Das Remake
Rezeptionist.
Das finstere, gefährlich aussehende Paar stapfte durch den Korridor.
Rex beobachtete sie vom Treppenabsatz zum zweiten Stockwerk, wohin er sich umsichtigerweise zurückgezogen hatte. Das finstere gefährliche Paar blieb vor der Tür zu Zimmer Nummer sechs stehen.
»Hitzespuren und organische Rückstände hinter der Tür«, sagte einer. »Zwei Meter, dreiunddreißig Grad Süd-Südwest.«
»Drei Meter kontrollierter Puls«, sagte der andere, »beschränkte äußere Druckwelle.«
Sie legten die Hände vorsichtig gegen die Türfläche. Rex hörte ein dumpfes summendes Geräusch aus dem Innern von Zimmer Nummer sechs. Dann folgte eine Druckwelle, die seine Ohren zum Knacken brachte und seine Eingeweide vibrieren ließ. Dann Stille. Rex spähte über das Treppengeländer. Die dunklen Meuchler wandten sich von der Tür ab und marschierten durch den Korridor zurück.
Rex lauschte ihren schweren, synchronen Schritten. Sie stiegen die Treppe hinunter und marschierten durch die Empfangshalle. Rex hörte, wie hinter ihnen die Tür ins Schloss krachte. Und einmal mehr Stille. Trockenen Mundes und mit wild pochendem Herzen schlich er die Treppe hinunter und näherte sich Zimmer Nummer sechs. Er berührte den Türgriff und unterdrückte einen Schmerzensschrei. Der Griff war glühend heiß.
Rex pustete auf seine verbrannte Patschhand und fluchte leise vor sich hin. Dann schob er die Hand in die Jackentasche und drückte damit die Klinke herunter.
Die Tür fiel nach innen, und Rexens Kinnlade fiel nach unten.
Das Zimmer sah irgendwie nicht mehr so aus, wie er es verlassen hatte.
Ein scharf umrissener Kreis der Zerstörung, drei Meter im Durchmesser, hatte die Mitte des Zimmers vernichtet. In diesem Kreis gab es überhaupt nichts mehr.
Am Rand des Kreises stand das zusammengebrochene Bett. Das Fußende, abgeschnitten in einem geschwungenen Bogen, zeigte die steinigen Innereien der Matratze, ein recht verblüffender Anblick. Die Vorderseite der trostlosen Kommode hatte die gleiche radikale Behandlung erfahren. Die Schubladenfronten waren sauber wegrasiert. Rex sah eine der Länge nach aufgeschnittene Ginflasche.
Von dem mit Erbrochenem besudelten alten Fernseher war nichts mehr zu sehen mit Ausnahme eines funkensprühenden Kabels, das vom Rand des Kreises aus Nichts zur Steckdose führte.
In den alten Tagen hab ich eine Menge Pool gespielt. Half mir beim Vergessen, schätze ich. In diesem Geschäft gibt es Zeiten, da muss man einfach vergessen. Und andere, da muss man sich erinnern. Wie jetzt zum Beispiel.
Jetzt muss ich mich an ein Gesicht erinnern. Ein Gesicht, das ich kannte, bevor ich anfing Pool zu spielen. Ein Gesicht, das ich vergessen habe. Es war ein langes Gesicht. Ein Gesicht mit einem gespaltenen Kinn und einer kleinen Narbe auf der Oberlippe. Ein Gesicht mit einer Nase, die zu Witzen einlud, und zwei dunklen Augenbrauen über den grünsten Augen, die ich jemals gesehen habe. Die Ohren waren klein, das linke besaß ein Muttermal, das rechte nicht. Der ganze Plunder war eingerahmt von einem Wust weichen, bernsteinfarbenen Haars. Ich kannte dieses Gesicht beinahe so gut wie mein eigenes. Aber jetzt erinnere ich mich einfach nicht mehr.
»Der Mann ist ein vollkommener Trottel.«
»Was sagst du da, Barry?«
»Nichts, Chef.«
»Hab ich dir eigentlich je davon erzählt, dass ich früher Pool gespielt habe, Barry?«
»Oft, Chef. Verdammt oft. Kann nicht sagen, dass es mich gefesselt hätte.«
»Hast du etwas gegen Pool?«
»Wie es sich nun einmal so trifft, ist das Konzept von Männern, die mit langen Stöcken unschuldige grüne Kugeln in Löcher schießen, nicht von besonderer Anziehungskraft für mich. Werden wir bald anfangen, den Fall zu lösen, Chef, oder möchtest du dich lieber noch einmal in deinem Schreibtischsessel zurücklehnen und über die genaue Höhe der Rechnung meditieren, die du zu begleichen hast?«
Ich schenke Barry den kalten, harten Blick, den ich normalerweise für dienstags aufspare.
»In Ordnung«, sage ich. »Was haben wir bisher?«
»Ziemlich wenig unternommen.«
»Ich schone mich.«
»Sicher schonst du dich, Chef.«
»Wie ich das sehe, Barry, müssen wir nach der Verbindung suchen.«
»Ich lausche, Chef.«
»Es gibt immer einen großen Mr. Unbekannt hinter jeder Operation.«
»Du meinst den Kerl, der am Schluss der Geschichte vom Dach fällt, richtig?«
»Richtig. Und wie ich das sehe, besteht die einzige Möglichkeit, diesen Kerl zu finden, darin, dass
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