Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
elegantere Teil, in der Mehrzahl Engländer, promenierte auf dem Kai aufmerksam hin und her und suchte unter den neuen Ankömmlingen vielleicht ein bekanntes Gesicht zu entdecken.
    Doch auch ohne die schwache Hoffnung, unter den Besuchern ihrer Insel einen Freund zu finden, wußten sich die Spaziergänger schon für die Manöver bei der Landung zu interessieren. Dabei gibt es allemal kleine Zwischenfälle, die eines eignen Reizes, wenn auch kaum für die davon Betroffenen, nicht entbehren.
    Einige zwanzig Meter vor dem Strande stoppen die Bootsführer, die einen hierherbringen, und warten eine Welle ab, die sie inmitten eines mehr erschreckenden als gefährlichen Strudels kochenden Schaumes vollends ans Land treiben soll. Die Seeleute von Madeira erspähen diesen psychologischen Augenblick mit erstaunlicher Sicherheit, so daß ein solches Landungsmanöver kaum je mißlingt.
    Heute sollte das aber gerade der Fall sein. Eines der Boote, das etwas zu weit draußen angehalten worden war, wurde von der Brandungswelle nicht ganz bis ans Ufer getragen und blieb, als das Wasser zurückflutete, auf dem Trocknen sitzen. Nun beeilten sich dessen Insassen zwar, es zu verlassen, sie wurden aber, von einer nachfolgenden Welle überrascht, umgeworfen, ein Stück hingerollt und natürlich völlig durchnäßt, während sich ihr Boot, den Kiel nach oben, umkehrte. Ein gründliches Bad! Die drei Passagiere hatten keine Ursache, die Kälber und Lämmer zu beneiden, die fortwährend ihr klägliches Geschrei ausstießen.
    Und wer waren denn die drei Passagiere? Keine andern als Mr. Edward Tigg, Mr. Absyrthus Blockhead und der Baronet Sir Georges Hamilton. In dem Wirrwarr bei der Abfahrt waren sie zusammengekommen, um Madeira gemeinschaftlich auf so originelle Weise kennen zu lernen.
    Die drei unfreiwilligen Badegäste nahmen das Abenteuer sehr verschieden auf.
    Tigg ganz phlegmatisch. Sobald die Welle ihn wieder auf dem Trocknen hatte liegen lassen, schüttelte er sich gleichgültig tüchtig ab und zog sich aus dem Bereiche eines möglichen neuen Überfalles durch das perfide Element ruhigen Schrittes zurück. Hörte er etwa den Schrei, den Mary und Beß Blockhead ausstießen? Wenn das der Fall war, meinte er bescheiden, es sei ja nur natürlich, aufzuschreien, wenn man seinen Vater wie einen einfachen Strandkiesel hin-und herrollen sieht.
    Was diesen Vater betraf, so war der außer sich vor Freude. Alle rings um ihn lachten zwar, er lachte aber vielleicht selbst noch mehr. Daß er so nahe am Ertrinken gewesen war, versetzte ihn in den siebenten Himmel. Die ungeschickten Bootsführer mußten ihn mit Gewalt wegreißen, sonst hätte er in seiner Verzückung noch eine zweite Dusche an derselben Stelle abgewartet, wo er die erste bekommen hatte. Er war doch eine glückliche Natur, dieser Ehren-Gewürzkrämer.
    Wenn Tigg ruhig und Blockhead kreuzfidel war, so war Hamilton höchst entrüstet. Kaum hatte er sich erhoben, als er auch schon, heil und gesund, auf Thompson inmitten des allgemeinen Gelächters zuging, das dieses gewaltsame Bad auf dem ganzen Ufer hervorgerufen hatte. Ohne ein Wort zu äußern, zeigte er nur seine völlig durchnäßten Kleider dem, den er bei seinen Unfall für den Schuldigen hielt.
    Thompson sah ein, was ihm unter solchen Umständen zukam, und stellte sich dem unglücklichen Passagier zur Verfügung. Er bot ihm eine Barke an, die ihn an Bord zurückbringen sollte, wo er seine Kleidung wechseln könnte. Das schlug Hamilton aber rundweg ab.
    »Was, ich, mein Herr, ich sollte mich noch einmal einem dieser infamen Canots anvertrauen?«
    Hamiltons Wut steigerte sich noch, als er Saunders in der Nähe sah. Mit höhnischem Lächeln hatte dieser der ereignisvollen Ausladung zugesehen.
    »Na ja, warum hat man mich auch gestern im Stiche gelassen,« schien er dem Baronet energisch zuzurufen.
    »Ja dann, mein Herr, erwiderte Thompson, wenn nicht vielleicht einer der andern Herren…
    – O natürlich, fiel Blockhead ein, ich werde Sir Georges Hamilton alles holen, was er nur wünscht. Ich würde sogar nicht bös sein…«
    Worüber würde denn der brave Ehren-Krämer nicht böse sein?
    Wahrscheinlich darüber, ein zweites Bad zu nehmen.
    Diese Freude wurde ihm freilich verdorben. Seine zweite Fahrt verlief ohne Unfall, und die Kleidungsstücke des Baronets kamen trocken an ihr Ziel.
    Die meisten Passagiere hatten sich jetzt schon zerstreut. Morgan aber war sogleich von Roger in Beschlag genommen worden.
    »Sind Sie frei? hatte

Weitere Kostenlose Bücher