Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
auseinanderwichen, als ob er stark schielte. Seinen Reeder so erniedrigt zu sehen, daß er sich bittend an einen portugiesischen Polizisten wenden mußte, das ging dem wackern Kapitän über alle Begriffe. Wenn Thompson ihn vorher gefragt hätte, würde der ehrliche Seemann ihm zu einem Staatsstreiche geraten haben, das heißt, stolz am hellen Tage mit flatternden Fahnen unter den Kanonen des Forts davonzufahren.
    Thompson fiel es aber gar nicht ein, an die Weisheit seines Kapitäns zu appellieren. Er strebte nur nach Beruhigung und suchte Zeit zu gewinnen, es möglichst allen recht zu machen. Und das ist bekanntlich eine schwere Aufgabe.
    Eine der Ungeduldigsten war die arme Thargela. Ohne diesen unseligen Zwischenfall wäre nun die Stunde nicht mehr fern gewesen, wo sie die Frau Joachimos geworden wäre. Sie brannte vor Verlangen, den unbeugsamen Offizier aufzusuchen, der ihr gegenüber doch vielleicht nachgiebiger war.
    So zögerte sie auch nicht, den kühnen Versuch zu wagen, als sie Joachimo sah, der sie offenbar sprechen wollte, und ihr aus dem Boote verzweifelt zuwinkte.
    Thargela trat entschlossen auf den Offizier zu und erklärte ihm die mißliche Lage, in die sie der Befehl des Gouverneurs versetzt hatte. War es nur die Gerechtigkeit der Klage oder der Widerhall, den diese Geschichte auf der ganzen Insel gefunden hatte, oder war es einfach die Wirkung der schönen Augen der Bittstellerin, jedenfalls ließ der Offizier sich erweichen. Er schickte einen Boten aus Land, der auch bald mit der Weisung zurückkehrte, Thargela unter der Bedingung auszuschiffen, daß sie sich auf dem Lande einer eingehenden Untersuchung ihrer Kleidung und ihrer Person unterzöge. Dieser Vorbehalt hätte, wenn man es nicht schon wußte, bewiesen, wie streng die Blockade gehandhabt wurde.
    Die junge Azorerin beeilte sich, von der erlangten Freiheit Gebrauch zu machen. Vorher unterließ sie es jedoch nicht, Thompson und Alice Lindsay, die sich ihr so hilfsbereit erwiesen hatten, herzlich zu danken. Gleichzeitig lud sie die beiden, doch auch alle andern, ein, zu ihrem Hochzeitsballe zu erscheinen.
    Thompson antwortete hierauf nur mit einem schwachen Lächeln, während Alice die Einladung annahm, wenn die Umstände es erlaubten, dieser zu folgen.
    Dann verließ Thargela in freudiger Erregung den Dampfer. Ungefähr um vier Uhr legte an der Schiffswand ein großes Boot mit drei Herren an, die man an ihren Uniformen als Beamte erkannte, und die von zwei Frauen begleitet waren, deren zukünftige Rolle vorläufig unbekannt war. Thompson erkannte unter den Ankommenden auf den ersten Blick den wortkargen Corregidor, mit dem er am Tage vorher zu tun gehabt hatte. Dieser verkündete seine Absicht hier mit einem einzigen Worte, das Morgan sofort übersetzte. »Schiffsdurchsuchung« sagte er, als er das Deck betrat.
    Thompson verbeugte sich stillschweigend, in Erwartung dessen, was die Beamten vornehmen würden, die vor dem Beginn der eigentlichen Durchsuchung kurze Zeit an der Bordwandöffnung stehen geblieben waren und zunächst einen forschenden Blick auf das Schiff im ganzen schweifen ließen.
    Als der Corregidor glaubte, daß das hinreichend geschehen sei, verlangte er von Thompson, daß dieser alle Passagiere auf das Spardeck schicken sollte. Da sich diese schon hier befanden, wies Thompson nur mit einer Geste auf den Kreis erwartungsvoller Gesichter, der sich um die beiden Männer gebildet hatte.
    »Meine Herren, begann der Corregidor, auf Terceira ist ein Diebstahl im Betrage von zehntausend Contos de reis (6 Millionen Francs) begangen worden. – Eine Belohnung von einem Prozent, das heißt 100 Contos de reis (60.000 Francs) ist demjenigen zugesichert worden, der die Entdeckung des Diebes herbeiführt. Sie erkennen daraus, welche Bedeutung die Regierung dieser Angelegenheit beilegt, die die Entrüstung unsrer frommen Einwohnerschaft hervorgerufen hat. Das auffallende Verhalten Ihres Reeders und Ihres Kapitäns – hier wechselte der Kapitän Pip einen Blick mit Artimon und spuckte von der Kommandobrücke verächtlich ins Meer – hat den Verdacht erweckt, daß der Dieb sich in Ihrer Mitte versteckt hält. Es liegt also in Ihrem eignen Interesse, sich, wenn Sie jedem Mißverständnisse vorbeugen wollen, willig den Instruktionen zu fügen, die ich erhalten habe und im Falle der Not mit Gewalt durchführen müßte.«
    Der Corregidor machte eine Pause. Er war bei der offenbar vorbereiteten Ansprache außer Atem gekommen.
    »Passagiere nebst

Weitere Kostenlose Bücher