Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
unvermeidliche Saunders, der von seinem Gegenbilde, von Hamilton, begleitet war, beide höchst würdig, gemessen und ernst, wie es sich für unzufriedene Passagiere geziemt.
    »Auf ein Wort, Herr Thompson, sagte Saunders, diesem den Weg vertretend. Wir möchten gern wissen, wie weit Sie Ihre Scherze noch zu treiben gedenken.
    – Welche Scherze? murmelte Thompson ungeduldig. Was gibt es denn schon wieder?
    – Sie wollen unsre Frage wohl gar übel nehmen, rief Hamilton hochmütig. Ja, mein Herr, wir verlangen endlich zu wissen, ob Sie noch lange fortfahren werden, die Versprechungen eines Programmes Lügen zu strafen, dem wir unverständig genug gewesen sind, Glauben zu schenken.«
    Also immer noch die Nörgelei wegen des Programmes! Thompson, den jetzt viel wichtigere Dinge beschäftigten, zuckte die Achseln, schob dann Hamilton nervös zur Seite und eilte über das Deck hin, während der Baronet durch ein solches Benehmen wie zur Bildsäule erstarrt stehen blieb.
    Als er den Leutnant gefunden hatte, nahm er ihn mit in seine Kabine, da er ihm eine wichtige Mitteilung zu machen hätte.
    »Herr Leutnant, begann er, nachdem beide sich gesetzt hatten, das Kriegsglück ist Ihnen bisher nicht gerade günstig gewesen.
    – Das finde ich leider auch, antwortete der Leutnant reserviert.
    – Und wir nehmen Sie jetzt mit nach Madeira.
    – So scheint es.
    – Das ist für uns beide, Herr Leutnant, ich möchte sagen, ein recht böses Abenteuer, und ich meine, wenn sich ein gutes Mittel fände, diese Geschichte zu unser beider Nutzen zu arrangieren…
    – Das wird schwierig sein, unterbrach ihn der Offizier.

    – Aber am Ende doch möglich, fuhr Thompson fort. Es wird Ihnen nicht unbekannt sein, daß Ihr Gouverneur eine Belohnung von einem Prozent dem zugesichert hat, dem es gelänge, den Dieb festzunehmen.
    – Das stimmt, gab der Leutnant zu, ich sehe nur nicht…
    – Erlauben Sie, Herr Leutnant, bitte, wir können uns doch vielleicht verständigen. Denn den Dieb… vielmehr die Diebe…
    – Mehrere Diebe?…
    – Ja, die habe ich in meiner Gewalt, sagte Thompson ruhig.
    – Was behaupten Sie? stieß der Offizier hervor.
    – Daß ich sie in meiner Gewalt habe, wiederholte Thompson, und ebenso habe ich auch mindestens den größten Teil der gestohlenen Diamanten in der Hand.«
    Erbleicht vor Erregung und unfähig, ein Wort hervorzubringen, hatte der Leutnant Thompsons Arm ergriffen. Dieser fuhr fort, ihm seine Vorschläge zu unterbreiten.
    »Sie sehen wohl ein, Herr Leutnant, daß diese Belohnung mir zufallen muß. Wohlan denn, ordnen Sie unsre Angelegenheit in beliebiger Weise, indem Sie vielleicht angeben, Sie wären freiwillig mit uns weggefahren, um die Diebe verhaften zu können, deren Gegenwart Ihre Angabe ja besonders bekräftigen wird, so bin ich erbötig, Ihnen einen Teil, ein Fünftel, nötigenfalls ein Viertel, der ausgesetzten Belohnung abzutreten.
    – Halt… so schnell geht das nicht, erwiderte der Leutnant mit einem Gleichmute, der der portugiesischen Regierung kein schmeichelhaftes Zeugnis ausstellte.
    – Nun, gehen Sie darauf ein? drängte Thompson.
    – Wenn ich mich nun weigere?
    – Wenn Sie sich weigern, so nehmen wir an, ich hätte nichts gesagt. Ich setze Sie einfach in Madeira ab und behalte meine Diebe, um sie dem englischen Konsul auszuliefern, der schon dafür sorgen wird, daß mir zuteil wird, was mir zukommt.«
    Der Leutnant überlegte schnell, wie er sich hierbei verhalten sollte. Ging er auf Thompsons Vorschlag nicht ein, so hieß das, nach San Miguel mit hängenden Ohren zurückzukehren und den Vorwurf hinzunehmen, wie ein einfältiges Kind übertölpelt worden zu sein. Ging er dagegen darauf ein, so würde er mit Ehren zurückkehren, denn der Erfolg rechtfertigt ja alles. Selbst wenn er bedachte, daß ihm von der ausgesetzten Belohnung wirklich kein Heller zukommen würde, mußte das seltsame Abenteuer für ihn noch den Nutzen haben, ihn bei seinen Vorgesetzten ins beste Licht zu setzen, weil er sich in diesem Falle das Verdienst zuschreiben könnte, die Diebe ermittelt zu haben.
    »Gut, ich nehme Ihren Vorschlag an, erklärte er entschlossen.
    – Das freut mich, sagte Thompson. Dann wollen wir die Sache gleich auf der Stelle ordnen.«
    Das Kompromiß, dessen Grundlagen ja schon vorhanden waren, wurde nun aufgesetzt und von beiden Parteien unterzeichnet. Thompson übergab dem Offizier auch die wiedergefundenen Edelsteine und ließ sich darüber eine Empfangsbescheinigung ausstellen.

Weitere Kostenlose Bücher