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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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So hatten sie für anderthalb Jahre überlebt.
    * * *
    Der Starttest erfolgte nach zwei Tagen harter Arbeit.
    Seit über 500 Tagen hatten sie in den Rovern ein Methan-Sauerstoffgemisch verbrannt – allerdings mit Zufuhr von Kohlendioxid, um die Verbrennungstemperatur möglichst niedrig zu halten. Kohlendioxid diente als Trägheitspuffer – eine Funktion, die auf der Erde von Stickstoff übernommen wurde. Der Brennvorgang in den ERV-Boostern würde jedoch bei viel höheren Temperaturen ablaufen. In einer Reihe von Konstruktionsprüfungen war die thermische Belastbarkeit des Systems nachgewiesen worden, wobei diese Tests jedoch unter idealen Bedingungen in Labors auf der Erde erfolgt waren. Das Test-ERV hatte nicht für vier Jahre auf dem kalten, staubigen Mars herumgestanden. Weder war es bei der Landung beschädigt worden, noch hatte Raoul für ein paar Monate daran herumgeklempnert. Die Reparaturarbeiten waren auf Kosten der Forschung gegangen und hatten einen Schatten auf die Mission geworfen.
    Sie hatten bereits in Erwägung gezogen, sich mit einem einzigen Triebwerkstest zu begnügen und die Systeme nicht unter Vollast laufen zu lassen.
    »Vielleicht sollten wir das Triebwerk diesmal nur hochfahren«, sagte Marc.
    »Du meinst, wir sollen den Test in mehreren Abschnitten durchführen?« Die permanente Anspannung stand Raoul ins Gesicht geschrieben.
    »Dann können wir den Test auch gleich bleibenlassen.« Viktors Stimme hatte einen Unterton, der ihnen sagte, daß er sich beherrschen mußte. »Entweder funktioniert es, oder es funktioniert nicht.
    Wir sollten das so bald wie möglich rausfinden.«
    »Es ist vielleicht sicherer«, sagte Marc.
    »Ein partieller Test wäre nur dann sinnvoll, falls es nicht funktioniert.« Viktor stach mit dem Finger in die Luft, wobei er es aber vermied, auf jemanden zu deuten. Er mußte sich Luft machen, wußte aber, daß er die anderen nicht brüskieren durfte.
    »Falls der Start klappt und die Landung schiefgeht, weil der Wind vielleicht …«, sagte Marc.
    »Wir haben ruhiges Wetter. Und ich bin durchaus in der Lage, aufwärts zu fliegen.«
    Marc nickte. »Das hat etwas für sich«, sagte Julia mit Bedacht.
    »Ja, und wenn wir zu viele Testzündungen durchführen, riskieren wir andere Probleme«, sagte Raoul. »Gegen den Teufel komme ich auch nicht an.«
    Die Männer wechselten Blicke. Irgendwie hatte die Sache sich zu einem Reiz-Reaktions-Spiel zwischen den dreien entwickelt, an dem sie nicht beteiligt war. Wenn, wie in diesem Fall, technische Probleme erörtert wurden, von denen sie nichts verstand, betrachteten die anderen sie nur als Viktors Anhängsel.
    »Wir ziehen es durch?« fragte Viktor. Allerdings war das keine Frage, sondern ein Befehl.
    Die anderen nickten.
    * * *
    Auf einen Warnruf von Raoul hin duckte sie sich.
    Sie hatten beschlossen, diesen Test auf zehn Prozent der Höchstleistung zu begrenzen. Das genügte schon, um einen verborgenen Defekt an einer Leitung festzustellen. Raoul und Viktor gingen allein an Bord; nur für den Fall. Viktor würde die Subsysteme von der Liege aus kontrollieren. Zumal Julia vermutete, daß er und Raoul ungestört arbeiten wollten.
    Sie und Marc gingen ein paar hundert Meter entfernt in Deckung und hielten sich bereit, im Notfall einzugreifen. Wo die chemischen Systeme demontiert und die Ausrüstung entfernt worden war, wirkte das Retour-Schiff irgendwie nackt auf dem pinkfarbenen Boden, der so festgestampft war wie der Central Park in Manhattan – nur daß hier mehr Steine herumlagen.
    Ihr und Marc blieb nichts anderes übrig, als auf und ab zu gehen, um das Adrenalin abzubauen. Die verdammte Kälte fraß sich wieder durch die Stiefel, und sie stampfte mit den Füßen auf den Boden, um die Blutzirkulation anzuregen. Nicht einmal die beste Isolierung und Stiefelheizung vermochten die Kälte daran zu hindern, durch die Sohlen zu kriechen. Es war noch früh am Morgen, so daß sie das Licht des ganzen Tags für Reparaturen zur Verfügung hätten. Falls erforderlich.
    Es kam selten vor, daß sie schon zu so früher Stunde der schneidenden Kälte ausgesetzt wurde, die ein thermischer ›Nachhall‹ der Nacht war. Sie hatten alsbald gemerkt, daß es eine schmerzhafte Angelegenheit war, sich im Schatten aufzuhalten – von der Mars-Nacht gar nicht zu reden -; die Füße klebten an den Stiefeleinlagen fest, und trotz der Isolierung traten Erfrierungen auf. Raoul hinkte deshalb, weil er sich während der stundenlangen Reparaturarbeiten im

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