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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Jargon boten sie Blumen oder Früchte an oder baten auch die lachenden Passagiere, kleine Geldstücke ins Wasser zu werfen, die sie als geschickte Schwimmer und Taucher vom Grunde herausholen wollten.
    Als das Sanitätsamt freien Verkehr gestattet hatte, legten die Canots an der Schiffswand an und erboten sich, die Passagiere ans Land zu bringen.
    Für heute waren das unnütze Angebote, denn zu einem Besuche Funchals war es bereits zu spät.
    Zwei der Reisenden glaubten aber doch, den Dampfer verlassen zu sollen. In diesen beiden Ungeduldigen erkannte man die jungen Eheleute, die eben unter jedem Himmel ihre Liebe spazieren führten. Jeder mit einer kleinen Reisetasche in der Hand, begaben sie sich – Ehemann und Ehefrau – in ein Canot, das sie unbemerkt herangewinkt hatten. Mit heuchlerisch verlegner Miene, aber mit einer geheimen Freude, die trotz alledem aus ihren niedergeschlagnen Augen leuchtete, verschwanden sie schnell und bescheiden aus dem Kreise der Reisegefährten, die ihnen voller Teilnahme an ihrem Glücke lange nachsahen.
    Diese blieben also an Bord zurück. Im Programm war ein Aufenthalt von sechs vollen Tagen für Funchal vorgesehen, an Zeit hätte es also nicht gefehlt, daß hier auch ein Ausflug in Aussicht genommen worden wäre. War das nur eine Vergeßlichkeit Thompsons oder meinte er, die Insel Madeira böte nirgends ein Landschaftsbild, das aufzusuchen der Mühe lohnte? Aus dem Programme war hierüber nichts zu sehen.
    Hamilton übernahm es, weitere Aufklärung zu verschaffen.
    Seit ihrem letzten Scharmützel sprachen Thompson und er kaum noch miteinander. Gegenüber seinen zwei störrischen Passagieren – Saunders und Hamilton – tat sich Thompson keinen Zwang mehr an. Immer zuvorkommend, geschäftig und von fast zu großer Liebenswürdigkeit, wenn er es mit andern Passagieren zu tun hatte, blieb er gegen jene beiden zwar höflich, doch immer kurz angebunden und kalt. Der Baronet mußte sich ebenso Zwang antun, den verhaßten Thompson anzusprechen.
    »Wie kommt es, mein Herr, fragte er hochmütigen Tones, daß Sie in den sechs Tagen unsres Aufenthalts auf Madeira keinen einzigen Ausflug angesetzt haben?
    – Sehen Sie doch das Programm an, mein Herr, antwortete Thompson trocken.
    – Recht schön, sagte Hamilton, sich in die Lippen beißend. Würden Sie uns dann wenigstens mitteilen, wo wir Unterkunft finden werden?
    – Sehen Sie doch das Programm an, mein Herr, wiederholte Thompson gelassen.
    – In diesem Punkte ist es stumm, Ihr Programm. Kein Hinweis darin, kein Hotel angegeben… nichts, gar nichts!
    – So, und das Schiff hier…? wendete Thompson ein.
    – Was? rief Hamilton außer sich. Hätten Sie wirklich die Kühnheit, uns an Bord der »Seamew« gefangen halten zu wollen? Und das nennen Sie Madeira besuchen?
    – Sehen Sie doch das Programm an!« antwortete Thompson zum dritten Male, indem er seinem reizbaren Reisegast den Rücken zukehrte.
    Der unglückliche Unternehmer geriet aber aus der Scylla in die Charybdis, als er sich jetzt einem neuen Feinde gegenüber sah.
    »Wahrhaftig, mein Herr, erschallte die schnarrende Stimme des Herrn Saunders, das muß man sehen, Ihr Programm! Es ist aber die reine Prellerei, Ihr Programm, dafür rufe ich alle diese Herren als Zeugen auf.«
    Saunders drehte sich ringsum und nahm als Zeugen alle Passagiere, die schon einen Kreis um die beiden Streitköpfe gebildet hatten.
    »Wie, fuhr Saunders erregt fort, diese Insel hätte gar nichts Sehenswertes zu bieten? Nachdem wir wie eine Herde Tiere durch menschenarme und weglose Länder geschleppt worden sind, wagen Sie uns an Bord Ihres… Ihres…«
    Saunders fand nicht gleich das treffende Wort.
    »Ihres Holzschuhs, Ihres verteufelten Holzschuhs zurückhalten zu wollen, stieß er endlich hervor, und das jetzt, wo wir an einem ziemlich zivilisierten Lande liegen!«
    Thompson klimperte, die Augen gen Himmel gerichtet und die eine Hand in der Hosentasche, mit einem Schlüsselbunde und erwartete phlegmatisch das Ende des Ungewitters. Dieses Verhalten reizte Saunders erst recht.
    »Nein, rief er weiter, das lassen wir uns nicht gefallen!
    – Nein, nun und nimmermehr! sekundierte ihm Hamilton.
    – Wir werden schon sehen, ob es noch Richter in London gibt!
    – Ja, das werden wir! stimmte der Baronet Saunders energisch bei.
    – Und um einen Anfang zu machen, gehe ich ans Land… ja, ich! Ich begebe mich in ein Hotel… ich! In ein Hotel ersten Ranges, mein Herr, und das auf Ihre

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