Das Reisebureau Thompson und Comp.
der ganzen Geschichte.«
Das rief allgemeinen Widerspruch hervor, und Thompson berichtete nun Don Hygino ausführlicher, was am Nachmittage vorgefallen war. Der Portugiese schien davon außerordentlich überrascht zu sein.
»Ich kann mir gar nicht vorstellen, sagte er, wie die fromme Bevölkerung dieser Insel es gewagt haben soll, sich angesichts einer Prozession so zu benehmen. Überlassen wir es getrost der Zukunft, uns die Lösung dieses Rätsels zu bringen. Sie fahren ja doch wohl noch diesen Abend ab? setzte er an Thompson gewendet hinzu.
– Gewiß, heute Abend,« bestätigte dieser.
Kaum waren diese Worte gefallen, als die Fensterscheiben des Salons unter dem dumpfen Krachen eines fernen Kanonenschusses schwach erzitterten. Wenige mochten die Detonation, die hier wie ein verhallendes Echo klang, gehört, noch wenigere ihr eine besondre Bedeutung beigelegt haben.
»Fühlen Sie sich unwohl, lieber Freund? fragte Sir Hamilton, da er Don Hygino plötzlich erbleichen sah.
– Ein leichtes Fieber, das ich mir in Praya geholt habe. Diese Stadt ist, wie bekannt, sehr ungesund,« antwortete der Portugiese, dessen Gesicht schon wieder Farbe bekam.
Da hörte man vom Deck her die Stimme des Kapitäns Pip.
»Ans Ankerspill! Hurtig!«
Gleich darauf vernahm man das trockne und regelmäßige Geräusch des in eine Verzahnung einfallenden Sperrhakens.
Die Passagiere begaben sich nach dem Spardeck, um der Ankerlichtung beizuwohnen.
Der Himmel hatte sich während der Mahlzeit bezogen. In der pechschwarzen Nacht sah man nichts als die Lichter Angras, von wo wirre Geräusche bis zum Schiffe herausdrangen.
Auf dem Vorderteile erschallte jetzt die Stimme Flyships:
»Fertig, Herr Kapitän!
– Fest dranhalten! Zur Abfahrt fertig machen!« antwortete dieser von der Kommandobrücke aus.
Auf diesen Befehl hin strömte der Dampf in die Zylinder, die Maschine wurde geprobt, die Schraube durchwühlte einige Sekunden das Wasser.
»Den Anker ganz aufwinden lassen, Flyship!« kommandierte der Kapitän.
Von neuem wurde das Einfallen des Sperrhakens hörbar und der Anker brach aus dem Grunde los, als eine laute Stimme durch die Nacht aus zwei Kabellängen Entfernung den Dampfer anrief.
Hier wurden die Vorbereitungen zum Abdampfen zunächst unbeirrt fortgesetzt.
Da trat aus dem Dunkel ein von zwei Rudern getriebnes Boot hervor und legte an der Schiffswand an.
»Ich möchte den Kapitän sprechen,« sagte portugiesisch einer der Insassen, den man bei der Finsternis nicht deutlich erkennen konnte.
Robert Morgan übersetzte seine Worte.
»Hier bin ich, sagte der Kapitän Pip, indem er von der Kommandobrücke herunterstieg und sich über das Spardeck hinauslehnte.
– Der Mann da unten, Herr Kapitän, übersetzte Morgan weiter, verlangt, daß ihm die Bordstreppe hinuntergelassen werde, um aufs Schiff kommen zu können.«
Dem Verlangen wurde entsprochen, und bald erschien auf dem Deck ein Mann, an dessen Uniform alle erkannten, daß sie ihn diesen Nachmittag schon einmal gesehen hatten, und zwar als einen ihrer schließlich nutzlosen Beschützer. Nach den Goldborten zu urteilen, die an seinem Ärmelausschlag glänzten, mußte es ein höherer Polizeibeamter sein. Zwischen ihm und dem Kapitän entwickelte sich dann unter Vermittlung Morgans folgendes Gespräch:
»Ich habe doch wohl die Ehre, den Kapitän der »Seamew« vor mir zu sehen?
– Ganz recht.
– Der gestern Abend hier eingetroffen ist.
– Ja, gestern Abend.
– Mir scheint, Sie rüsten sich schon wieder zur Abfahrt?
– Wie Sie sagen.
– Sie haben also den Kanonenschuß wohl nicht gehört?«
Der Kapitän Pip wendete sich nach seinem Artimon um.
»Habt Ihr einen Kanonenschuß gehört Master? Ich begreife nur nicht inwiefern dieser Kanonenschuß uns etwas angehen soll, mein Herr?
»Ich habe die Ehre, werter Herr, mich Ihnen bestens zu empfehlen!« (S. 135.)
– Der Kapitän fragt, übersetzte Morgan etwas frei, was jener Kanonenschuß mit unsrer Abfahrt zu tun haben soll.«
Der Polizeiinspektor schien erstaunt.
»Ist Ihnen denn nicht bekannt, daß der Hafen geschlossen und Embargo auf alle auf der Reede ankernden Schiffe gelegt ist? Hier ist der Befehl des Gouverneurs, antwortete er, während er vor Morgans Augen ein Blatt Papier entfaltete.
– Na gut, erklärte philosophisch Kapitän Pip, wenn der Hafen geschlossen ist, dann fahren wir eben nicht ab. Lassen Sie die Kette schießen, Flyship! rief er nach dem Vorderteile hin.
– Halt, halt!
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