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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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einem Radius von etwa fünfundzwanzig Kilometern um das Habitat am Fallschirm einschweben.
    »Bei hundert Millionen könnte man aber verlangen, daß sie frei Haus liefern«, knurrte Viktor, während er Kaffee kochte.
    Raoul sagte beim Frühstück gar nichts, sondern starrte geistesabwesend in die Luft. Julia gab Marc ein Zeichen, atmete durch und legte los. In den letzten Tagen hatten sie bis zur Erschöpfung gearbeitet. Mehr noch, sie hatten eine unsichtbare emotionale Grenze überschritten. Für sie war der Mars eine einmalige Erfahrung. Wenn sie ihn erst einmal verlassen hatten, wären sie nicht mehr imstande, von dieser Erfahrung zu zehren.
    Doch sie mußte es wenigstens versuchen. Sie tastete sich mit unverfänglichen Aussagen vorsichtig ans Thema heran – hoffte sie jedenfalls.
    Raoul riß den Kopf hoch. »Fängst du schon wieder mit der Exkursion zur Fumarole an? Ich dachte, wir hätten das ein für allemal geklärt. Du hast doch schon beim erstenmal nichts gefunden.«
    »Das Fehlen eines Beweises ist kein Beweis für dessen Fehlen«, konterte sie.
    Raoul runzelte die Stirn. »Zumal wir dafür auch keine Zeit haben.
    Wir müssen den Test noch durchführen.«
    »Wir liegen im Zeitplan vorn«, sagte Julia.
    »Unter normalen Umständen hättest du recht«, schaltete Viktor sich ein und deutete auf den Knöchelverband. »Das ist ein Handicap. Ich leiste viel weniger als sonst.« Er schaute Julia durchdringend an. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Sie alle wußten, daß ein solches Eingeständnis der Schwäche ihn große Überwindung kostete, und es berührte sie. Das hatte er ihr schon gesagt, als sie sich in den Armen gelegen hatten. Doch sie war entschlossen, nicht nachzugeben. Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen. Verdammt. Wieso müssen Frauen immer so kapriziös sein? Von einem Mann hätte er das nie verlangt.
    Unbeeindruckt brachte sie wieder ihr Kolumbus-Argument – wie konnten sie denn zurückfliegen, wenn die Möglichkeit bestand, daß sie den Zipfel eines Geheimnisses gelüftet hatten? Kolumbus hatte nie einen Fuß auf den Kontinent gesetzt, als dessen Entdecker er sich unsterblich gemacht hatte.
    Die anderen nickten zwar, doch sonst stieß ihre kurze Rede auf keine Resonanz.
    Marc warf ihr einen Blick zu, mit dem er ihr sagte, daß er ihr zu Hilfe kommen würde. Nach der tagelangen Maloche wollte der Wissenschaftler in ihm diese letzte Chance genauso wenig vertun wie sie. Durch den Latrinendienst waren sie einander irgendwie nähergekommen, auch wenn sie nie darüber sprachen.
    Er schaute in die Runde und lächelte entspannt. Wieder hatte sie die streiflichtartige Erkenntnis, daß aus diesem Tom Cruise-Typ auch ein guter Schauspieler geworden wäre.
    Mit seinem freundlichen Wesen war er die Sorte von Mann, den jeder auf Anhieb sympathisch fand.
    »Wir schaffen das in zwei Tagen«, sagte Marc leutselig. »Wir werden morgen hier arbeiten, klarer Fall. Werden das ERV mit Ausrüstung vollpacken. Dann fahren wir mit dem Red Rover zur Fumarole und bauen abends den Seilflaschenzug auf. Am nächsten Tag werden wir die Fumarole erkunden und gleich wieder zurückfahren.
    Minimaler Zeitverlust. Massig Zeit bis zum Starttest.« Er schaute Viktor und Raoul an. »Im übrigen haben wir das Gefühl, es tun zu müssen.«
    Es stand im Ermessen der beiden Wissenschaftler, den technischen Ablauf des Missionsplans zu ändern, falls sie dies für erforderlich hielten. Allerdings hatte Viktor diesbezüglich ein Veto-Recht. Er schüttelte den Kopf, öffnete den Mund …
    … und plötzlich erschien eine Überrang-Mitteilung auf dem Bildschirm. Sie vernahmen ein leises Summen, und dann erschien Axelrods Konterfei.
    »Hallo, meine Freunde! Ich habe da etwas, das ich euch unbedingt mitteilen muß. Nein, keine Nachricht von Airbus, aber ich habe über diese Fumarole nachgedacht, die ihr gefunden habt. Es ist vielleicht eine große Sache, und mir gefällt die Vorstellung nicht, einfach zu verschwinden, ohne nachgeschaut zu haben.«
    Julia runzelte die Stirn. Als sie Axelrod damals Meldung über Viktors Knöchel und die Fumarole gemacht hatten, hatte er die Verletzung mit dürren Worten kommentiert und über die Fumarole kein Wort verloren. Nun war er Feuer und Flamme. Er schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme; die Kamera nahm ihn aus der Froschperspektive auf, während er sich unter weichem, indirektem Licht am Schreibtisch zurücklehnte.
    »Falls ihr imstande seid, es mit dem Zeitplan zu vereinbaren – und nur dann

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