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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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›es möglich machen, von in situ -Ressourcen zu leben‹, wie im NASA-Handbuch zu lesen war – also durch Kompostierung.
    Die biologischen Bestimmungen sahen vor, daß die Fäkalien hier entsorgt wurden. Sie hatten inzwischen die vierte Kapsel mit Exkrementen gefüllt und versiegelt. »Bringen wir’s hinter uns«, sagte Marc. »Dann fällt dieser Punkt bei der Endkontrolle schon einmal weg.«
    Es dauerte zwei Stunden, bis sie und Marc den sperrigen Kunststoffbehälter aus dem Unterbau des Habitats gezogen und auf die Ladefläche des Dünenbuggys gewuchtet hatten. Schon erstaunlich, wieviel Scheiße vier Leute in einem halben Jahr produzierten! Die braune Masse, die gnädigerweise von einem lichtundurchlässigen Plastiksack bedeckt wurde, war komprimiert und tiefgefroren. Es war schon das dritte Mal, daß sie diese Arbeit verrichten mußten – natürlich in voller Montur. Marc hatte ein paar Kilometer entfernt eine Grube ausgehoben. Dazu hatte er den Spaten benutzt, der zur Ausrüstung des Rovers gehörte. Der Peroxidstaub würde sich wahrscheinlich in ein paar Jahren durchs Plastik gefressen haben, doch zugleich würde er die organischen Bestandteile der Fäkalien neutralisieren. Das minimale Kontaminationsrisiko war auch der einzige Vorteil der bizarren Oberflächen-Chemie – kein Isolationslabor auf der Erde war auch nur annähernd in der Lage, die widrigen Bedingungen zu simulieren, unter denen die organische Chemie hier ablief.
    Der Mars war ein strenger Lehrmeister. Hier wurde einem erst bewußt, welche Fürsorge Mutter Erde den Menschen angedeihen ließ, ohne daß die es überhaupt bemerkten. Der Wiederaufbereitung von Luft, Wasser und Nahrung lagen komplizierte chemische und physikalische Abläufe zugrunde, von denen man bisher wenig wußte.
    Sie mußte die Systeme ständig im Auge behalten. Ein CO2-Anstieg würde den Tod bedeuten, ehe sie überhaupt begriffen hatten, was los war. Sank die Luftfeuchtigkeit im Habitat, würden sie eine trockene Kehle bekommen und nur noch krächzen.
    Die Menschen waren zweibeinige Schmutzfinken. Ein Teil der Ausscheidungen der vier wurden vakuumverpackt und diente im Gewächshaus als wertvoller Dünger, der Proteine und Mikroorganismen enthielt. Kurz nach der Landung hatte sie eine Probe im Freien ausgesetzt – eine ›Recycling-Probe‹, wie sie es in einem Brief an die Zeitschrift Nature bezeichnet hatte –, und der Mars hatte binnen einer Stunde jede Zelle abgetötet. Diese Oberfläche war der effektivste Reinraum im ganzen Sonnensystem.
    Schließlich drohte der emotionale Konflikt sie zu überwältigen. Sie sagte den anderen, daß sie eine Pause einlegen müßte, und ging ins Habitat. »Gut, dann ruh dich aus«, sagte Viktor über Funk.
    Zuerst duschte sie zweimal und genehmigte sich dann einen winzigen Cognac – ein geringfügiger Regelverstoß –, um den Latrinendienst zu vergessen.
    Nachdem sie das Teewasser aufgesetzt hatte, hörte sie Klavierstücke von Chopin. Jeder von ihnen hatte einen anderen Musikgeschmack. Viktor mochte den melancholischen Tschaikovsky und Mahler, Raoul hatte ein Faible für temperamentvolle südamerikanische Steeldrum-Bands und Marc für zähe Streichermusik. Wurde das Habitat einmal über die Lautsprecher mit Musik beschallt, führte das schnell zu Diskussionen über die Auswahl der Stücke. Also hörten sie über Kopfhörer Musik. Die Sicherheitsbestimmungen verboten jedoch das Musikhören im Raumanzug, weil die Klänge die akustischen Warnsignale übertönt hätten.
    Chopins brillante, schnelle Stücke hatten eine geradezu kontemplative Wirkung auf sie, während sie sich vor die Kamera setzte, um die Gesprächstherapie zu eröffnen. Die Echtzeit-Verbindung stand, wie man auch erwarten durfte, und sie lud den angestauten Frust auf die Psychologin ab – Erika die Kummertante, wie Julia sie insgeheim nannte. Julia hatte seit ein paar Tagen nicht mehr mit Erika kommuniziert, und wo sie nun allein im Habitat war, sprudelte ein Wirrwarr aus Emotionen aus ihr heraus.
    »Erika, als Sie mich das letztemal fragten, wieso ich unzufrieden sei mit der Mission, habe ich abgeblockt. Nun will ich es Ihnen sagen. Nach Hause! Ich will hier weg. Manchmal habe ich Herzbeklemmung vor lauter Heimweh. Ich sehne mich nach Mums und Dad und den – wie heißt der alte Ausspruch? – grünen Hügeln der Erde …«
    Der gravierende Nachteil der Fern-Therapie bestand indes darin, daß sie im Grunde Monologe führte. Die achtminütige Zeitverzögerung

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