Das Reisebureau Thompson und Comp.
zurückgelegten Teil der Reise entsprechende Summe zu vermindern?… Er glaubte das, jedenfalls nicht, denn er sagte schließlich, wenn auch etwas zögernd:
»Der Preis, mein Herr, ist bisher vierzig Pfund gewesen…
– Schön, schön, sagte der Fremdling. Da wir unser drei sind…
– Ah, Sie sind drei Personen?…
– Jawohl, meine zwei Brüder und ich. Das macht also im ganzen hundertzwanzig Pfund. Hier… bitte…«
Damit entnahm er einem Taschenbuche ein Bündel Banknoten und zählte sie auf dem Tische auf.
»O, das hatte ja keine solche Eile, bemerkte Thompson sehr höflich, der die Scheine, nachdem er sie nachgezählt hatte, einstrich und sich anschickte, darüber eine Quittung auszustellen.
– Erhalten von Herrn…? fragte er, die Feder etwas aufhebend.
– Don Hygino Rodrigues da Veiga,« antwortete der Fremde, während Thompson seine Feder wieder in Bewegung setzte.
Inzwischen beobachtete Morgan schweigend den neuesten Touristen, der ihm trotz seines vornehmen Auftretens, wie man sagt, nicht recht passen wollte. Groß, mit mächtigen Schultern, schwarzem Bart, ebenso schwarzen Haaren und tiefgebräunter Haut, konnte man sich über seine Nationalität gar nicht täuschen: er war Portugiese. Diese Annahme wurde noch weiter bestätigt durch den fremdländischen Akzent, womit er englisch sprach.
Als Don Hygino seine Quittung aus den Händen Thompsons in Empfang genommen hatte, faltete er sie sauber zusammen und steckte sie an Stelle der Banknoten in das Taschenbuch; darauf blieb er aber schweigend, wie unentschlossen, noch einen Augenblick stehen. Er wollte ohne Zweifel noch etwas, und nach dem ernsten Gesichtsausdruck des neuen Passagiers zu urteilen, jedenfalls etwas Wichtiges sagen.
»Noch ein Wort, begann er endlich. Würden Sie mir gefälligst mitteilen, Herr… Herr… (der Agent nannte seinen Namen) Thompson, wann Sie Terceira zu verlassen gedenken?
– Schon morgen, antwortete Thompson.
– Doch.. zu… zu welcher Stunde?«
Don Hygino stieß diese Frage mit etwas nervöser Stimme hervor; offenbar legte er der erwarteten Antwort eine besondre Bedeutung bei.
»Morgen Abend gegen zehn Uhr,« erklärte Thompson.
Don Hygino seufzte sichtlich befriedigt auf, und auf der Stelle verlor er auch die bisher bewahrte stolze und steife Haltung.
»Da haben Sie also wahrscheinlich die Absicht, fuhr er weit vertraulicher fort, diesen Tag einem Besuche Angras zu widmen?
– Ja, das beabsichtigte ich.
– In diesem Fall könnte ich Ihnen einigermaßen behilflich sein. Ich kenne diese Stadt gründlich, da ich fast seit einem Monate darin gewohnt habe, und ich stelle mich Ihnen zur Verfügung, meinen neuen Reisegenossen als kundiger Führer zu dienen.«
Thompson machte eine leichte Verbeugung.
»Ich nehme Ihr Anerbieten dankend an, erwiderte er, um so lieber, als Ihre Gefälligkeit unserm Herrn Professor Morgan, den ich Ihnen hier vorstelle, gestatten wird, sich einige Ruhe zu gönnen.«
Don Hygino und Robert Morgan wechselten einen kurzen Gruß aus.
»Ich werde also morgen früh acht Uhr am Kai sein, um mich gänzlich zur Verfügung zu stellen,« sagte noch der erstere, als er sich verabschiedete und wieder in sein Boot hinunterstieg.
Don Hygino Rodrigues da Veiga hatte sich zum Stelldichein pünktlich eingefunden. Als Thompson Sonntag den 21. Mai an der Spitze seiner Passagiere ans Land stieg, fand er ihn am Kai. Unter dem wachsamen Auge des General-Unternehmers setzte sich die Kolonne sofort in tadelloser Ordnung in Bewegung.
Don Hygino war dabei eine schätzbare Hilfe. Er lootste die Gesellschaft durch ganz Angra so sicher, wie es Morgan gar nicht möglich gewesen wäre. Dabei kam man durch die Straßen der Stadt, die zahlreicher und alle breiter, regelmäßiger und besser bebaut waren, als die von Horta; ebenso wurden die zu dieser Stunde von vielen Andächtigen besuchten Kirchen besichtigt.
Die ganze Zeit über heftete sich der Baronet an die Ferse des neuen Führers.
Seit seiner Einschiffung auf der »Seamew« hatte er sich eigentlich recht allein gehalten, wenn er zur Abwechslung auch einmal mit Saunders verkehrte. Das war aber keine ernsthaftere Verbindung, wenigstens keine, die seiner gesellschaftlichen Stellung angepaßt war. Bisher hatte er sich freilich damit begnügen müssen, denn in der Passagierliste fand sich kein Höherstehender verzeichnet, außer vielleicht Lady Heilbuth. Diese würdige Dame beschäftigte sich aber nur mit ihren Katzen und Hunden, die gleichsam ihre Familie
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