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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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zum Kuckuck, auch das noch!« murmelte der wackre Kapitän, der für das, was er sah, keine Erklärung finden konnte.
    Noch erstaunter als er war aber Sir Hamilton. Entrüstet über die so vornehmen Herren widerfahrne Behandlung, setzte er seinen gewohnten Protesten jetzt doch klugerweise einen Dämpfer auf und begnügte sich, einen zufällig in seiner Nähe stehenden Matrosen nach einer Erklärung zu fragen.
    Damit kam er aber schlecht an. Der alte, gebräunte, wetterharte und durch die lange Gewöhnung der Betrachtung des endlosen Meeres alles Interesses für menschliche Kleinigkeiten entwöhnte Mann wußte nichts und blieb gleichgültig dabei, nichts zu wissen. Auf die Fragen des Baronets schob er nur als Zeichen seiner Unkenntnis die Schultern in die Höhe, kam aber doch dazu, wenigstens seine Pfeife aus dem Munde zu nehmen.
    »Das sind sonderbare Leute, erklärte er, die, wie gesagt wird, Kieselsteine verschluckt haben. Wahrscheinlich ist das in Portugal verboten.«
    Hamilton mußte sich mit dieser Antwort zufriedengeben. In der Selbstbefriedigung über seine Erklärung sog der alte Matrose von neuem an seinem Pfeifenstummel, und die Augen auf die schnell dahingehenden Wellen gerichtet, dachte er schon wieder an ganz andre Dinge.
    Die Wahrheit sollte Hamilton, ebenso wie die übrigen Passagiere, erst später erfahren. Das war eine schwere Prüfung für den eiteln Baronet.
    »Erinnern Sie sich unsres Vertrages, hatte Thompson zu dem Leutnant gesagt, als sich dann auch dieser verabschiedete.
    – Darüber können Sie ruhig sein«, hatte der Offizier geantwortet.
    Gleich nachher wurde das Boot abgestoßen. Als seine Ladung dann auf den Aviso übergeführt war, kehrte es zur »Seamew« zurück, deren Schraube sich sofort wieder in Bewegung setzte.
    Der Kapitän begriff noch immer nichts von dem Vorgange. Thompson war aber noch nicht ganz beruhigt. Der Aviso konnte ja, trotz der Versicherung des Leutnants, die Jagd, und jetzt in Kanonenschußweite, wieder aufnehmen.
    Der Offizier schien aber seine Zusage ehrlich gehalten zu haben, und auch die von ihm gegebenen Erklärungen mußten wohl befriedigt haben. Bald beschrieb nämlich der Aviso einen großen Halbkreis über Steuerbord und verschwand im Norden unter dem Horizonte, zur gleichen Zeit, als im Süden die Ufer von Porto-Santo auftauchten.
    Gegen Mittag fuhr man längs dieser bergigen Insel an deren Nordseite hin, dann schlug die »Seamew« einen Kurs nach Südsüdwest ein, und steuerte gerade auf das etwa noch dreißig Seemeilen entfernte Madeira zu, das seine mächtige Masse über das Wasser zu heben begann.
    Zwei Stunden später erblickte man das Cap São-Lourenço, während auch die »Desertas« sichtbar wurden, deren drei Eilande mit den Klippen der »Salvages« den Archipel vervollständigen.
    In diesem Augenblick entrollte sich das Bild der Nordküste der Insel in all seiner Mächtigkeit vor den Blicken der Passagiere.
    Als Gott einst Madeira schuf, konnte er nicht beabsichtigt haben, etwas Neues entstehen zu lassen.
     

    Hamilton mußte sich mit dieser Antwort zufriedengeben. (S. 192.)
     
    Auch hier wieder die hohen steilen Uferwände, die spitzigen, wilden Gipfel, die aufgetürmten Berge, mit tiefen, düstern Tälern dazwischen. Alles nach dem Modell der Azoren, nur in vollendeter, vergrößerter, verzehnfachter Ausführung.
    Über den Ufern dehnt sich noch ein andres Meer unter dem Himmelsgewölbe aus. Dieses Meer von Grün hat als Wellen eine Unzahl riesiger Bäume. In der halben Höhe von diesem Hochwald wie von Rasen überzogen, steigen die Berge übereinander auf, immer mächtiger und mächtiger, bis sie im Mittelpunkt der Insel von dem achtzehnhundertfünfzig Meter hohen Pic Ruivo überragt werden.
    Allmählich trat das nördliche Üfer weiter hervor und endlich wurde das Cap São-Lourenço, das östliche Ende der Insel, gegen drei Uhr umschifft. Die »Seamew« näherte sich ihm bis auf weniger als zwei Seemeilen, wobei man an seinem Ende den Signalmast und das Leuchtfeuer bequem erkennen konnte.
    Der Kapitän fuhr dann noch näher an das Ufer heran, und nun zeigte sich die südliche Küste den Blicken der begeisterten Passagiere.
    Zunächst sah man die niedrigen Felsen, aus denen das Cap São-Lourenço ebenso besteht, wie die Landzunge, die es mit der übrigen Insel verbindet. Weiterhin erhob sich die Küste mehr und bildete eine Art ungeheurer Brustwehren, an die sich die Berge des Innern anlehnten. Zwischen jeden von diesen liegen, aus der

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