Das Rennen zum Mars
Geschirr klapperte. Trotz der körperlichen Anstrengungen und der bescheidenen Lebensverhältnisse war sie hier glücklich gewesen.
Zum Glück liegt die Entscheidung nicht bei mir.
Sie ging in die Küche und schnetzelte blindwütig den Kohlkopf.
* * *
»Wir können uns vor gesellschaftlichen Verpflichtungen kaum noch retten«, sagte Julia, während sie sich dem Aufzug des Airbus-Schiffs näherten. Der Name des Schiffs, Valkyrie , prangte in großen xenonblauen Lettern an der blütenweißen Hülle.
»Falls wir uns überhaupt dafür revanchieren müssen«, sagte Viktor, »dann erst wieder auf der Erde.«
»Wollen wir schon so bald starten?«, fragte Marc, wobei er vernehmlich ins Anzugmikro schnaufte.
»Ich schätze, daß wir in drei Wochen den Spielraum haben«, sagte Viktor.
»Ich bin zum gleichen Ergebnis gelangt«, sagte Raoul. »Bei diesem frühen Startdatum müssen wir uns ranhalten, aber …«
»Toll! Endlich nach Hause.« Marc strahlte übers ganze Gesicht, während sie die Fahrstuhltür schlossen und nach oben fuhren.
»Kein Wort davon beim Essen«, befahl Viktor und ließ den Blick über seine Leute schweifen.
»Logo. Schließlich erfolgt der Start auch erst nach dem Essen«, sagte Marc launig.
»Wir sind hier, um uns schlau zu machen«, sagte Viktor bedächtig.
»Ich wäre am liebsten gar nicht hier«, nölte Raoul.
»Vergiß die Arbeit für ‘ne Weile«, sagte Viktor. »Gut für die geistige Gesundheit.«
»Was meint ihr: ob sie auch geistige Getränke haben?« Marc war noch immer in Hochstimmung wegen der guten Nachricht.
»Wir haben selbst noch Alkohol«, sagte Julia.
Es war irgendwie typisch für Viktor, Marc die Neuigkeit mitzuteilen, bevor sie in die heikle Diskussion mit der Airbus-Besatzung eintraten. Er folgte der – vielleicht typisch russischen – Theorie, daß die Leute die besten Leistungen erbrachten, wenn sie mit einer kurzfristigen Herausforderung konfrontiert wurden. Vielleicht bereitete es ihm auch nur Vergnügen, gelegentlich an den Ketten der Leute zu zerren – schließlich ist niemand vollkommen.
»Ja, aber nach dem Start machen wir Halligalli«, sagte Marc. »Deshalb sollten wir unsre Vorräte schonen und ihre wegsaufen.«
»Nach dem Essen muß aber noch jemand zurückfahren«, gab Raoul zu bedenken.
»Wen ernennen wir also zum Chauffeur?«, fragte Marc mit einem Grinsen.
»Es wird überhaupt niemand trinken«, sagte Viktor. »Wir haben heute noch zu arbeiten. Und ich will vermeiden, daß jemand sich verplappert.«
Sie nickten; nur Marc grinste noch immer blöde. Die Airbus-Schleuse war eng, und es war nur ein Schlauch vorhanden, mit dem sie nacheinander die Anzüge abspülten. Julia betrat die Quartiere als erste. Chen empfing sie wieder mit Pflaumenwein. Sie hatte ihr Glas schon in der Hand, als Viktor hereinkam. Die anderen nahmen höflich ihre Gläser entgegen, tranken aber noch nicht. Sie indes schüttete den Inhalt ihres Glases sofort hinunter, was Viktor mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Sie schenkte ihm ein kokettes Lächeln. Marc sah das und nahm seinerseits einen Schluck. Die Disziplin ließ bedenklich nach.
»Wir haben ein kleines Mittagessen angerichtet«, sagte Chen und geleitete sie in die winzige Messe. Nur daß keine Speisen zu sehen waren. »Doch zuvor …«
Er führte sie in den Laderaum. Dort posierten Gerda und Claudine neben …
» Trailblazer! « Dort stand das Modell 2009, ein als Rover und Prospektor verwendbares Mehrzweckfahrzeug. Das Gerät wies die starken Verschleißspuren eines fast zehnjährigen Einsatzes auf. Julia bückte sich impulsiv und berührte das Fahrzeug.
Nach der Landung im Jahr 2009 hatte es einen großen Teil des Gusev-Kraters erkundet und den menschlichen Forschern den Weg bereitet. Bei ihrer Ankunft war das Fahrzeug noch immer einsatzbereit gewesen. Julia hatte vom Habitat aus weitere Exkursionen damit unternommen, bis das Gerät nahe des sechzig Kilometer entfernten nördlichen Kraterrands den Geist aufgegeben hatte.
»Wir sind quasi darüber gestolpert«, sagte Gerda, »und haben es mitgenommen.«
»Um es zu reparieren?«, fragte Raoul irritiert.
»Nein, als Andenken«, sagte Claudine.
Julia runzelte die Stirn. »Wollt ihr es etwa zur Erde mitnehmen?«
»Wir haben es schon an einen Sammler verkauft«, sagte Gerda.
»Ihr wollt es über die ganze Distanz mitschleppen …« Viktor schüttelte perplex den Kopf. »Euer Kontrollzentrum muß was an der Waffel haben.«
Chen strich über die
Weitere Kostenlose Bücher