Das Rennen zum Mars
Hintergrundstrahlung ab, die vom Himmel rieselte. Menschliche Schutzschilde gegen die Gefahren des Weltalls.
»Du bist nun der große Medienstar«, sagte Marc. »Axelrod hat dir seine Glückwünsche übermittelt. Hier, ich werde sie mal abspielen…«
»Später. Mir ist im Moment nicht danach.«
»Ja, er dreht jetzt richtig auf.«
»Der Test?«
»Erinnerst du dich an Viktors Spruch, daß in ›GEWINNEN‹ ein
›ICH‹ stecken würde? Nun, dieses ›ICH‹ steht bestimmt für Axelrod.«
Sie lächelte matt. »Er hat Angst, daß ihm die Milliarden davon schwimmen.«
»Du hättest ihn letzten Abend mal sehen sollen, nachdem du eingeschlafen warst. Er hat mit den Leuten, die den Test simulieren, gefachsimpelt und sich bei Raoul nach den Werten für den Druck erkundigt. Meine Herren!«
»Und hat er es auch verstanden?«
»Das bezweifle ich. Er kniet sich aber rein – das hat er drauf.«
»Wollen sie den Test heute schon durchführen?«
»Ja, falls Raoul keine Bedenken hat. Er würde aber viel lieber am ERV arbeiten, anstatt sich Axelrods ständiges Gejammer anzuhören.«
»Wie hat er vom Zwischenfall im Gewächshaus erfahren?« Diese Frage hatte ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen.
Marc verzog das Gesicht. »Ich hatte keine Möglichkeit, es unter Verschluß zu halten. Du hast geschrien, das Mars-Leben würde Amok laufen, und das ist auf die Tonspur geraten. Wir merkten es aber erst, nachdem der Auto-Sender das ganze Segment schon an die Erde übermittelt hatte.«
»Ach.«
»Axelrod haben die Action-Szenen und der ganze Kram gefallen.
Er hat es sofort gesendet.«
»Er hat es nicht zurückgehalten?«
»Er – Teufel, alle – dachten, es sei nur ein Unfall gewesen. Doch die Tonspur brachte es an den Tag, als sie sorgfältig abgehört wurde.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Irgendein Klugscheißer hat sich die Mühe gemacht.«
»Richtig. Beim Konsortium wurde man sich der Weiterungen erst bewußt, als es schon zu spät war.«
Er holte ein Video aus dem Archiv: MARS-SONDERSENDUNG.
Die Mitarbeiter des Konsortiums hatten die prognostizierte Einschaltquote im unteren Bildschirmrand eingeblendet: 1856000000.
Sie hatte sich schon oft gefragt, wie zuverlässig diese neuen, intelligenten Prognose-Programme wohl waren, doch der eigentliche Punkt war klar … der Teil der Menschheit, der Zugang zu einem Fernsehgerät hatte, schaute zu.
Dort lief sie nun, wobei sie mit dem offenen Mund, den staksenden Beinen und den hervorquellenden Augen wie eine Karikatur wirkte. Im Hintergrund ertönte die sonore Stimme eines Kommentators: ›Das Gewächshaus wurde von einer Form des Mars-Lebens zerstört, von deren Existenz das Team niemandem außer den Konsortiums-Bossen Meldung gemacht hatte. Dies ist der einzig plausible Schluß, der sich aus dem Gespräch ziehen läßt, dessen Inhalt das Konsortium nach Julia Barths heldenhaftem Lauf versehentlich hatte durchsickern lassen …‹
»Aus, aus«, sagte sie und fuchtelte mit der Hand, als ob sie das Bild bannen wollte.
»Wie du siehst, mußte es herauskommen«, sagte Marc.
»Aber nicht gerade jetzt.«
»Die Sache ist ernst. Guck dir mal das an.«
Ein schneller Schnitt: ›Es haben sich bereits Dutzende von Umweltschutz-Gruppierungen zusammengeschlossen, um einen Gerichtsbeschluß zu erwirken, der das Konsortium am Start des Retour-Schiffs hindert – angeführt von der PEPA, der Erdschutz-Partei, den Mars-Zuerst!-Aktivisten und der eben erst gegründeten ‘Alles-für-die-Erde’-Bewegung, die sich starken Zulaufs erfreut. Dies würde …‹ »Prost Mahlzeit«, sagte Marc trocken.
Sie lachte. »Ein Pariser Rechtsanwalt will Viktor aus einer Entfernung von hundertsechzig Millionen Kilometern daran hindern, auf den Startknopf zu drücken?«
»Sie erlassen eine einstweilige Verfügung oder sonstwas. Die Kameraden glauben, sie hätten die Welt im Griff.«
»Jene Welt vielleicht. Diese nicht.«
»He, nun schau nicht wie sieben Tage Regenwetter. Das ist nur Medien-Zirkus.«
Sie hätte nicht gedacht, daß ihr Gesichtsausdruck wie ein offenes Buch war. »MARS-LEBEN GREIFT JULIA AN. Auf eine solche Schlagzeile bin ich nicht erpicht.«
»Wir sind noch einmal zum Gewächshaus gegangen und haben uns die Sache von außen angesehen. Diese Ranke ist noch quicklebendig.«
»Sie überlebt auf der Oberfläche?« Sie blinzelte, wobei die Lider träge ansprachen.
»Zäh wie Juchtenleder. Ich wollte den Strunk ausreißen, hab’s aber nicht geschafft.«
Sie nickte. »Er
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