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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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bildeten… die nahmen allein ihr Herz und ihren Geist in Anspruch. Einmal eingeweiht in die Gewohnheiten Cäsars, Jobs, Alexanders, Blacks, Phanns, Punchs, Foolichs und der andern, spürte der Baronet kein Verlangen, sich nach dieser Seite noch weiter zu unterrichten, und vermied es nachher soviel wie möglich, mit der alten Dame – die ein respektloser Franzose kurzweg eine unerträgliche »Bartschererin« genannt hatte – wieder zusammenzutreffen.
    Alles in allem stand Sir Hamilton also allein da.
    Als er heute aber die aristokratischen Silben hörte, die den Namen des neuen Passagiers bildeten, begriff er, daß der Himmel ihm einen wirklichen Edelmann beigesellt hatte, und er ließ sich deshalb von Thompson dem neuen Passagier sofort vorstellen, worauf der vornehme Engländer und der vornehme Portugiese einen höflichen Händedruck gewechselt hatten. Wie deutlich sah man da an dem Vertrauen und der Natürlichkeit, womit sie diese Begrüßung austauschten, daß die beiden Herren einander völlig erkannt und verstanden hatten.
    Von diesem Augenblicke an ging der Baronet sozusagen vollständig in dem neuen Führer auf. Er hatte endlich eine verwandte Seele gefunden! Bei dem an Bord stattfindenden Frühstück, woran Don Hygino nun teilnahm, nahm er diesen gleich in Beschlag und drängte ihn auf einen Platz neben sich. Don Hygino ließ den Baronet mit vornehmem Gleichmut schalten und walten.
    Die Tafel war vollzählig, wenn man von dem jungen Ehepaare absah, dessen Fernbleiben von den gemeinschaftlichen Mahlzeiten schon niemand mehr auffiel.
    Gleich zu Anfang nahm Thompson das Wort.
    »Ich glaube, sagte er, der Dolmetsch aller geehrten Anwesenden zu sein, wenn ich Don Hygino da Veiga den wärmsten Dank ausspreche für die Mühewaltung, die er diesen Morgen freiwillig auf sich genommen hat.«
    Don Hygino markierte eine Geste höflicher Ablehnung.
    »Ja, es ist so, es ist doch so! versicherte Thompson. Ohne Sie, Señor, hätten wir Angra weder so schnell noch so genußreich besichtigen können Ich frage mich nur, was wir nun beginnen sollen, auch den Nachmittag passend auszufüllen.
    – Den heutigen Nachmittag? rief Don Hygino. Das hat doch gar keine Schwierigkeiten. Haben Sie denn nicht daran gedacht, daß heute Pfingsten gefeiert wird?
    – Wie?… Pfingsten? wiederholte Thompson.
    – Jawohl, Pfingsten, fuhr Don Hygino fort, eines der größten katholischen Feste, das hier mit besondrer Feierlichkeit begangen wird. Ich habe bereits dafür gesorgt, einen Platz für Sie freihalten zu lassen, von wo aus sie die glänzende Prozession sehen können, bei der ein Kruzifix mitgeführt wird, das ich Ihrer besondern Aufmerksamkeit empfehlen möchte.
    – Was ist denn Besondres daran, an diesem Kruzifix, lieber Hygino? fragte der Baronet.
    – Vor allem seine Kostbarkeit, antwortete der Portugiese. Künstlerisches Interesse bietet es zwar nicht viel, dagegen beträgt der Wert der prächtigen Edelsteine, womit es buchstäblich überdeckt ist, angeblich mehr als zehntausend Milreis (6,000.000 Francs).«
    Thompson war entzückt von seinem so unerwarteten neuen Gaste. Sir Hamilton spielte jetzt nur noch die Rolle des fünften Rades am Wagen.
    Don Hygino hielt sein Versprechen nach allen Seiten.
    Beim Verlassen der »Seamew« glaubte er aber noch eine Bemerkung machen zu müssen, bei der mehr als einer der weiblichen Passagiere etwas kopfscheu wurde.
    »Verehrte Reisegenossen, sagte er, noch einen guten Rat, ehe wir in die Stadt gehen.
    – Und der wäre…? fragte Thompson.
    – Der Menschenmenge so viel wie möglich aus dem Wege zu gehen.
    – Das wird nicht leicht sein, bemerkte Thompson, wobei er auf die überfüllten Straßen hinwies.
    – Zugegeben, stimmte ihm Don Hygino bei. Tun Sie immerhin, was Sie können, eine unmittelbare Berührung mit den Einwohnern zu vermeiden.
    – Warum aber diese auffällige Warnung? fragte Hamilton.
    – Mein Gott, lieber Baronet, der Grund dafür läßt sich nicht gut angeben. Die Sache liegt nämlich so, daß… nun ja… daß die Bewohner dieser Insel sehr unreinliche Leute und infolgedessen vor allem zwei Krankheiten ausgesetzt sind, die das Gemeinschaftliche haben, daß sie mit unerträglichem Jucken einhergehen. Schon der Name der einen dieser Plagen ist häßlich genug, denn es handelt sich dabei um die – bitte um Verzeihung – um die widerliche… Krätze. Doch die andre erst…«
    Don Hygino unterbrach seine Rede, als ob er keinen Ausdruck fände, dessen er sich hier bedienen

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