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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Rinderherden belebt sind, folgen Felder mit Weizen, Mais und Hafer, und unregelmäßig verstreut glänzen weiße Häuschen in den Strahlen der Sonne.
    »Eine normännische Schweiz, sagte Roger.
    – Ein Ebenbild unsres Vaterlandes,« setzte Morgan, wieder aufbrechend, schwermütig hinzu.
    Die Kolonne schlug von hier aus einen nördlich um die Stadt Horta hinführenden Weg ein, wobei sie sich ein wenig nach rechts wendete und das Flamändertal ihren Blicken bald entschwand. Nach dem an die Felder der Normandie erinnernden Landschaftsbilde zog die Gesellschaft jetzt zwischen Gemüsekulturen hin. Zwiebeln, Kartoffeln, Ignamen, Erbsen… alle verschiedenen Gemüsearten gediehen hier in ebenso reicher Fülle, wie daneben von Obstsorten Pasteken, Flaschenkürbisse, Aprikosen und hundert andre.
    In dieser Gartengegend konnte man sich jedoch nicht länger aufhalten. Bei der schon vorgeschrittenen Tagesstunde hielt es Thompson nicht für angezeigt, die Besichtigung des Landes bis zum Ende des Kaps Espalamaca auszudehnen. Er schlug deshalb den ersten, sich nach rechts abzweigenden Weg ein, der schneller nach der Stadt hinunterführte.
    Dieser Weg schlängelte sich durch eine ununterbrochene Reihe von Villen mit prächtigen Ziergärten hin, worin die verschiedensten Vertreter des Pflanzenreiches zu sehen waren, exotische Gewächse gemischt mit europäischen, diese meist aber stärker und üppiger entwickelt als in den nördlicheren Ländern. Da erhob sich die schlanke Palme neben der knorrigen Eiche, die Akazie zur Seite des Bananen-und Orangenbaumes. Linden und Pappeln drängten sich um Eukalypten, die Zeder vom Libanon ragte neben der Araukaria von Brasilien empor, und Fuchsien wetteiferten in der Höhe mit unsern Bäumen.
    Es war jetzt vier Uhr Nachmittag. Durch den majestätischen Dom der Bäume drangen nur vereinzelt die schieferen Strahlen der schon sinkenden Sonne hindurch… wahrlich, nächst Kanaan war hier das irdische Paradies.
    Unwillkürlich hatten die Touristen ihren Schritt verlangsamt. Alle schwiegen wie andächtig still. Im dämmrigen Schatten der Bäume und umfächelt von kühlerem Lufthauche gingen sie, ohne sich zu beeilen, bergabwärts und genossen schweigend diese köstliche Promenade.
    Am westlichen Fort angelangt, folgte der Trupp der Brustwehr, die dieses mit dem zentralen Fort verbindet, und es hatte kaum halb fünf geschlagen, als die Touristen am untern Ende der großen Straße von Horta den Hafen erreichten. Hier löste sich die Kolonne auf. Die einen zogen es vor, an Bord zurückzukehren andre zerstreuten sich auf gut Glück in der Stadt.
    Morgan mußte im Hotel zur Jungfrau Maria noch Vorsorge treffen, daß alles für den folgenden Tag bereit wäre. Nach Erledigung seines Auftrags kehrte er nach der »Seamew« zurück, wo er mit Sir Hamilton fast zusammenprallte.
    Sir Hamilton war wütend.
    »Ah, Sie… Herr Morgan, stieß er hervor, da ist mir eine merkwürdige Sache begegnet. Der Optiker, zu dem Sie mich heute Morgen geführt haben, weigert sich, ich weiß nicht warum, unbedingt, die übernommene Reparatur auszuführen. Da es mir ganz unmöglich ist, ein Wort seiner verwünschten Charabia zu verstehen, würden Sie mich Ihnen verpflichten, wenn Sie mich zu dem Manne begleiten wollten, um von ihm eine Erklärung seines Benehmens zu erhalten.
    – Ich stehe ganz zu Ihren Diensten,« antwortete Morgan.
    Im Laden des widerhaarigen Händlers führte Morgan mit diesem eine lange und laute, scheinbar aber auch drollige Verhandlung, denn er unterdrückte offenbar nur mit Mühe die Lust zum Lachen. Nach vielem Hin-und Herreden wandte er sich an den Baronet zurück.
    »Der Optiker, Señor Luiz Monteiro, den Sie hier vor sich sehen, sagte er, hat es abgelehnt und lehnt es auch jetzt noch ab, für Sie zu arbeiten, weil…
    – Nun, weil?…
    – Ganz einfach, weil Sie heute Nachmittag es unterlassen haben, ihn zu grüßen.
    – Was?… rief Hamilton verblüfft und beleidigt.
    – Ja, es ist aber so. Als wir nach dem Frühstück bei ihm vorübergingen, stand der Señor Luiz Monteiro vor seiner Tür. Er hat Sie gesehen und er weiß jedenfalls, daß Sie auch ihn wieder erkannt hatten. Nun haben Sie ihm aber nicht den flüchtigsten Gruß zugewinkt, das ist in seinen Augen Ihr Verbrechen.
    – Hole den Burschen der Teufel!« rief Hamilton wütend.
    Er hörte kaum noch auf Morgan, der sich bemühte, ihm die unglaubliche Strenge des auf den Azoren herrschenden Zeremoniells zu erklären. Hier gibt es für all und

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