Das Reisebureau Thompson und Comp.
Offizieren auf das Spardeck, sagte er, an Thompson gewendet; Mannschaft auf das Vorderkastell. Werden von meinen Leuten bewacht werden, während wir die Durchsuchung des Schiffes vornehmen.«
Entsprechend dem von Morgan übersetzten Befehl traten alle, bis auf den Kapitän, der wütend an seinem Schnurrbarte kaute, zu einer engern Gruppe zusammen, während die Mannschaft sich auf dem Vorderteile sammelte. Nur einer von den Passagieren fehlte darunter und verschwand, ehe es jemand bemerkte, in dem zu den Kabinen führenden Gange. Dieser Passagier war Don Hygino.
Was hatte der im Innern des Schiffes zu tun? Gehorchte er, selbst ein Portugiese, nicht der Anordnung des portugiesischen Beamten? Vielleicht wollte er nur seine beiden Brüder holen, die man seit ihrer Einschiffung überhaupt kaum zu sehen bekommen hatte.
»Sind Ihre Passagiere vollzählig hier? fragte der Corregidor, als sich alle versammelt hatten. Wollen Sie gefälligst die Liste verlesen.«
Thompson kam dem Verlangen sogleich nach. Doch als er die letzten Zeilen ablas, rief er vergeblich nach Don Hygino, Don Jacobo und Don Christopho da Veiga.
Der Corregidor runzelte die Brauen.
»Lassen Sie die Herren kommen,« befahl er barsch.
Ein nach diesen geschickter Diener brachte die drei Brüder bald zur Stelle. Die waren sichtlich nicht in rosiger Stimmung, und so rot und aufgeregt, daß man hätte darauf schwören können, sie hätten sich soeben tüchtig gezankt.
»Wie kommt es, meine Herren, meinte der Corregidor sehr ernsten Tones, daß Sie sich nicht hier unter den andern Passagieren befinden?«
Wie gewöhnlich antwortete Don Hygino darauf in seiner Brüder und im eignen Namen.
»Meine Brüder und ich, mein Herr, sagte er gelassen, haben von Ihrer Gegenwart an Bord nichts gewußt.
– Hm!« brummte der Corregidor.
Morgan sagte nichts. Er hätte aber einen Eid darauf leisten mögen, daß er den edeln Portugiesen noch eben unter den andern Passagieren gesehen hatte.
Diese Beobachtung behielt er aber weislich für sich.
Der Corregidor hatte aber an die Gebrüder da Veiga noch weitere Fragen zu richten.
»Sie sind, wie ich glaube, Portugiesen, meine Herren? fragte er.
– So ist es, antwortete Don Hygino.
– Und haben sich in London auf diesem Dampfer eingeschifft?
– Um Verzeihung, erst in Terceira, erwiderte Don Hygino.
– Hm! Ach so! brummte der Corregidor zum zweiten Male, indem er Don Hygino einen durchdringenden Blick zuwarf. Auf dem Schiffe hier haben Sie wohl keine persönlichen Beziehungen oder vielleicht Verwandte?«
Hamilton kochte innerlich, als er die ihm unglaublich erscheinende Befragung hörte. Sprach man denn so mit vornehmen Herren? Er konnte nicht mehr an sich halten.
»Bitte um Verzeihung, mein Herr, fiel er ein, die Herren da Veiga sind hier nicht ohne alle Verbindung und würden keineswegs Mühe haben, Bürgen zu finden.
– Mit wem habe ich die Ehre…?« fragte der Corregidor spitzig.
Hamilton richtete sich so steif auf, als ob er an Hexenschuß litte.
»Mit dem Baronet Sir Georges Hamilton,« sagte dieser protzig.
Dem Corregidor schien das nicht besonders zu imponieren.
»Gut, gut, mein Herr!« antwortete er kalt höflich.
Nachdem er dann noch einmal alle Passagiere gewarnt hatte, das Spardeck unter irgendwelchem Vorwande zu verlassen, verschwand er unter einer Treppenkappe, während Don Hygino mit Hamilton einen warmen Händedruck wechselte.
Die Durchsuchung nahm nun ihren Anfang. Nacheinander begaben sich die Späher der Polizei in die Kohlenbunker, in den Lastraum, nach den Maschinen und ins Volkslogis, um zuletzt die Kabinen der Passagiere zu durchsuchen. Bei dieser Tätigkeit, die unter der Leitung eines Beamten vor sich ging, dem man den Spürsinn im Gesichte ansah, blieb gewiß kein Winkel, so versteckt er auch sein mochte, undurchwühlt.
Die Passagiere mußten sehr lange warten. Zwei Stunden vergingen, ehe der Corregidor wieder aufs Deck kam. Einige Minuten nach sechs Uhr erschien er endlich. Der verdrießliche Ausdruck seines Gesichtes bewies, daß er nichts gefunden hatte.
»Beeilen wir uns ein wenig, meine Herren, mahnte er, als er das Spardeck betrat. Wir wollen jetzt das Verdeck und die Takelage durchsuchen. Inzwischen werden diese Herren und diese Damen sich einer persönlichen Untersuchung zu unterziehen haben.«
Das rief eine laute Entrüstung bei den Passagieren hervor. Die Polizeieskorte schloß eine Kette um die Murrenden.
»Schön, schön! sagte der Corregidor. Sie sind ja Ihre
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