Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
jedes unbeugsame Vorschriften. Will man einen seiner Freunde besuchen, so muß man sich vorher seiner Zustimmung dazu vergewissern. Wenn der Arzt eingewilligt hatte, einen zu behandeln, der Schuster, einem die Stiefel zu befohlen, der Bäcker, einem seine Waren abzulassen, so schließt das die unverletzliche Bedingung in sich, die Betreffenden bei jeder Begegnung sehr höflich zu grüßen und ihnen zu gewissen, für immer festbestimmten Zeiten ihren Professionen angepaßte Geschenke zu übersenden.
    Alles das wollte dem hochmütigen Baronet freilich gar nicht in den Kopf, er mußte sich jedoch wohl oder übel drein fügen. Mit seiner Einwilligung besänftigte Robert Morgan den übelnehmischen Luiz Monteiro durch eindringendste Entschuldigungen, und die Reparatur wurde darauf nochmals versprochen.
    Hamilton und Morgan trafen an Bord der »Seamew« gerade in dem Augenblicke ein, wo die Glocke die Nachzügler zur Hauptmahlzeit rief. Diese verlief übrigens recht vergnügt. Unter den Passagieren gab es keinen einzigen, der sich von dem Anfange der Gesellschaftsreise nicht völlig befriedigt gefühlt hätte. Alle rühmten gegenseitig das gute Einvernehmen, das unter den Passagieren bisher ununterbrochen geherrscht hatte, und wünschten einander dessen ferneren Bestand.
    Wenn die Stadt Horta die Besucher einigermaßen enttäuscht hatte, so waren doch alle einig, die entzückenden Reize der Insel anzuerkennen. Nein, die Erinnerung an die Schweiz im Flamändertale, den üppigen Reichtum des Landes in der Umgebung der Ponta Espalamaca und den herrlichen Rückweg längs des Meeres oder unter dem wohligen Schatten der großen Bäume… alles das würde niemand vergessen.
    Die im allgemeinen so freudig erhobene Stimmung wurde von Blockhead noch weiter überboten. Mehrmals hatte er seinem Nachbar schon nachdrücklichst versichert, daß er noch niemals – wohlverstanden, noch niemals – etwas so Schönes gesehen habe.
    Die etwa vorhandene kleine Opposition war hier zur Ohnmacht verurteilt.
    Die erdrückende Majorität des General-Unternehmers zwang Hamilton und Saunders zum Schweigen.
    Und doch schien der zweite gerade in recht schlechter Laune zu sein.
    Warum aber?… War er wirklich von so bösartiger Natur, daß schon die helle Freude der andern ihn verletzte? Oder litt seine Eigenliebe vielleicht an einer geheimen Wunde, auf die sich die allgemeine Befriedigung wie ein Strahl geschmolznen Bleis ergossen hatte? Das hätte wenigstens der glauben können, der ihn die verächtlichen Bemerkungen hätte brummen hören, mit denen er in grimmiger Wut seine Reisegenossen überschüttete, deren Zufriedenheit einen glänzenden Verlauf der unternommenen Lustfahrt vorauszusagen erlaubte. Das konnte er nicht länger ertragen, und die Tafel verlassend, führte er seine bittern Gedanken auf dem Spardeck spazieren.
    Die freie Luft wurde allmählich zum Balsam für sein verwundetes Herz. Auf seinen dünnen, den Rändern eines Schnittes ähnlichen Lippen spielte ein leises Lächeln. Er zuckte mit den Schultern.
    »Ja ja, murmelte der Baronet, die Flitterwochen, der süße Honigmond!«
    Und auf einem Schaukelstuhle ausgestreckt, betrachtete er den gestirnten Himmel, auf dem seinerzeit, dessen war er sicher, auch noch ein Aprilmond aufgehen würde.
Siebentes Kapitel.
Der Himmel bedeckt sich.
    Kaum erglühte ein schwaches Morgenrot, als ein betäubender Lärm den Schlummer der Gäste der »Seamew« unterbrach. Die Maschine des Schiffes ächzte, und auf das Deck hörte man schwere Körper niederfallen. Auch die hartnäckigsten Schläfer wurden davon wach. Schimpfend und wetternd waren die Passagiere, bis auf den letzten Mann, schon vor sieben Uhr auf dem Spardeck erschienen, das heute nicht einmal, wie sonst gewöhnlich, abgespült worden war.
    Längs der Bordwand lagen angeseilt Leichterschiffe, die mit schweren Kohlensäcken beladen waren, welche von einem Krane emporgehoben und in die Bunker entleert wurden.
    »Das ist ja reizend! sagte Saunders mit sehr lauter Stimme, als Thompson gerade dicht bei ihm vorüberkam. Als ob man diese Kohlen nicht hätte zwei Stunden später einnehmen können!«
    Die zutreffende Bemerkung fand ein lebhaftes Echo.
    »Das liegt doch auf der Hand! stimmte ihm Hamilton nachdrücklich zu.
    – Ja, das liegt klar auf der Hand!« wiederholte der gewöhnlich weit nachgiebigere Pastor Cooley inmitten des Gemurmels der übrigen Passagiere.
     

    »Sie haben es unterlassen ihn zu grüßen…« (S. 93.)
     
    Thompson sah

Weitere Kostenlose Bücher