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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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welche Nebenspesen? fragte Morgan.
    – Welche Nebenspesen? – Nun, für ein getötetes Maultier, und dann für die Benützung vier andrer und der dazugehörigen Treiber.
    – Und dessen weigert er sich?
    – Mit Händen und Beinen! Ich habe mir die erdenklichste Mühe gegeben, ihm den Sachverhalt mit Worten und mit Gesten zu erklären. Da könnte man aber ebensogut auf einen Kieselstein losreden. Da, sehen Sie nur: als ob ihn die Sache gar nichts anginge.«
    Piperboom lag in der Tat höchst behaglich auf einem Schaukelstuhle ausgestreckt und schien sich in die weichen Wolken eines Traumes versenkt zu haben. Die Augen gen Himmel gerichtet, sog er an seiner Pfeife mit der Regelmäßigkeit eines Dampfmaschinenkolbens und hatte offenbar die niedern Sorgen dieser Welt ganz von sich abgeschüttelt. Morgan verglich ironisch lächelnd die erregte Miene Thompsons mit dem friedlichen Antlitz seines Reisenden.
    »Ja, Fortuna hat so ihre Launen!« sagte er mit einer unbestimmten Handbewegung, und Thompson mußte sich wohl oder übel mit dieser nichtssagenden Antwort begnügen.
    Halb sieben Uhr war die »Seamew« nicht mehr weiter als drei Meilen von der Ostküste Terceiras entfernt. Der Gipfel ihres über tausend Meter hohen Kesselberges war schon deutlich sichtbar. Gegen Mittag erschien der Bergabhang ziemlich sanft und er reichte bis ans Meer heran, wo das Land in Gestalt einer Steilküste endete. Überall aber erkannte man die Zeichen unterirdischer Tätigkeit. Erstarrte Lavaströme stachen dunkel gegen das saftige Grün der Täler ab, und da und dort erhoben sich Aschen-und Bimssteinkegel, lockere Gebilde, die vom Regen und Winde langsam abgenagt werden.
    Um sieben Uhr trat ein abschüssiges Vorgebirge, der Mont Brazil, ins Gesichtsfeld, der den Weg völlig abzusperren schien. Eine halbe Stunde später war aber dieses wilde Kap umschifft und die Stadt Angra tauchte vor den Passagieren auf. Vor acht Uhr bohrten sich die Anker in den Grund der Reede und der Kapitän konnte die Worte »Achtung!… Stopp!« dem Maschinenmeister Bishop zurufen, der dann sofort die Kesselfeuer dämpfte, ohne sie jedoch wirklich zu löschen.
    Von dem besonders glücklichen Platze des Schiffes in der Mitte der Reede von Angra aus konnten die Passagiere der »Seamew« eines der schönsten Panoramen bewundern, mit denen Mutter Erde ihre Kinder erfreut hat. Hinter ihnen lag das weite Meer, nur unterbrochen von vier Eilanden, den Fadres und den Cabras; rechts und links düstre, drohende Steilküsten, die sich von beiden Seiten her senkten, als wollten sie ein weites, bequemes Lager bilden, auf dem sich die Stadt Angra harmonisch ausdehnte. Im Norden und im Süden von ihren Forts begrenzt, erhob sie im Scheine des hinsterbenden Tages in Form eines Amphitheaters ihre weißen Häuser, Glockentürme und Kuppeln. Weiter draußen stiegen – im Rahmen des schönen Bildes – mit Quintos, Orangenwäldern und Weingärten geschmückte Hügel in sanfter Steigung empor bis zu der grünen, fruchtbaren Feldmark, die die äußersten Gipfel krönte. Die Luft war mild, das Wetter prächtig und eine duftgeschwängerte Brise wehte vom nahen Lande her. An die Reling des Spardecks gelehnt, bewunderten die Passagiere dieses Rundgemälde, das nur seiner geringen Ausdehnung wegen dem von der Bai von Neapel gebotenen etwas nachsteht, bis alles im zunehmenden Dunkel des Abends verschwand. Unempfänglich für die Reize dieses Gestades, wollte sich der Kapitän Pip in seine Kabine zurückziehen, als ein Matrose ihm einen eben an Bord gekommenen Fremden zuführte.
    »Herr Kapitän, begann der Mann, als ich von Ihrem Eintreffen auf der Reede von Angra hörte, kam mir der Gedanke, mich Ihren Passagieren anzuschließen, wenn es überhaupt…
    – Das sind Fragen, die mich nichts angehen, mein Herr, unterbrach ihn der Kapitän. Bistow, setzte er an den Matrosen gewendet hinzu, führt diesen Herrn zu unserm Herrn Thompson.«
    Dieser besprach in seiner Kabine mit Robert Morgan eben das Programm für den nächsten Tag, als der Fremde hereingeführt wurde.
    »Ganz zu Ihren Diensten, mein Herr, antwortete er auf die ersten Worte des neuen Ankömmlings. Die Zahl der Plätze, über die wir verfügen, ist zwar beschränkt, es wird jedoch noch möglich sein… Sie kennen, vermute ich, schon die Reisebedingungen?
    – Nein, mein Herr,« erwiderte der Fremde.
    Thompson sann einen Augenblick nach. Erschien es nicht recht und billig, den ursprünglichen Preis um eine gewisse, dem schon

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