Das Reisebureau Thompson und Comp.
wovon das Pärchen leben wollte. Mit einem so tüchtigen Burschen wie Joachimo würde es der jungen Ehe am notwendigsten ja nicht mangeln. Eine kleine Geldsumme aber, die die Touristen ohne Mühe unter sich aufbringen konnten, mußte jedenfalls die Zukunft des neuen Hausstandes wesentlich erleichtern. Das sollte Thargelas Mitgift sein, und Joachimo, der jetzt ein glücklicher Ehemann geworden war, machte mit demselben Schlage auch noch ein gutes Geschäft. Thargela geheiratet zu haben das war gut. Seine Zukunft sichergestellt zu wissen, das war noch besser.
Alice ging also für ihren jungen Schützling einsammeln, und es verdient bemerkt zu werden, daß da keiner der Passagiere wegen seines Obolus feilschte.
Blockhead, als der erste, schröpfte sich um zwei Pfund Sterling (40 M. = 50 Frcs.), für einen Ehren-Gewürzkrämer gewiß recht anerkennenswert, und Saunders, Thompson und Tigg glaubten da nicht weniger beisteuern zu dürfen.
Johnson hätte sicherlich ebensoviel gegeben, wenn er nicht, treu seinem Eide, auf der »Seamew« geblieben wäre.
Roger ließ in die Hand der graziösen Samariterin galant fünf Louisdor in französischem Golde gleiten.
Hamilton, der trotz seines unliebenswürdigen Charakters im Grunde gutherzig war, verminderte bei dieser Gelegenheit seine Kapitalien um eine schöne Banknote im Werte von vier Pfund (80 M. = 100 Frcs.), die er wirklich gern zu spenden schien.
Alice sprach dem freigebigen Baronet ihren wärmsten Dank aus, doch als sie dann ihr wohltätiges Werk fortsetzte, fühlte sie sich etwas betroffen, als sie sich Morgan gegenübersah.
Ohne ein Wort zu sagen oder wegen der Bescheidenheit seiner Gabe in Verlegenheit zu kommen, übergab Morgan in edelstolzer Haltung der schönen barmherzigen Schwester ein portugiesisches Milreis (4,8 M. = 6 Frcs.), wobei Alice plötzlich fühlte, daß sie wider Willen über und über errötete.
Erregt über diesen Anfall von Schwäche, für den sie sich keinen Grund anzugeben wußte, dankte Alice mit einem Kopfnicken und legte, sich schnell umwendend, ihre Bitte dem nächsten Passagier vor.
Dieser nächste war kein andrer als der edle Don Hygino. Wenn aber Hamilton sich fürstlich abgefunden hatte, tat Don Hygino das wahrhaft königlich. Eine Banknote von vierzig Pfund (800 M. = 1000 Frcs.), das war das ansehnliche Geschenk, das er der Mrs. Lindsay einhändigte. Vielleicht tat er das etwas zu ostensiv, vielleicht faltete er die Banknote mit Vorbedacht so auseinander, daß jedermann ihren Wert erkennen konnte, mit einer Langsamkeit, die etwas unangenehm berührte. Doch das lag wohl daran, daß er ein Südländer war, und Alice hielt sich bei solchen Lappalien nicht weiter auf.
Angeregt durch dieses Beispiel, öffneten die meisten übrigen Passagiere ihre Geldbeutel besonders weit. Keiner verweigerte seinen Beitrag, wenn der auch je nach den Vermögensverhältnissen des Gebers hier größer, dort kleiner ausfiel.
Nach Beendigung ihres Bittganges kündigte Alice freudig an, daß sie zweihundert Pfund (4000 M. = 5000 Frcs.) einbekommen habe. Das war ja ein sehr gutes Ergebnis. Um es ganz zu erreichen und die Summe abzurunden, hatte Alice selbst noch einen beträchtlichen Betrag beisteuern müssen. Sie hütete sich aber, die lächerlich eitle Weise Don Hyginos nachzuahmen, und was sie gab, das erfuhr niemand.
Aus angeborner Bescheidenheit wollte sie aber freilich darauf verzichten, der jungen Frau diese unerwartete Morgengabe selbst zu übergeben. Sie betraute damit das junge, menschenscheue Ehepaar, das auf der »Seamew« eine so merkwürdige Reise machte. Diesen Abend waren sie rein zufällig hier anwesend, und der schöne Auftrag kam ihnen ja wohl mit Recht zu.
Gegen Mitternacht ging das Fest zu Ende. (S. 175.)
Die junge Engländerin überlieferte also ihrer portugiesischen Schwester die Mitgift, die eben aufgebracht worden war und die sie mit einem herzlichen Kusse begleitete. Sie wollte aber doch nicht den Namen der barmherzigen Reisenden verschweigen, der Thargela eigentlich Dank schuldig war. Alice mußte also die überquellenden Dankesbezeigungen Thargelas und ihres Gatten über sich ergehen lassen. Fünftausend Francs, das war für die beiden schon ein Vermögen, und niemals würden sie die gütige Fee vergessen, die ihr zukünftiges Glück gesichert hatte.
Auch die andern Passagiere erhielten ihren Teil von dieser Explosion der Dankbarkeit. Thargela ging, mit Freudentränen in den Augen, von dem einen zum andern und drückte
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