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Das Reliquiar

Das Reliquiar

Titel: Das Reliquiar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Seymour
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geben. Ihr seid hier sicher.«

    »Dann geh nur!«, platzte es aus Iolanda. »Geh und such das Kreuz! Ich bin nur eine arme Frau und kann dich nicht aufhalten.«
    »Ja, ich gehe. Aber gebt mir Euren Segen, bevor ich aufbreche.«
    Iolanda zitterte und sagte: »Du hast meinen Segen, Sohn.Aber mach dir nichts vor.Auch du wirst das Kreuz nicht finden.«

Schloss Sandriano, 5. November 2006
    Im Licht des Morgens sah Guido Valente jünger aus als in der Dunkelheit am See. Er wirkte auch sehr elegant in seinem perfekt sitzenden grauen Anzug, einem hellblauen Hemd und der ebenfalls blauen Krawatte mit kleinen grauen und weißen Mustern.
    Der Kommissar zeigte den Durchsuchungsbefehl, und Elena ließ ihn im Salon Platz nehmen.
    »In diesem Teil des Schlosses bin ich nie gewesen.Wirklich prächtig. Haben Sie vor, sich auf Dauer hier niederzulassen?«
    Er hatte natürlich im Personalausweis gesehen, dass sie in Rom wohnte. »Derzeit noch nicht. Ich bin erst kurz vor dem Tod meines Großvaters hier eingetroffen und …«
    »Ja, natürlich, ich verstehe«, sagte Valente schnell und schien es Elena ersparen zu wollen, erneut über diese schmerzliche Angelegenheit zu sprechen. In einem sachlichen Ton fuhr er fort: »Bei der Autopsie hat sich herausgestellt, dass die Schussverletzung in der Brust zum Tod von Signor Vannelli geführt hat – sein Herz wurde vom
Projektil einer kleinkalibrigen Waffe durchbohrt. Er muss sofort tot gewesen sein. Nach Aussage des Gerichtsmediziners trat der Tod gestern zwischen zwölf und dreizehn Uhr ein. Als Ihr Förster die Leiche gefunden hat, lag sie schon seit etwa fünf Stunden dort.Wir halten den Mörder für einen Profi, denn er hat kaum Spuren hinterlassen und die Patronenhülse mitgenommen. Das ist derzeit alles, was wir wissen. Möchten Sie Ihrer Aussage in Hinsicht auf Signor Vannelli noch etwas hinzufügen?«
    »Nein. Ich habe Ihnen gestern alles gesagt. Allerdings gibt es da einige andere Dinge, von denen ich Ihnen erzählen möchte. Ich weiß nicht, ob es einen Zusammenhang mit dem Verbrechen gibt, aber...«
    Als sie in der Nacht über die Ereignisse des Tages nachgedacht hatte, war ihr eingefallen, dass sie dem Kommissar nichts von Leone gesagt hatte. Sie glaubte nicht, dass er etwas mit der Ermordung des Sekretärs zu tun hatte, aber er war ungefähr zum Zeitpunkt der Tat auf dem Anwesen unterwegs gewesen, und davon musste Valente erfahren. Sie beschloss, ihm auch von dem Eindringling im Turm zu erzählen, in der Nacht nach der Beerdigung. Auch in dem Fall bezweifelte Elena eine Verbindung mit Saverios Tod, aber das letzte Wort überließ sie lieber der Polizei.
    »Wieso haben Sie keine Anzeige erstattet?«, fragte Valente.
    »Weil eigentlich gar nichts passiert ist.«
    »Jemand bricht nachts ein, und Sie halten es nicht für erforderlich, die Polizei zu verständigen? Kann ich mir den Turm ansehen?«
    »Natürlich.«

    Elena führte ihn zum Turm, und der Kommissar untersuchte die Tür.
    »Wie ich schon sagte, es gibt keine Hinweise darauf, dass die Tür aufgebrochen wurde«, sagte Elena. »Die Tür des obersten Zimmers hingegen weist Kratzspuren auf, aber es ist dem Unbekannten nicht gelungen, sie zu öffnen.«
    »Das Holz in der Nähe des Schlosses ist zerschrammt«, bemerkteValente.»Der Eindringling muss irgendein Werkzeug benutzt haben oder vielleicht sogar den passenden Schlüssel.«
    »Ich glaube, diese Möglichkeit können wir ausschlie ßen. Der Schlüssel befindet sich im Schreibtisch meines Großvaters und ist wahrscheinlich seit vielen Jahren nicht benutzt worden. Ich habe ihn gestern Morgen genommen, um diese Tür zu öffnen, als mein Cousin und ich beschlossen, uns im Turm umsehen.«
    »Wobei Sie die Fußabdrücke auf den Stufen entdeckt haben.«
    »Ja. Möchten Sie hineingehen?«
    »Nein.Wenn es dort drin Spuren gab, so lässt sich jetzt nichts mehr mit ihnen anfangen.«
    »Tut mir leid«, sagte Elena. »Ich habe unbedacht gehandelt.«
    »Oh, machen Sie sich keine Sorgen. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass diese Sache mit dem Mord zu tun hat.Allerdings war es ein Fehler, Ihrem Cousin die Abreise zu erlauben. Jetzt dauert es eine Weile, bis wir Gelegenheit haben, ihn zu verhören.«
    »Als Leone das Schloss verließ, wusste ich noch nichts von Saverios Tod. Außerdem wollte ich ihn loswerden.«
    Valente blickte Elena nachdenklich an. »Darf ich fragen, warum?«
    »Er hat mich belogen, und ich kann Lügner nicht ausstehen.«
    Valente nickte. »Angeblich wohnt er in

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