Das Rennen zum Mars
bis Chen losschlägt.«
»Du glaubst allen Ernstes, daß er versuchen wird, den Brennstoff zu stehlen?«, fragte Julia konsterniert.
»Ich sagte nur, ich will es nicht drauf ankommen lassen. Ich gehe ins ERV, denn irgend etwas wird er unternehmen. Das ist keine Frage.«
»Und Marc geht mit?«, fragte Julia mit rauher Stimme. »Aber seine Proben und die Arbeit – das ist doch alles hier.«
»Wir sind ja nicht aus der Welt, obwohl wir es weiß Gott versucht haben.«
Julia räusperte sich heftig. Sie meinen es ernst.
Raoul schaute sie kalt an. »Und es gibt noch einen Grund für den Umzug. In diesen engen Räumlichkeiten wird sie uns auf jeden Fall anstecken, womit auch immer. Und darauf bin ich nicht erpicht.
Schon gar nicht, wenn es sich um ein Mars-Virus handelt.«
»Es kommt von der Airbus-Besatzung.«
»Dann müßten wir anderen es auch haben. Du hattest aber als einzige Kontakt mit dem Mars-Pilz .«
» Mars-Matte «, korrigierte sie ihn reflexhaft. »Ja, mein Immunsystem war nach dem Unfall angeschlagen. Deshalb habe ich es zuerst bekommen.«
»Wie auch immer«, sagte Raoul und erhob sich. »Ich habe keinen Bock, den Rest meines Lebens in Quarantäne zu verbringen.«
»Es ist Zeit für die programmierte Wartung des Habs«, sagte Viktor mit nachdenklichem Blick. »Während der letzten Wochen haben wir die Instandhaltung schleifen lassen.«
»Mach Sachen«, sagte Raoul. »Wir haben geschuftet wie die Brunnenputzer.«
»Das ist auch keine Kritik, sondern eine Feststellung.«
»Du erstellst den Dienstplan«, rief Raoul über die Schulter. »Dann schickst du ihn uns, und wir werden nach Bedarf rüberkommen.«
Sie hörte, wie er die Tür zu seiner Kabine zuschlug.
»Verdammt«, sagte Julia. »Ich glaubte, die Sache sei längst erledigt.«
»Hat eher den Anschein, daß es erst richtig losgeht.«
»Ihnen war wirklich jeder Grund recht, sich aus dem Hab zu verabschieden.«
»Scheint mir auch so.«
Das rote Licht des Interkoms blinkte penetrant. »Verdammt. Wir haben das Video vergessen, das vorhin reingekommen ist.«
* * *
Axelrod war überaus besorgt. Er tigerte durch den Raum, während er seinen Vortrag hielt. »He, was ist los bei euch? Ihr habt seit fast zwölf Stunden nichts mehr von euch hören lassen. Was ist denn passiert? Ihr müßt wissen, daß ich mir wirklich Sorgen um euch mache.
Und … nun, ich habe mich doch schon dafür entschuldigt, daß ich kein Reserve-ERV hochgeschickt habe. Ich tue alles, um euch wieder nach Hause zu holen, doch im Moment ist die Sache irgendwie ins Stocken geraten.
Airbus ist noch immer stur. Sie zieren sich noch, offen Anspruch auf Julias Proben zu erheben. Wir würden sie auch in der internationalen Presse zur Sau machen, wenn sie uns mit dieser Forderung kämen. Würde vielleicht auch ihre Aussichten auf den Preis zunichte machen. Erpressung ist eben kein Kinderspiel.«
Er unterbrach die Wanderung und schaute direkt in die Kamera.
»Ich habe mit Bedauern zur Kenntnis genommen, daß ihr mit meinen Airbus-Verhandlungen nicht einverstanden wart. Nachdem ihr die Kamera ausgeschaltet hattet, glaubte ich schon, ihr würdet die Sache selbst in die Hand nehmen oder etwas in der Art.« Er lachte nervös.
Wie kommt er überhaupt auf diesen Gedanken? Vielleicht sind die Männer doch alle gleich. Oder jemand von uns hat mit seinem vermeintlich persönlichen Berater gesprochen.
»Ihr müßt die Stellung halten, Leute. Ich kann mir vorstellen, wie schwer das ist, und es tut mir aufrichtig leid.
Ach, übrigens haben meine PR-Leute an der Bezeichnung ›Mars-Matte‹ für Julias Alien nichts auszusetzen. Die ganze Erde ist aus dem Häuschen. Das ist eine verdammt HEISSE Sache, die wir da haben! Demnächst werden die UN erörtern, ob Mars-Leben auf die Erde kommen sollte. Ich meine, wie möchten sie uns aufhalten? Allerdings ist von permanenter Quarantäne – im Orbit – und noch Schlimmerem die Rede. Inzwischen will jeder Laborfritze die Proben in die Hände bekommen. Was haltet ihr davon, die Wissenschaft in den Kampf gegen die PEPA-Wirrköpfe zu schicken? Julia, hätten Sie eine Idee?«
»Sicher«, sagte Julia säuerlich. »Gleich eine ganze Palette.«
»Also, Leute, laßt bald wieder von euch hören. In Ordnung?«
Dann meldete er sich ab.
»Was wirst du ihm nun sagen?«, fragte Julia. »Wegen heute morgen.«
»Ich werde ihm nur die Wahrheit sagen«, sagte Viktor gleichmütig. »Doch sonst werde ich nichts preisgeben. Ich werde eine Direktübertragung
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