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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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Lausanne. Haben Sie seine Adresse?«
    »Nein. Sie mögen es für dumm halten, aber ich habe ihn nicht danach gefragt. Sein plötzliches Erscheinen bei der Beerdigung und die Entdeckung, dass mein Großvater schon einmal verheiratet war... Das alles hat mich ziemlich durcheinandergebracht. Ich habe nicht einmal daran gedacht, ihn nach seiner Adresse zu fragen.«
    »Aber Sie haben doch wenigstens seine Telefonnummer, oder?«
    »Ja. Er hat mir zwei gegeben und wollte, dass ich ihn anrufe, sobald ich mehr über das Verbleiben Signor Vannellis weiß.«
    »Gut. Damit dürfte sich seine Adresse herausfinden lassen.«
    »Kommen Sie«, sagte Elena. Sie drehten sich um und kehrten ins Schloss zurück.
     
    Elena befand sich im Salon und reichte Valente die Visitenkarte mit Leones Nummern, als das Telefon klingelte.
    »Spreche ich mit Signorina Elena Brandanti?«, fragte ein Mann, dessen Stimme vertraut klang.
    »Ja.«
    »Guten Tag. Ich bin es, Stefano Monti. Erinnern Sie sich an mich? Wir sind uns zweimal begegnet.«
    »Natürlich erinnere ich mich an Sie, Signor Monti«,
erwiderte Elena ein wenig verärgert. Dies war nicht der geeignete Moment für ein Schwätzchen.
    »Entschuldigen Sie, aber Sie haben mir Zugang zum Archiv des Schlosses angeboten. Für meine Recherchen, wissen Sie noch...?«
    »Tut mir leid, aber mein Großvater ist gestorben, und ich mache gerade eine schwere Zeit durch.«
    »Ja, ich habe davon gehört.Aber ich dachte, ich könnte vielleicht trotzdem...«
    »Ich muss Sie um Ihr Verständnis bitten.«
    Monti schwieg einige Sekunden und sagte dann: »Na schön. Bitte entschuldigen Sie die Störung. Mein Beileid wegen Ihres Großvaters.«
    Elena dankte und legte auf.
    »Ein Quälgeist?«, fragte Valente.
    »Ich glaube, das geht Sie nichts an«, erwiderte Elena etwas zu scharf.
    »Entschuldigen Sie. Betriebsblindheit.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen«, sagte Elena und lächelte erschöpft. »Müdigkeit rechtfertigt keine Unhöflichkeit.«
    »Tut mir leid, aber ich kann Ihnen leider keine Ruhe gönnen. Wir müssen uns die Wohnung von Signor Vannelli ansehen.«
    »Natürlich. Ich lasse mir vom Zimmermädchen den Schlüssel geben«, sagte Elena und ging zur Tür.
    »Anschließend möchte ich mit den Hausangestellten reden.«
    »Sie helfen Ihnen bestimmt gern. Ich gebe ihnen Bescheid.«

    »Hier wohnte der Sekretär?«, fragte Valente und sah in die eindrucksvolle Wohnung. »Eine erstklassige Unterkunft für einen einfachen Angestellten.«
    »Ich bin ebenfalls überrascht«, sagte Elena. Sie ließ den Kommissar und drei Beamte eintreten.
    »Haben Sie Ihren Großvater nach einer Erklärung gefragt?«
    »Die wenige Zeit bis zu seinem Tod haben wir genutzt, um über andere Dinge zu sprechen«, erwiderte Elena. »Ich nehme an, diese Wohnung ist ein Zeichen dafür, wie sehr er seinen Sekretär geschätzt hat.«
    Valente machte einige Schritte und pfiff leise. »Ich glaube, ich habe den falschen Beruf gewählt. Mein Apartment passt hier mindestens dreimal rein.«
    Elena lächelte. »Ich muss zugeben, dass sich Signor Saverio recht gut eingerichtet hatte.«
    »Und er scheint sehr ordentlich gewesen zu sein«, bemerkte einer der Beamten.
    »Dies ist vermutlich das Arbeitszimmer.« Elena öffnete eine Tür, und dahinter kam ein recht spartanisches Zimmer mit einem großen Schreibtisch zum Vorschein.
    »Ah, wunderbar!« Nach einem Blick in die Runde begann Valente damit, alle Unterlagen einzusammeln: Dokumente, Briefe, Kontoauszüge und so weiter. Schließlich nahm er auch das auf dem Schreibtisch liegende Notebook an sich. »So, ich glaube, das ist alles.« Er wandte sich an die Beamten. »Sehen Sie sich die übrigen Zimmer an.«
    Elena begleitete die Polizisten, während sie jeden Winkel des Gästehauses untersuchten, ohne irgendetwas Interessantes zu entdecken.

    Wenn Saverio Vannelli Geheimnisse hatte – und das ließ sein gewaltsamer Tod vermuten -, so waren sie sehr gut versteckt.

14

Rom, 1. März 1215
    »Eminenz! Eminenz!«, rief der Bedienstete und eilte ins Zimmer.
    Kardinal Oldoini saß in einem Sessel und wurde abrupt aus seinem Nachmittagsnickerchen gerissen. Seine Triefaugen öffneten sich, und er sah den Bediensteten an. »Was ist denn los? Du weißt doch, dass ich nicht gestört werden möchte, wenn ich ausruhe.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Eminenz, aber ich habe gerade von einer schrecklichen Sache erfahren!«
    »Beruhige dich und sag mir, was passiert ist«, erwiderte der Kardinal und

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