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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Kosten!«
     

    Funchal.
     
    Saunders stürmte bei diesen Worten schon die Treppe nach den Kabinen hinunter. Bald sah man ihn mit seinem Reisesack wieder erscheinen und nach Herbeirufung eines Bootes das Schiff mit majestätischer, doch etwas geräuschvoller Würde verlassen.
    Wenn sich die meisten Reisenden auch solcher heftigen Proteste enthielten, so billigten sie doch innerlich das Auftreten ihres Gefährten. Nicht einen gab es, der die Leichtfertigkeit der Agentur Thompson nicht streng verurteilt hätte, und viele unter ihnen dachten sich gewiß nicht darauf zu beschränken, daß sie nur in den Gassen der Hauptstadt Madeiras umherliefen.
    Alice und Dolly Lindsay würden jedenfalls die Insel selbst etwas durchstreifen wollen, ja sie hatten das sogar schon beschlossen, und natürlich sollte Roger sie dabei begleiten.
     

    Das Fort beherrscht Funchal.
     
    Der war es auch, der es übernahm, von Morgan vorher einige unentbehrliche Aufschlüsse und Ratschläge einzuholen. Er hoffte bei dieser Gelegenheit auch gleich, sich von einem Zweifel zu befreien, den er bezüglich des Dolmetschers der »Seamew« schon gar zu lange mit sich herumtrug.
    »Bitte um einige Auskunft, mein lieber Herr, sagte er, als er nach dem Abendessen nicht ohne ein leises malitiöses Lächeln Morgan in den Weg trat.
    – Ganz zu Ihrer Verfügung, werter Herr, antwortete Morgan.
    – Die Familie Lindsay und ich, fuhr Roger fort, wir denken einen Ausflug ins Innere von Madeira zu unternehmen. Würden Sie die Güte haben, uns mitzuteilen, wohin wir uns da am besten wenden sollen?
    – Ich? rief Morgan, den Roger beim Scheine der Leuchtfeuer bis über die Ohren erröten sah. Das bin ich leider nicht imstande. Ich weiß ganz und gar nichts von dieser Insel Madeira!«
    Zum zweiten Male empfand es Morgan, wie sehr er seine Pflicht vernachlässigt hatte. Das betrübte ihn und erniedrigte ihn auch. Welch schwachen Willen hatte er doch! Welche Gedanken lenkten ihn von dem ab, was ihm doch das Wichtigste sein sollte!
    Als er dieses Geständnis hörte, schien Roger darüber recht unzufrieden zu sein.
    »Wie, sagte er, sind Sie denn nicht der Dolmetscher und Reiseführer des Schiffes?
    – Ja, das bin ich, antwortete Morgan eiskalt.
    – Wie kommt es dann, daß Sie über Madeira so völlig ununterrichtet sind?«
    Morgan, der das Stillschweigen einer erniedrigenden Verteidigung vorzog, antwortete durch eine ausweichende Bewegung.
    Roger nahm eine höhnische Miene an.
    »Sollte es vielleicht daran liegen, meinte er, daß Sie keine Muße gefunden haben, Ihre getreuen Schmöker nachzulesen? Es ist ja schon lange her, daß man Ihr Kojenfenster nicht erleuchtet gesehen hat.
    – Was wollen Sie damit sagen? fragte Morgan, der jetzt scharlachrot geworden war.
    – Nun, zum Kuckuck, nichts andres, als was ich eben sagte.«
    Morgan, der nicht recht wußte, woran er war, antwortete darauf nicht. Die Ironie der Worte seines Landsmanns hatte doch einen gewissen freundschaftlichen Unterton. Er blieb sich unklar, sollte aber bald aufgeklärt werden. Zu seiner großen Verwunderung faßte ihn Roger mit unerwarteter Vertraulichkeit am Arme und sagte ihm gerade ins Gesicht:
    »Wohlan, mein Lieber, gestehen Sie es nur: Sie sind ebensowenig Dolmetscher, wie ich Papst bin.
    – Ich kann nur gestehen, daß ich Sie nicht verstehe, wehrte Morgan ab.
    – Ich verstehe mich aber, gab Roger zurück. Das genügt. Offenbar sind Sie augenblicklich Dolmetscher, das liegt ja ebenso auf der Hand, wie daß ich etwa jetzt Seemann bin. Es ist aber ein ander Ding, etwas dergleichen von Berufs wegen zu sein. – Habe ich vielleicht das Aussehen eines Pfarrers? Doch gleichviel, wenn Sie Dolmetscher sind, müssen Sie wenigstens zugeben, kein berühmter zu sein.
    – Aber ich bitte Sie… protestierte Morgan, doch mit einem flüchtigen Lächeln.
    – Es ist aber so! erklärte Roger nachdrücklich… Sie erfüllen Ihren Beruf herzlich schlecht. Sie führen nicht, sondern lassen sich führen. Man hört von Ihnen weiter nichts, als einige trockne, aus einem Reisehandbuche aufgelesene Worte. Und das nennt sich ein Cicerone!
    – Aber ich möchte doch…,« stotterte Robert Morgan.
    Roger schnitt ihm wiederum das Wort ab. Mit einem gutmütigen Lächeln auf den Lippen und mit ausgestreckter Hand stellte er sich gerade vor ihn hin und sagte:
    »Beharren Sie doch nicht länger auf einem so durchsichtigen Inkognito. Ein Professor wie mein Spazierstock, ein Cicerone wie meine Zigarre… Sie segeln unter

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