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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Apfel den Teufel um die Kugeln geschert hätte, die ihm portugiesische Kanoniere etwa nachsenden könnten.
    »In diesem Falle, Herr Kapitän, fuhr Thompson fort, erteile ich Ihnen den Befehl, abzufahren.
    – Wenn’s so liegt, antwortete Pip mit größter Seelenruhe, könnten Sie da nicht den Mann hier für fünf Minuten in den Salon hinunterbugsieren? Er wird etwas hungrig sein.«
    Dem so bestimmt ausgesprochenen Wunsche nachgebend, nötigte Thompson den Inspektor dringend, eine kleine Erfrischung anzunehmen.
    Kaum war er mit dem Gaste verschwunden, da beorderte der Kapitän die Mannschaften schon an das Spill. Hier gebrauchte man die Vorsicht, den Sperrhaken festzulegen, um dessen verräterisches Einfallen in die Zähne des Getriebes zu verhindern. Nach wenigen Minuten war der Anker losgebrochen, aufgegattet und gekippt… alles ohne das geringste Geräusch. Die Mannschaft verrichtete mit Feuereifer ihre Arbeit.
    Schon als der Anker vom Grunde frei war, begann das Schiff zu treiben. Seine im Verhältnis zu den Lichtern der Stadt veränderte Lage war bereits leicht bemerkbar, als der Inspektor in Begleitung Thompsons wieder auf dem Deck erschien.
    »Herr Kommandant, was fällt Ihnen denn ein? rief er von hier aus dem Kapitän auf der Kommandobrücke zu.
    – Was belieben Sie, mein Herr? fragte dieser höflich dagegen, während er sich über die Brüstung beugte.
    – Der Herr Inspektor, sagte Morgan, glaubt, daß der Dampfer vor Anker triebe.
    – So? Glaubt er das?« lautete die gemütliche Antwort.
    Der Inspektor erwies sich jedoch der Lage gewachsen. Mit einem Blicke streifte er die schweigende Mannschaft und begriff sogleich, was hier vorging. Da zog er aus der Tasche eine lange Pfeife und entlockte dieser einen merkwürdig schwirrenden Ton, der in der Stille der Nacht sehr weithin hörbar sein mußte. Bald zeigte es sich auch, daß es so war. Auf der Brustwehr der Forts bewegten sich Lichter hin und her.
    Angra wird durch zwei Forts verteidigt, durch das »Morro do Brazil« im Süden und das Fort »San João Baptista« im Norden. Die »Seamew« wurde, den Bug voran, von der Strömung dem zweiten zugetrieben, als die Pfeife den Alarmruf gab.
    »Herr, erklärte der Kapitän kaltblütig, noch ein zweiter Pfiff, und ich lasse Sie ohne Federlesen über Bord werfen.«
    Der Inspektor erkannte an der drohenden Stimme, daß die Sache ernsthaft werden könnte, und als Morgan ihm Pips Worte übersetzt hatte, gab er klein bei.
    Schon seit das Spill gedreht worden war, spie der Schornstein Rauch und sogar Flammen. Das paßte ganz vortrefflich für die Pläne des Kapitäns, der damit einen Vorrat an Dampf bekam, welchen er später vielleicht recht gut brauchen konnte. Schon zischte es aus den Sicherheitsventilen, obgleich sie etwas überlastet waren, während der Feuerschein über dem Schornstein allmählich abnahm. Bald war er auch ganz erloschen.
    Denselben Augenblick krachten aber gleichzeitig zwei Kanonenschüsse, und zwei Projektile, die von den beiden Forts kamen, schlugen rikoschettierend je fünfhundert Meter von jeder Schiffsseite ein. Das war eine Warnung.
    Bei diesem unerwarteten Zwischenfalle sah man Thompson erbleichen. Don Hygino mußte ja gefaselt haben.
    »Stopp, Kapitän, stopp!« rief er mit erschreckter Stimme.
    Es ist wohl nicht zu verwundern, daß sich mehr als ein Passagier diesem Verlangen anschloß. Immerhin gab es auch wenigstens einen, der ein wahrhaft heroisches Stillschweigen bewahrte, und das war der hochehrenwerte Gewürzkrämer. Er erschien ja aufgeregt… gewiß… er zitterte sogar, das muß man offen gestehen, um nichts in der Welt aber hätte er auf die Freude verzichtet, zum ersten Male in seinem Leben einer Bataille beizuwohnen. Man bedenke nur: etwas derartiges hatte er ja noch niemals gesehen!
    Auch Roger de Sorgues hätte seinen Platz um keinen Preis verlassen. Durch eine wunderliche Ideenverbindung erinnerte ihn der Kanonendonner an das possenhafte Frühstück auf Fayal, und er amüsierte sich über die Sache vortrefflich.
    »Nun auch noch bombardiert! dachte er sich, die Seiten haltend. Mehr kann einer doch gar nicht verlangen!«
    Bei Thompsons Anruf hatte sich der Kapitän halb umgedreht.
    »Ich bedaure, Herr Thompson, Ihnen diesmal nicht gehorchen zu können, sagte er mit so herrischer Stimme, wie man sie von ihm gar nicht gewöhnt war. Nachdem ich auf Anordnung meines Reeders einmal abgefahren bin, bin ich allein der einzige Herr an Bord. Ich werde, wenn es Gott gefällt, das

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