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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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die Reisenden, die nur schnell etwas Toilette gemacht hatten, ermüdet und tüchtig hungrig an der Tafel der »Seamew« zusammen, und noch niemals fand die Kunst des Küchenchefs eine so warme Anerkennung wie heute.
    Die jungen Eheleute, die wenige Minuten früher zurückgekommen waren, hatten sich ebenfalls an der gemeinschaftlichen Tafel eingefunden. Wo mochten sie aber die zwei letzten Tage verbracht haben? Das wußten sie vielleicht selbst nicht. Offenbar hatten sie nichts gesehen und… sahen auch jetzt nichts als eines den andern.
    Saunders hatte nicht dieselbe Ursache zerstreut zu sein, und was er entdeckte, erfüllte den liebenswürdigen Herrn mit großer Befriedigung. Welch ein Unterschied zwischen diesem Diner und dem gestrigen! Gestern plauderte man heiter, war man freudig erregt. Heute zeigten die Tischgäste finstre Gesichter und verzehrten schweigend ihre Mahlzeit. Jedenfalls vergaßen sie das kaum genießbare Frühstück nicht so schnell, wie Thompson es gehofft hatte. Saunders konnte seine glückliche Stimmung nicht bis zum Ende allein für sich bewahren, Thompson mußte auch sein Teil davon abbekommen.
    »Steward, rief er mit lautschallender Stimme, ich bitte noch um ein Stück Rumpsteak!«
    Dann wendete er sich quer über die Tafel an seinen guten Freund, den Baronet.
    »Die Speisen der hiesigen Hotels ersten Ranges, setzte er mit Nachdruck ironisch hinzu, haben doch wenigstens das Gute, daß sie die an Bord erträglich machen!«
    Thompson schnellte von seinem Stuhle auf wie von der Tarantel gestochen. Er erwiderte aber nichts. Und wahrlich, was hätte er auch dagegen sagen können? Diesmal hatte jener versteckte Vorwurf die öffentliche Meinung für sich.

Achtes Kapitel.
Das Pfingstfest.
    Ermüdet von dem anstrengenden Ausfluge, schliefen die Passagiere der »Seamew« die nächste Nacht sehr lange. Als die ersten von ihnen, am 20. Mai früh neun Uhr, das Spardeck betraten, waren sie von Fayal schon weit weg.
    Von Horta halb acht Uhr abgedampft, folgte die »Seamew«, um nun Terceira anzulaufen, einem vielgewundnen Wege, damit die Touristen wenigstens einen flüchtigen Blick auf die Inseln werfen könnten, die nicht betreten werden sollten.
    Als Roger, der die beiden amerikanischen Damen begleitete, das Spardeck betrat, befand sich das Schiff, das längs der Südküste von Pico hinfuhr, fast dessen Berg gegenüber, der in Gestalt einer Treppe von immer niedrigern Höhen ins Meer abfällt. Gleichzeitig war Lagens, die Hauptstadt der Insel, sichtbar, hinter ihr emporragend ein imposantes Kloster der Franziskaner, und in der Umgebung bemerkte man verstreut liegende Hütten, deren konische, aus miteinander verflochtnem Schilf hergestellte Dächer den Eindruck von Felsstücken machten.
    Die Küste erscheint überall rauh und ernst, weiter drin aber wird das Land allmählich freundlicher. Die Höhen, die den mittlern Grat der Insel bilden, senken sich in sanfter Neigung hernieder und sind mit üppigen Weiden bedeckt.
    Halb elf Uhr glitt der Dampfer an dem Flecken Calhea vorüber. Eine halbe Stunde später war die Ostspitze von Pico umschifft, und die Insel San Jorge tauchte gerade in der Minute auf, wo die Glocke zum Frühstück rief.
    Den ganzen Morgen war Morgan in seiner Kabine eingeschlossen geblieben. Roger erwähnte seine Abwesenheit gegenüber der Mistreß Lindsay.
    »Der studiert jetzt Terceira, sagte er lachend. Ja, es ist ein merkwürdiger Cicerone, den wir da haben.«
    Auf einen fragenden Blick der Frau Alice hin, drückte er sich deutlicher aus. Seine Bemerkung enthielt keineswegs eine verdeckte, verletzende Spitze; im Gegenteil. Außer, daß das elegante, weltmännische Auftreten des Herrn Morgan recht auffallend mit seiner so bescheidnen Stellung kontrastierte, war er auch – das glaubte Roger sicher erkannt zu haben – völlig ununterrichtet von allem und unerfahren in allem, was zu seinem scheinbaren Berufe gehörte. Dieses Urteil stimmte übrigens in allen Stücken mit dem überein, das Alice schon früher über den Dolmetscher der »Seamew« ausgesprochen hatte.
    »Überdies, schloß Roger, erinnere ich mich bestimmt, mit ihm irgendwo schon einmal zusammengetroffen zu sein. Ja, ich weiß nur nicht, wann und wo; doch das wird mir schon wieder einfallen, und dann gleichzeitig klar werden, warum dieser junge Welt-und Lebemann sich hier in die Haut eines Professors gesteckt hat.«
    Was sie hier eben gehört hatte, erregte lebhaft das Interesse Alice Lindsays, und als Robert Morgan nach

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