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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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vermochten die Anfälle auch nicht vorherzusagen. Toll. Aber es gab kleine Pillen, die die Beschwerden innerhalb eines Tages linderten.
    Man wurde grün im Gesicht, übergab sich, war vorerst zu nichts mehr zu gebrauchen und erholte sich schließlich wieder. Jippie ja jey , Weltraum-Cowboys!
    Oder Cowgirls. Wie der Zufall es wollte, hatten die Männer keine Beschwerden.
    Hektische Vorbereitungen wurden im Cockpit/Habitat getroffen, während sie sich auf der Beschleunigungsliege fläzte und Viktors Anweisungen befolgte. Sie ignorierte das Essen, das die anderen genossen und schaute aus dem Fenster auf die große cremefarbene Welt, die hinter ihnen zurückfiel. Das Retour-Schiff wartete mit vollen Tanks auf dem Mars.
    Die Planeten vollführen einen großen Reigen und zwingen den Menschen diesen langsamen Rhythmus auf. Immer wieder kontrollierte Viktor das Schiff. Die wirtschaftlichste Methode des Flugs zum Mars oder zu einer beliebigen Welt bestand darin, auf einer langgestreckten Tangente langsam aus dem annähernd kreisförmigen Erdorbit auszuscheren. Durch die Triebwerkszündung schwenkten sie auf diesen Gleitpfad ein: eine Ellipse, deren Brennpunkte durch den Erdorbit beziehungsweise den Marsorbit definiert wurden. Sie würden wie am Schnürchen diesem Kurs folgen und den Mars mit einer Geschwindigkeit tangieren, die in etwa der Bahngeschwindigkeit des Planeten entsprach.
    Nur so vermochten sie das Fenster zu durchstoßen. Wurde der Start um einen Monat verschoben, explodierten die Treibstoffkosten.
    Wurde der Start gar um ein halbes Jahr verschoben, gab es keine Rakete, welche die lange Schleife rechtzeitig bewältigt hätte; man würde dem Mars im Orbit nachjagen, während die blaugrüne Welt immer kleiner wurde und diese Oase aus Luft und Wasser mit jeder Sekunde um über dreißig Kilometer zurückfiel. Doch selbst bei diesem Tempo, das die Geschwindigkeit der Apollo-Mondflüge um das Tausendfache übertraf, würde man für die Bewältigung der vierhundert Millionen Kilometer immer noch ein halbes Jahr brauchen.
    Axelrod trat mit ihnen vor die Kamera. »Wir fliegen zum Mars«, sagte er zuversichtlich, worauf im Hintergrund starker Applaus zu vernehmen war. Sie verspürte Brechreiz, und zwar aus mehreren Gründen.
    Alle Systeme waren bereit. Auf ging’s!

Kapitel 11
14. Januar 2018
    Während der Luftbremsung bei der Ankunft waren sie ordentlich durchgeschüttelt worden. Die Simulationen waren wirklich hart gewesen – stärkere Vibrationen als beim Start, schwindelerregende Kapriolen, als sie in großer Höhe in Turbulenzen gerieten, mit denen niemand gerechnet hatte (und was, wenn sie es gewußt hätten?).
    Beim Anflug mußten sie ein paar Kilometer pro Sekunde abbremsen. Hätten sie die Geschwindigkeit mit Raketenbremsung aufgezehrt, wäre der Brennstoffverbrauch deutlich angestiegen. Also nutzten sie Reibung wie beim normalen Bremsvorgang. Selbst beim Eintritt in die dünne CO2-Atmosphäre unterlag die Hülle des Raumschiffs einer thermischen Belastung wie seinerzeit die gekachelten Hitzeschilde der Raumfähren.
    Die hämmernden Stöße kamen nun aus drei Richtungen gleichzeitig. Wie ein Hund, der eine Stoffpuppe schüttelt , sagte sie sich und hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Sie versuchte, sich trotz des ohrenbetäubenden Lärms zu konzentrieren – eine Schallmauer im Wortsinn, die das Habitat bei jedem schrillen Ton zu zerschmettern drohte. Und durchdrungen wurde dieses Tosen von Viktors ruhiger Stimme, die irgendwie nah und persönlich im Kopfhörer ertönte.
    »Nähern uns Delta max, heizen mit viervierdreisieben auf, nähern uns dem roten Bereich. In der Hüllkurve Nick-Korrektur, Höhe vierachtsieben.«
    Er sprach zwar mit Marc, doch hatte der Klang seiner Stimme eine enorm tröstliche Wirkung auf sie. Sie wußte, daß er jeden Schritt in Echtzeit dokumentierte; falls etwas schiefging, existierten zumindest Aufzeichnungen über den Hergang des Unglücks. Einer der stationären Nachrichtensatelliten des Mars-Vorposten-Programms fing jedes Signal auf, dem es gelang, das Plasmaentladungs-Glühen zu durchdringen. Es vermittelte ihnen den Anschein eines orangefarbenen Kometen, der den Mars-Tag erhellte.
    Sie riß sich zusammen und betete zu Viktor – nicht etwa zu Gott –, daß sie die quälend langen Minuten überstanden, während sie ein Viertel des Planeten umrundeten. Der Wind brandete heulend gegen sie an, und der Hitzeschild wurde rotglühend und verlor die Kacheln wie ein Raumschiff,

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