Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
doch wurden die Worte vom Geräusch der Mikrowelle übertönt. Julia warf Viktor einen schnellen Blick zu, aber der war in seine elektronische Zeitung vertieft. Sie spürte, wie ein Sturm sich zusammenbraute. Um sich zu beschäftigen, nahm sie die Spielkarten – drei Sätze hatten sie im Lauf der Mission schon verschlissen – und spielte eine Runde Solitaire.
    Nachdem Marc und Raoul sich wieder an den Tisch gesetzt hatten, wurde das lauteste Geräusch im Raum für eine Weile von den fallenden Spielkarten verursacht. Viktor schaute gleichmütig auf den Bildschirm seines Computers. Er wird ihnen keine Vorlage liefern.
    Das Schweigen zog sich in die Länge.
    Schließlich schaute Raoul zu Viktor hinüber und sagte: »Wir wollen uns mit dir darüber unterhalten, wer mit Airbus zurückfliegt.«
    Viktor hob den Blick. »Wer ist ›wir‹?«
    »Marc und ich.«
    Viktor zuckte die Achseln. »Was gibt’s da zu besprechen? Axelrod verhandelt mit Airbus wegen der Anzahl der Plätze, doch die Entscheidung, wer mitfliegt, liegt letztlich bei mir.«
    »Damit sind wir nicht einverstanden.« Raoul runzelte die Stirn.
    »Wir wollen, daß jeder die gleiche Chance auf den Platz hat.«
    »Schau mal, Viktor«, fiel Marc hastig ein. »Du bist bisher immer gerecht gewesen, was die Arbeitsbelastung, -einteilung und so weiter betrifft. Du hast Julia nicht bevorzugt behandelt; jeder weiß das.
    Doch dieser Fall ist anders gelagert. Es ist gar nicht zu vermeiden, daß du dich bei dieser Entscheidung von persönlichen Erwägungen leiten läßt.«
    »Genau«, sagte Raoul. »Du entscheidest vielleicht über Leben und Tod. Nur daß wir hier nicht beim Militär sind und uns nicht von einem Kommandeur auf dem Schlachtfeld verheizen lassen. Jeder von uns hat das gleiche Anrecht auf den Platz.«
    »Ich darf euch daran erinnern, daß der Airbus-Kapitän sich die Entscheidung vorbehält«, sagte Viktor milde.
    »Wegen Chen mache ich mir keine Sorgen«, knurrte Raoul. »Und ich will auch keine Auseinandersetzung provozieren. Laßt uns einfach Strohhalme ziehen. Auf diese Weise hätte ich eine Chance von eins zu vier, nach Hause zu fliegen und meinen Sohn zu sehen.«
    »Ich stimme ihm zu«, sagte Marc. »Das wäre eine gerechte Lösung.«
    »Ich stimme Viktor zu. Wir sollten uns an anderen Kriterien orientieren als am Zufall«, sagte Julia.
    »Wundert mich nicht«, sagte Marc.
    »Darf ich dich erinnern«, fauchte Julia, »daß man mir den Platz angeboten hat und ich abgelehnt habe.«
    »Behauptest du jedenfalls.«
    »Genau, wieso hast du eigentlich abgelehnt?«
    »Was?«, empörte Julia sich. »Willst du damit andeuten, ich wäre doch mit Chen handelseinig geworden?«
    »Es fällt mir nur schwer, es zu glauben, so wie du es darstellst«, sagte Raoul. »Bist du dir sicher, daß du uns nichts verschweigst?«
    »Was denn, zum Beispiel?« fragte sie.
    »Zum Beispiel eine Abmachung, offiziell ›nein‹ zu sagen und dich dann doch von Viktor nominieren zu lassen.« Raoul zuckte die Achseln.
    »Oder von Axelrod«, sagte Marc. »Du bist immerhin seine Favoritin. Es wäre schließlich nicht das erstemal, daß du seine Personalentscheidungen beeinflußt.«
    »Wie man’s auch dreht und wendet, du verschaffst dir einen ehrenhaften Abgang«, sagte Raoul grimmig.
    »Ich will nicht glauben, was ich da höre!«, sagte Julia. »Ich hatte Chens Angebot abgelehnt, ohne weiter darüber nachzudenken. Ich hatte einfach das Gefühl, daß es nicht richtig wäre, mehr nicht. Zumal es ihm eh nur um die Mars-Matte geht und nicht um mich. Ich vermute, er wird euch der Reihe nach die gleiche Frage stellen. Und nach dem, was ich hier höre, würde keiner von euch beiden zögern, Viktor und mich hinzuhängen.«
    Sie funkelte die beiden Quertreiber an.
    »In Ordnung. Ziehen wir Strohhalme«, sagte Viktor mit ruhiger Stimme.
    »Was?« Julia schaute ihn erstaunt an. »Viktor, was soll das?«
    »Die Ungewißheit treibt einen Keil zwischen uns. Wir sollten das Problem endlich lösen.«
    »Das gefällt mir schon besser«, sagte Raoul lächelnd und entspannte sich sichtlich.
    »Haben wir noch einen Besen, dem wir ein paar Borsten ausreißen können?« fragte Julia bitter.
    »Genau, was nehmen wir überhaupt?«, fragte Marc und ließ den Blick schweifen. »Wir haben gar keine Strohhalme.«
    »Wir spielen Russisches Roulette mit Karten«, sagte Viktor. »So werden beim russischen Militär traditionell Streitigkeiten geschlichtet.«
    »Hä?«
    Viktor griff nach den Spielkarten, die noch immer

Weitere Kostenlose Bücher