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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Bitte um Verzeihung… nur einen Augenblick! meldete sich Thompson, wir können uns vielleicht verständigen. Herr Professor, wollen Sie den Herrn gefälligst fragen, warum der Hafen überhaupt geschlossen worden ist.«
    Der Vertreter der hohen Obrigkeit gab Morgan aber keine Antwort. Er ließ ihn ohne weiteres stehen und trat plötzlich auf einen der Passagiere zu.
    »Ah, ich täusche mich nicht! rief er. Don Hygino an Bord der »Seamew«?
    – Wie Sie sehen, antwortete dieser ruhig.
    – Sie wollen uns also verlassen?
    – Oh, mit der Hoffnung, hierher zurückzukehren.«
    Zwischen den beiden Portugiesen entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch, dessen Hauptinhalt Don Hygino sogleich der Reisegesellschaft mitteilte.
    Im Laufe des Getümmels am Nachmittage hatten Übeltäter die durch ihren Überfall der Prozession entstandne Verwirrung benutzt, sich des berühmten Kruzifixes zu bemächtigen. In einer entlegnen Gasse war nur das hölzerne Gestell, aber beraubt seiner auf sechs Millionen Francs geschätzten Edelsteine, wiedergefunden worden. Der Gouverneur hatte infolgedessen alle an der Insel liegenden Schiffe für so lange mit Beschlag belegen lassen, bis man der kirchenschänderischen Räuberbande habhaft geworden wäre.
    »Und wie lange kann das dauern?« fragte Thompson.
    Der Inspektor machte eine zweideutige Bewegung, die Thompson mit einem schiefen Gesicht beantwortete. Im ganzen hundertvier Personen ernähren zu müssen, das konnte schon eine mehrtägige Verzögerung recht kostspielig machen.
    Auf sein Betreiben erhob Morgan gegen die Verordnung Einspruch… vergeblich: der amtliche Befehl des Gouverneurs lag nun einmal unzweideutig vor.
    So wütend Thompson darüber auch war, Saunders war es noch viel mehr. Eine weitere Verletzung des Programmes… das brachte ihn außer sich.
    »Mit welchem Rechte wagt man es, uns hier zurückzuhalten? rief er mit Nachdruck. Unter der Flagge, die uns deckt, haben wir meiner Ansicht nach von den Portugiesen keine Befehle anzunehmen.
    – Ganz meine Meinung, stimmte der Baronet ihm zu. Was zwingt uns übrigens, diesem Polizeibeamten zu gehorchen? Er wird sich doch nicht einbilden, allein ein Schiff mit sechsundsechzig Passagieren, außer den Offizieren und der Mannschaft, mit Gewalt aufhalten zu wollen?«
    Thompson wies mit der Hand nach den Forts hin, deren düstre Massen in der Dunkelheit eben noch erkennbar waren, und diese stumme Antwort erschien dem Baronet sehr deutlich, denn er fand darauf keine Erwiderung. Doch da sollte ihm eine unerwartete Hilfe kommen.
    »Sind es die Festungswerke, die Ihnen Respekt einflößen? flüsterte Don Hygino Thompson ins Ohr. Die sind nicht gefährlich. Pulver und Geschütze haben sie zwar, doch Geschosse… das ist ein ander Ding.
    – Wie, sie hätten dort keine Kugeln? sagte Thompson ungläubig.
    – Vielleicht haben sie noch einige, die taugen aber zu nichts, versicherte Don Hygino halblaut. Glauben Sie etwa, es paßte davon eine einzige in die Geschützrohre? Ich sage Ihnen, hier so wenig wie in den andern Forts der Inselgruppe!
    – Sieh da, lieber Hygino, rief der Baronet verwundert, Sie als Portugiese nehmen bei dieser Sache unsre Partei!
    – Augenblicklich bin ich nur ein Reisender, der es eilig hat,« antwortete Don Hygino trocken.
    Thompson war unentschieden. Er zögerte noch. Ein solches Abenteuer zu wagen, war denn doch kein leichtes Ding. Anderseits war es höchst ärgerlich, die Reise zur allgemeinen Unzufriedenheit der Passagiere und zum großen Schaden der Agentur zu unterbrechen. Ein Knurren des cholerischen Saunders, ein höhnisches Lächeln Hamiltons und eine weitere beruhigende Versicherung Don Hyginos brachten ihn aber dahin, sich für das Wagestück zu entscheiden. Er rief nach dem Kapitän Pip.
    »Kapitän, redete er diesen an, das Schiff soll, wie Sie wohl wissen, auf Befehl der portugiesischen Behörde hier zurückgehalten bleiben.«
    Der Kapitän gab durch ein Kopfnicken zu erkennen, daß er das wüßte.
    »Wenn ich, Thompson, von Ihnen nun verlangte, abzufahren, würden Sie das tun?
    – Das versteht sich. Augenblicklich, Herr Thompson.
    – Es ist Ihnen aber doch wohl nicht unbekannt, daß Sie sich im Schußbereich der Forts von Angra befinden?«
    Der Kapitän sah sich den Himmel an, dann das Meer, hierauf Don Hygino und schließlich rümpfte er die Nase als Ausdruck souveräner Verachtung. In Worten hätte das geheißen, daß er sich bei der finstern Nacht und dem ruhigen Meere so wenig wie ein Fisch um einen

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