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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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allen immer und immer wieder die Hände.
    Es galt indes nun aufzubrechen.
    Mit großer Mühe beruhigte man einigermaßen die freudige Aufregung des neuen Ehepaares, und dann wandten sich die Touristen, von begeisterten Rufen begleitet, der Türe des Saales zu.
    Bis zuletzt blieben Thargela und Joachimo an ihrer Seite und vergalten durch ihre fast überschwengliche, aber aufrichtige Freude hundertfach die empfangene Wohltat. Und als die Touristen endlich hinausgekommen waren, da standen Thargela und Joachimo noch Hand in Hand auf der Türschwelle und sahen in die Nacht hinaus, wo die Eintagsgäste allmählich im Dunkel verschwanden, die Reisenden, die bald ihre Reise fortsetzen würden, die schon keine nutzlose sein konnte wegen der einen gutherzigen Handlung, die sie in diesem Winkel der weiten Welt verrichtet hatten.
Zwölftes Kapitel.
Eigentümliche Wirkungen der Seekrankheit.
    Als die Passagiere, nach ihrem Abschiede von Thargela und Joachimo, an Bord zurückgekehrt waren, hatten sie fünf von den Polizisten, die zu ihrer Bewachung beordert waren, auf dem Deck umherspazierend angetroffen, während deren fünf Kameraden im Volkslogis und ihr Offizier in der ihm eingeräumten Koje in süßem Schlummer lagen. Doch trotz der strengen Überwachung schwamm die »Seamew« am 26. Mai bei Sonnenaufgang schon mehr als dreißig Seemeilen von San Miguel auf dem offnen Meere.
    Dergleichen schien ihr zur Gewohnheit zu werden.
    Diesmal hatte sie sich, um zu entfliehen, keinen portugiesischen Geschossen auszusetzen brauchen. Das war einfach infolge eines dicken Nebels gelungen, der gegen zwei Uhr morgens alles mit einem undurchdringlichen Schleier verhüllt hatte. Der im Schlafe liegende Leutnant war nebst seinen fünf Leuten eingeschlossen worden, die fünf Wachthabenden hatte man im Handumdrehen gefesselt, und die »Seamew« war ruhig abgedampft, als ob gar kein Arrestbefehl des Gouverneurs vorgelegen hätte.
    Der Leutnant, der eine Stunde später herausgelassen wurde, sah sich gezwungen, sich den Vorschriften des Siegers zu unterwerfen und auf eine unselige Kapitulation einzugehen. Seine Mannschaft war entwaffnet worden, und die »Seamew« trug sie letzt mit fort, um sie erst in Madeira in der Minute abzusetzen, wo das Schiff diese Besitzung Portugals verließ.
    Durch die plötzliche Wendung der Dinge niedergeschmettert, ging der unglückliche Leutnant mit düsterm Gesichte auf dem Schiffe umher. Wenn er daran dachte, wie sehr dieses Abenteuer seinem Avancement schaden würde, machte er eine recht klägliche Miene, während er beim Hellerwerden des Himmels das vor ihm liegende weite Meer betrachtete.
    Auch der Kapitän Pip hatte bis jetzt der wohlverdienten Ruhe nicht gepflogen. Abgesehen von der Gefahr, die von einer Gruppe – »die Ameisen« genannter – Klippen drohte, hatte auch das Wetter sein Wachbleiben nötig gemacht. Wenn auch kein Anzeichen für einen Sturm vorhanden war, zeigte das Meer doch eine abnorm starke Bewegung. Die gegen die Wellen ankämpfende »Seamew« kam kaum vorwärts und stampfte sehr heftig.
    Wenn der Kapitän so alle Sorgen für den Dampfer auf sich nahm, geschah das offenbar zugunsten aller übrigen. Das war wenigstens Thompsons Ansicht, der schon seit der Abfahrt fest geschlafen hatte, bis er eine Hand auf seiner Schulter fühlte, die ihn plötzlich weckte.
    »Was gibt es denn? Wieviel Uhr ist es?« fragte er, sich die Augen reibend.
    Da erkannte er das ebenholzfarbene Gesicht des zweiten Tafelmeisters Master Sandweach.
    »Es ist um sechs, Herr Thompson, antwortete dieser respektvoll.
    – Und warum weckt Ihr mich da? knurrte Thompson unwillig.
    – Ja, einer der Passagieraufwärter schickt mich, Ihnen mitzuteilen, daß man aus der Kabine, die der portugiesische Herr und seine Brüder innehaben, sehr klägliche Töne hört. Er fürchtet, die Drei wären schwer krank, und er weiß nicht, was er tun soll.«
    Thompson überlegte sich, daß die Sache tatsächlich schlimm stehen müßte, da man sich entschlossen hatte, ihn deshalb zu wecken.
    »Es ist gut; ich werde nachsehen,« antwortete er gelassen.
    Beim Betreten der Kabine der portugiesischen Herren bedauerte er gleich auf den ersten Blick nicht, dahin gekommen zu sein. Don Hygino und seine beiden Brüder erschienen ihm wirklich schwer krank. Leichenblaß, mit geschlossenen Augen und das Gesicht mit kaltem Schweiß bedeckt, lagen sie regungslos auf dem Rücken, stießen aber ununterbrochen herzzerreißende Schreie aus. Sie mußten wohl an

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