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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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eignen Herren. Ich für meinen Teil werde mich auch begnügen, die Widerspenstigen verhaften und einsperren zu lassen, bis die Entscheidung des Gouverneurs in dieser Sache vorliegt. Leute, tut eure Schuldigkeit!« rief er noch einigen Polizisten zu.
    Da war nun jeder Widerstand unmöglich. Einer nach dem andern begaben sich die Passagiere, von je einem Beamten begleitet, nach ihrer Kabine. Jetzt zeigte sich auch, warum der Corregidor die zwei Frauen mit hergebracht hatte.
    Dieser selbst setzte noch die Absuchung des Schiffes fort. Überall wurden die Taurollen aufgehoben und einzelne Leute auf die Marsen und bis nach den Masttoppen hinausgeschickt. Kein verborgner Winkel blieb undurchstöbert bei dieser Nachsuchung, die nach bewundernswerter Methode durchgeführt wurde.
    Die beste Spürnase kann aber nichts finden, wo nichts ist, und es stand hier einmal geschrieben, daß der Corregidor von dieser eifrigen Jagd als Schneider zurückkehren sollte. Um sieben war alles gesehen und nochmals durchgesehen.
    »Sie können sich nun wieder frei bewegen, sagte der Beamte sauersüß zu Thompson, während er schon auf die Bordwandöffnung zuging.
    – Wir können also ans Land gehen?
    – Ganz nach Belieben.
    – Und jedenfalls auch die Insel verlassen?
    – Ja, was das betrifft, mein Herr, antwortete der Corregidor trocken, so werden Sie schon warten müssen bis zum Eintreffen der Antwort auf unsern Bericht, den wir unverzüglich nach Terceira absenden werden.«
    Und während Thompson noch wie vor den Kopf gestoßen auf der Stelle stehen blieb, verschwand der Corregidor mit seiner Rotte Agenten und den Männern und Frauen, die die Leibesvisitation vorgenommen hatten. Nur zehn Polizisten blieben unter der Führung eines Leutnants auf dem Dampfer zurück, um das mit Arrest belegte Fahrzeug zu überwachen.
    Beim Essen ging es nun sehr lebhaft her. Alle verurteilten streng die Maßnahme der portugiesischen Behörden. Die »Seamew« bis nach strenger Durchsuchung zurückzuhalten, das mochte ja hingehen; aber nach dieser…!
    Man wird jedoch alles überdrüssig, den Unwillen ebenso wie alles andre Bald konnte es denn auch unter verhältnismäßiger Ruhe Alice Lindsay wagen, ihren Gefährten die Einladung der hübschen Thargela mitzuteilen. Die wurde besser aufgenommen, als man es von den immerhin noch gereizten Touristen erwartet hätte. Da sie gezwungen gewesen waren, den ganzen langen Tag an Bord zu bleiben, ergriffen sie mit Freuden die Gelegenheit zu einem Abendspaziergange und zu einem originellen Schauspiele. Fast vollzählig betraten sie gegen neun Uhr den Saal, worin Thargela ihre Verbindung mit dem geliebten Joachimo durch einen Ball feierte, bei dem Männer und Frauen nach den Klängen einer wahrhaft wütenden Musik in tollem Wirbel tanzten.
    Die Engländer wurden mit Jubelrufen begrüßt, sie waren ja eigentlich die Glücksschmiede für die jungen Leute gewesen. Ohne ihre Gegenwart wäre die Hochzeitsgesellschaft nicht vollzählig gewesen. So wurden sie mit aufrichtiger Freude von allen Anwesenden willkommen geheißen.
    Der eine Zeitlang unterbrochene Tanz wurde dann fortgesetzt. Quadrillen folgten den Polkas und Walzer den Mazurkas. Gegen elf Uhr aber riefen alle:
    »Den Landun! Den Landun!«
    Schnell bildeten die Anwesenden einen Kreis, und Thargela und Joachimo ließen sich nicht weiter nötigen, ihre Freunde zu befriedigen, indem sie diesen Nationaltanz aufführten, für den die Azorer aller Klassen eine wahre Leidenschaft haben.
    Der Landun ist der Zwillingsbruder des spanischen Bolero. Beiden gleich ist das Trippeln der Füße, das geschmeidige Biegen des Körpers und das halb zürnende, halb anlockende Mienenspiel. Jedenfalls hatte Thargela den schwierigen Charaktertanz sehr geschickt ausgeführt, denn als die Kastagnetten schwiegen, wurde das junge Paar mit anhaltendem Beifall überschüttet.
    Gegen Mitternacht ging das Fest zu Ende. Der Wein von Fayal hatte die Ausgelassenheit der Tänzer bis aufs höchste gesteigert. Die Passagiere der »Seamew« bereiteten sich zum Aufbruche.
    Nach kurzer Besprechung mit ihren Gefährten entschloß sich Alice Lindsay aber, erst noch einen Gedanken, der ihr gekommen war, zu verwirklichen. Da der Zufall sie mit dem Schicksale der jungen Leute verknüpft hatte, warum sollten sie, einer Regung des Herzens folgend, nicht auch vollenden, was sie begonnen hatten? Thargela, die ihren Schutz so geschickt in Anspruch genommen hatte, war dieser zuteil geworden. Nun erhob sich die Frage,

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