Das Reisebureau Thompson und Comp.
kaum wußte, was er mit seiner Zeit anfangen sollte?
Wenn Thompson an der feindlichen Gruppe vorüberkam, in der Saunders den störrigen Tyrtäus vorstellte, schlich er sich mit einem Katzenbuckel vorbei. Innerlich mußte er ja die üble Laune seiner Passagiere entschuldigen. Hatte er den Leuten eine angenehme Reise von etwa einmonatlicher Dauer versprochen, ihnen dafür eine immerhin beträchtliche Summe Geldes abgenommen, um sie nachher im Hafen von Ponta-Delgada eingesperrt zu halten, so konnte das wohl die gutmütigsten Seelen in die Wolle bringen. Noch ein wenig mehr, und auch die übrigen hätten ihn verlassen, die ihm bis jetzt treu geblieben waren… Das sah er, das fühlte er. Ohne sich in so maßlosen Klagen zu ergehen wie Saunders, Hamilton und deren Anhänger, hatten sogar schon solche wie der Geistliche Cooley unverkennbar angedeutet, daß sie mit dem San Miguel anlaufenden Postdampfer nach England heimkehren, also auf die fernere Reise verzichten würden, wenn sich die Lage der Dinge hier nicht sehr bald zum Bessern wenden würde. Das war ein ernstes Symptom.
Wer stand nun noch gegenüber dieser mächtigen Opposition auf Thompsons Seite? Einzig und allein die Familie Blockhead, die den Optimismus ihres Oberhauptes getreulich teilte. Der würdige Ehren-Gewürzkrämer machte stets ein höchst zufriedenes Gesicht und erklärte jedem, der ihn hören wollte, er sei alles in allem gar nicht so bös darüber, sich hier in diplomatische Streitigkeiten verwickelt zu sehen.
Was die Lindsays und Roger betrifft, so waren diese neutral, weder Gegner noch Parteigänger des Unternehmers. Sie kümmerten sich nur wenig um die Dinge, über die ihre Gefährten sich so sehr aufregten. In Ponta-Delgada hatten ja Alice und Dolly so gut wie anderswo immer die Genugtuung, beieinander zu sein, und konnten sich der Unterhaltung des schneidigen französischen Offiziers erfreuen.
Unterstützt durch das gewohnte Leben an Bord, hatte dieser leicht genug den von dem unfreundlichen und schweigsamen Jack verlassenen Platz einnehmen können. Schon kurze Zeit nach der Abfahrt sah man die beiden Schwestern und ihn fast stets beisammen, und diese Vertraulichkeit setzte die Zungen ihrer Reisegenossen manchmal mehr als nötig in Bewegung. Roger schien sich aus solchen Klatschereien aber blutwenig zu machen. Ganz offen schüttete er über die beiden Damen die Schätze seines heitern Gemüts aus. Dolly und ihn sah man fast immer herzlich lachen. Selbst der jetzige Zwischenfall gab beiden nur Veranlassung zu endlosen Scherzen, und Roger vorzüglich machte sich über eine so vortrefflich organisierte Reise lustig. Dem vertrauten Kreise der Drei schloß sich auch Morgan nach und nach mehr an. Eine so kluge Zurückhaltung er auch sonst bewahrte, wäre es von ihm doch fast beleidigend erschienen, dem Entgegenkommen seines Landsmannes und der Mrs. Lindsay, die ihn immer etwas neugierig beobachtete, nicht entsprechen zu wollen. Er legte also seine frühere Schüchternheit mehr und mehr ab und fing ebenfalls an, harmlos zu plaudern. Und je mehr sie ihn kennen lernten, destomehr rechtfertigte er das schmeichelhafte Vertrauen der Damen, die ihn ihrer Gesellschaft angliederten. Ohne seine Stellung hier zu vergessen, lüftete er doch einigermaßen die Verkleidung, die er trug, und gewissermaßen wieder er selbst, beteiligte er sich an einem Geplauder, dem er von Tag zu Tag mehr Reiz abgewann. Abgesehen von der Erderschütterung bei den Sieben Städten, hatte er sich nur durch Zufall die Dankbarkeit Alice Lindsays erworben, doch das hatte genügt, ihn häufiger mit den beiden Schwestern zusammenzuführen.
Selbst wenn Thompson aber die Indifferenten seinem ausgesprochnen Anhang zuzählte, mußte er sich gestehen, daß seine Armee stark zusammengeschmolzen war, und er zermarterte sich das Gehirn, um Mittel zu finden, dieser beklagenswerten Lage ein Ende zu machen. Das erste war natürlich eine Anrufung des britischen Konsuls; leider machte eine solche das Verbot, irgendwie mit dem Lande in Verbindung zu treten, von vornherein unmöglich. Thompson versuchte es noch einmal, mit dem Leutnant des Polizeiaufgebots auf der »Seamew« zu verhandeln, vergeblich; erst mußte die weitere Durchsuchung abgewartet werden, vorher war nichts zu machen.
Der Kapitän Pip lauschte von weitem dem Gespräche, das in dieser Weise endete. Ohne die einzelnen Worte zu hören, erriet er doch ihren Sinn und knetete vor Wut die Spitze seiner Nase, während seine Pupillen
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