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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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sie wie ein Taschenlampenstrahl leitete. In diesem Licht sah sie, wie die rechte Hand hochkam, nach dem Knopf suchte und ihn verfehlte.
    Versuch’s nochmal. Kann doch nicht so schwer sein … wieder daneben…
    Die Hand wollte nicht so, wie sie wollte.
    Die andere nehmen? Nein, die wäre so bald nicht hier.
    Etwas anderes. Bewegung. Nicht die Hand.
    Die Schleuse.
    Öffnete sich.
    Noch dazu so schnell. Sie trat zurück, versuchte zu atmen und spürte, wie etwas in der Brust zersprang.
    Marc. Er wirkte so groß im grünen Anzug.
    Doch er kippte nach hinten und verschwand, und dann war da nur noch der Himmel. Fiel ihr auf den Kopf.
    Ein dunkles Loch in der Oberseite. Schwarz auf pink. Wunderschön.

Kapitel 25
25. Januar 2018
    Sie fühlte sich völlig zerschlagen und lag im Bett wie eine Tote.
    Sie hörte, wie das Habitat sich aufheizte. Das Metall stöhnte, während es sich ausdehnte. Diese leise, dennoch vernehmliche Geräuschkulisse markierte sowohl die Morgen- als auch die Abenddämmerung. Nicht so lauschig wie das Rauschen des Winds in irdischen Baumwipfeln, aber man mußte sich mit dem begnügen, was da war.
    Viktor sagte, sie hätte unruhig geschlafen, unablässig gestöhnt und um sich geschlagen. Er hatte sie mit einem ernsten und fragenden Gesichtsausdruck angesehen und die Stirn gerunzelt. Später hatte er darauf bestanden, daß sie sich den ganzen Tag ausruhte, und einem Teil von ihr war genau danach zumute.
    Ein schwaches Pulsieren pflanzte sich durch die Kehle bis in die Brust fort. Zuweilen hatte sie das Gefühl, ihre Brust sei mit den Orden eines sowjetischen Marschalls dekoriert – nur daß die Medaillen nicht an einer Uniform, sondern direkt auf der Haut befestigt waren.
    Die Lippen waren durch die Erfrierungen und die dehydrierende Wirkung der Atmosphäre geschwollen. Sie hatte noch immer das Gefühl, Sand in den Augen zu haben. Ein Effekt, den die Ärzte auf der Erde interessant fanden – was im Klartext bedeutete, daß sie keine Erklärung dafür hatten. Bisher hatte noch niemand ein ›Vakuum-Ereignis‹ überlebt, wie es im Jargon der Raumstation hieß. Es waren natürlich schon Undichtigkeiten bei Raumanzügen aufgetreten, die man schnell geflickt hatte, doch war noch niemand ohne Helm um sein Leben gelaufen. Die Außenkameras hatten den größten Teil ihres ebenso panischen wie langsamen Sprints aufgezeichnet … Känguruhsprünge in der niedrigen Gravitation und ein Kranz aus perligem Nebel, der sich über die ganze Distanz um ihren Kopf gewunden hatte.
    Außerdem gab es Videoaufzeichnungen ihrer plastischen Schilderung, wie Mars-Leben sich durch Industriestandard-Kunststoff fraß.
    Die Tonaufnahmen waren ebenfalls zur Erde gesendet worden.
    Sie versuchte, nicht daran zu denken, was ihr natürlich mißlang.
    Doch nachdem sie ausgeschlafen und nach dem Frühstück noch für eine Stunde rumgehangen hatte, wurde sie unruhig. Im Morgenmantel pirschte sie durchs Habitat und erfuhr von Marc, daß Raoul und Viktor längst zum ERV hinausgefahren waren. Viktor hätte vorher noch bei ihr vorbeigeschaut, doch sei sie gleich wieder eingeschlafen. »Ach?«
    »Du hast geschlafen. Wahrscheinlich hast du es gar nicht mitbekommen«, sagte Marc und servierte ihr Tee. Sie hatte sich überschwenglich bei ihm bedankt, nachdem er sie in die Schleuse gezogen hatte und das wundervolle Gefühl, wieder Luft in die Lunge zu saugen, abgeklungen war. Es wäre ihm peinlich, wenn sie wieder davon anfing.
    Sie legte sich auf die Beschleunigungsliege, auf der es sich so schön kuscheln ließ.
    Sie hatte einen starken Sonnenbrand im Gesicht, die Augen waren blutunterlaufen und die Ohrläppchen wiesen Erfrierungen auf.
    Überhaupt fühlte sie sich so mürbe wie antikes Porzellan. »Ich bin noch immer ein bißchen durch den Wind. Aah, es ist schön warm hier drin.«
    »Ja. Viktor hat extra für dich die Temperatur im Hab erhöht.«
    Das bedeutete, daß der Wassermantel erhitzt worden war. Der nukleare Generator, den sie unten im Arbeitsbereich aufgestellt hatten, erzeugte Energie im Überfluß, so daß es im Habitat mollig warm war. Die Wände strahlten die Wärme ab, und das Wasser hielt die kosmische Strahlung ab – Wasser war nicht nur das Lebenselixier ihrer Biosphäre, es spendete ihnen sogar Wärme. Außerdem empfand sie es als beruhigend, daß die Nächte, die Viktor und sie gemeinsam verbrachten, unter anderem auch eine Schutzfunktion hatten; sie schirmten sich nämlich gegenseitig vor der Restdosis der

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