Jorge.
    Im Osten endlich erhob sich die ungeheure Masse des Pico (Pics). Unter diesem Namen faßt man auch oft Insel und Berg zusammen, die im Grunde auch nur eins sind, denn aus den Fluten erheben sich die Küsten ziemlich schroff und werden allmählich, in ununterbrochner Steigung und in einer Höhe von zweitausenddreihundert Metern, selbst zum Berggipfel.
    Den Gipfel konnte Robert Morgan jetzt nicht sehen; er war in zwölfhundert Meter Höhe durch einen Nebelschleier verhüllt, eine Dunstmasse, die vom Winde unaufhörlich hin-und hergeworfen wurde. Während unten der Passatwind in nordöstlicher Richtung wehte, flatterten in der Höhe abgerissene und ihre Form immer verändernde Wolkensetzen umher und verloren sich endlich, vom Gegenpassat aus Südwesten vertrieben, in entgegengesetzter Richtung.
    Unterhalb dieses undurchdringlichen Schleiers, auf der regelmäßig bis zum Meere abfallenden Seite, umrahmten Wiesen, Felder und kleine Gehölze zahlreiche Quintas, wohin die reichern Bewohner Funchals vor der Hitze und den Moskitos des Sommers flüchten.
    Morgan war in die Bewunderung des herrlichen Panoramas versunken, als ihn die Stimme Thompsons aus seiner Betrachtung herausriß.
    »Ah, guten Morgen, Herr Professor. Ein interessantes Land hier… das will ich meinen!… Wenn es Ihnen gefällig ist, Herr Professor, würde ich heute Ihre Dienste in Anspruch nehmen. Die Passagiere sollen, wie Sie wohl schon wissen, dem Programme gemäß um acht Uhr ans Land gehen, und das macht noch einige Vorbereitungen nötig.«
     

    Beim Vorüberkommen der Kolonne.. (S. 86.)
     
    Der so höflichen Aufforderung folgend, verließ Morgan bald darauf in Begleitung Thompsons den Dampfer. Auf einem Wege längs des Ufers erreichten beide in kurzer Zeit die ersten Häuser von Horta. Da blieb Thompson bald stehen und wies mit der Hand nach einem ziemlich großen Gebäude mit einer Aufschrift in portugiesischer Sprache, die Morgan sofort übersetzte.
    »Ein Hotel, sagte er, das Hotel zur Jungfrau Maria.
    – Gut, mag es heißen, wie es will. Wir wollen hineingehen, Herr Morgan, und den Besitzer zu sprechen suchen.«
    Dieser schien offenbar nicht an einem Überfluß von Reisenden zu leiden. Der Mann war ja noch gar nicht aufgestanden. So verlief denn eine Viertelstunde, ehe er notdürftig angekleidet und noch mit schlaftrunknen Augen vor den beiden Fremden erschien.
    Da entspann sich zwischen ihm und Thompson folgendes Gespräch, wobei Morgan Fragen und Antworten übersetzte:
    »Können Sie uns ein Frühstück servieren?
    – Aber ich bitte Sie, um diese Stunde?…
    – O nein, erst um elf Uhr.
    – Gewiß. Da war es aber doch unnötig, mich so früh zu stören.
    – Erlauben Sie, wir sind unser ziemlich viele.
    – Zwei Personen, das sehe ich ja.
    – Ganz recht, wir beide, doch auch noch dreiundsechzig andre Personen.
    – Diavolo, stieß der Wirt, sich den Kopf krauend, hervor.
    – Nun… also…? fragte Thompson drängender.
    – Gut, gut! antwortete der Wirt schnell entschlossen, Sie werden um elf Ihre fünfundsechzig Frühstücksportionen haben.
    – Zu welchem Preise?«
    Der Hotelier dachte einen Augenblick nach.
    »Sie werden, sagte er dann, Eier, Schinken, Fisch, Hühnerbraten und eine Nachspeise für dreiundzwanzig

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