Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
Durchführung und trat in stolzer Haltung in das Kloster ein. Blockhead bemerkte scharfsinnig, man hätte sich doch wenigstens über die auffälligen Größenverhältnisse des Bauwerkes näher unterrichten können, niemand wollte aber auf die Worte des Ehren-Krämers hören.
    »Wir gehen also zum nächsten Punkte des Programmes über,« sagte Morgan.
    Und er las:
    »Prächtige Aussicht. Fünf Minuten Aufenthalt.«
    – Vor uns liegt, erklärte er, die Insel Pico. Im Norden sieht man San Jorge. Auf der Insel Pico bildet eine große Gruppe von »Quintas« das Quartier »La Magdalena«, wo viele Einwohner von Funchal den Sommer verleben.«
    Da Morgan hiermit seine Obliegenheiten erfüllt hatte, ging der Zuhörerkreis auseinander und die Touristen zerstreuten sich nach Gefallen, das vor ihnen ausgebreitete Panorama zu betrachten. Ihnen zu Füßen schien die Stadt Horta fast bis ins Meer hineinzureichen. Gerade gegenüber türmte sich die gewaltige Masse des Pic auf, dessen Gipfel noch immer in wallenden Dunstschleiern verhüllt lag. Der Kanal zwischen den beiden Inseln glänzte jetzt im Scheine der Sonne, und wie in Feuer stehend, warfen die Wellen blendende Reflexe bis hinüber zu dem purpurn schimmernden Ufer von San Jorge.
    Als der Baronet von seinem Besuche zurückkam, bildete sich die nun schon eingeübte Kolonne schnell aufs neue. Als sie sich aber in Bewegung setzen wollte, erhob der peinlich strenge Passagier noch einmal seine Stimme. Auf dem Programm stand ja: »Prächtige Aussicht. Fünf Minuten Aufenthalt.« Diese fünf Minuten wollte er sich nicht rauben lassen.
    Wohl oder übel mußte man dem Verlangen des originellen Kauzes nachgeben, und die gesamte, in tadelloser Ordnung nach Osten gerichtete Kolonne bequemte sich, freilich nicht ohne wiederholtes und berechtigtes Murren, noch einmal zu einem fünfminütigen Aufenthalte. Die ganze Zeit über stand der durch seine Halbblindheit getäuschte Hamilton unveränderlich nach Westen gewendet da. In dieser Richtung aber lag nur die breite Fassade des alten Jesuitenklosters, die doch wahrlich keine »prächtige Aussicht« bot. Darauf schien’s dem Baronet aber nicht anzukommen, er starrte die vorschriftsmäßigen fünf Minuten gewissenhaft die grauen Mauern an… das genügte ihm vollständig.
    Endlich zog nun die Kolonne weiter.
    Schon nach den ersten Schritten erkannte da das spähende Auge Thompsons, daß sich eines ihrer Glieder um die Hälfte verkleinert hatte. Zwei Passagiere waren davongeschlichen… es waren die beiden Neuvermählten, wie es eine nähere Untersuchung zeigte. Thompson runzelte die Stirn, er war kein Freund solcher Regelwidrigkeiten. Gleichzeitig kam ihm aber der erfreuliche Gedanke, dem Hotelwirt für diese Verminderung der Zahl der Frühstücksgäste eine entsprechende Summe abziehen zu können.
     

    Insel Fayal. Horta, Ansicht vom Hafen.
     
    Halb zwölf Uhr hielten die erschöpften Touristen, immer noch in guter Ordnung, ihren Einzug in das Hotel zur Jungfrau Maria. Der hochrote, joviale Wirt empfing sie mit der Mütze in der Hand.
    Alle nahmen an der Tafel Platz, Sir Hamilton unmittelbar Thompson gegenüber, was ihm niemand streitig machte. Mary und Beß Blockhead glückte es durch eine List, etwas entfernt von ihrer Familie Stühle zu erobern, so daß sie sich ausschließlich dem eng umzingelten Tigg widmen konnten.
    Als der erste Hunger gestillt war, ergriff Thompson das Wort und veranlaßte die Tafelrunde, sich auszusprechen, was sie von der Stadt Horta hielte.
    »O, die ist herrlich, rief Blockhead, einfach wundervoll!«.
    Es zeigte sich aber bald, daß er mit diesem Urteil allein stand.
    »Eine abscheuliche Stadt, sagte der eine.
    – Und schmutzig obendrein, sekundierte dem ein zweiter.
    – Welch elende Straße!
    – Was für erbärmliche Häuser!
    – Welch brennende Sonne!
    – Und welch entsetzliches Pflaster!«
    Natürlich rührte die letzte Bemerkung vom Baronet her.
    »Ja, und das hier nennt man ein Hotel! setzte Saunders hinzu, dessen Stimme wie eine Säge knirschte. Ja ja, man sieht’s, daß uns Hotels ersten Ranges versprochen waren!«
    Saunders hatte hiermit im Grunde nicht unrecht.
    Eier, Schinken und Backhühner standen zwar auf der Tafel, das übrige ließ aber sehr viel zu wünschen übrig. Das Tischtuch hatte an vielen Stellen Löcher und die Bestecke waren einfach aus Eisen. Auch die an und für sich zweifelhaft saubern Teller wurden niemals gewechselt.
    Thompson schüttelte etwas kampflustig mit dem

Weitere Kostenlose Bücher