Das Rennen zum Mars
–, würde ich es begrüßen, wenn ihr noch mal einen Blick darauf werfen würdet. Vielleicht Julia und Marc, falls sie abkömmlich sind.« Er grinste gewinnend.
»Wir alle sind sehr stolz auf das, was ihr geleistet habt, doch wenn es in dieser Fumarole einen Beweis für Leben auf dem Mars gibt – Leben, ob tot oder lebendig –, dann möchten wir das wissen. Dadurch würde die Mission für die ganze Menschheit im Wert steigen.
Denkt mal darüber nach.«
Er verabschiedete sich mit einem militärischen Gruß, und dann verblaßte sein Bild.
Schweigen. Einer nach dem andern drehten die Männer sich zu ihr um.
»Ihr glaubt bestimmt, ich wäre in dieser Sache an ihn herangetreten«, sagte Julia.
»Bist du etwa nicht?«, fragte Raoul mit grimmigem Gesichtsausdruck. Er nahm ihr das nicht ab.
»Nein. Ich habe kein Wort gesagt.«
»Du bist gestern für lange Zeit allein hier gewesen«, sagte Marc.
»Ich habe Erika angerufen. Das ist alles.«
»Bist du dir sicher?« Raoul war das personifizierte Mißtrauen.
»Ich bin mir verdammt sicher!«
Viktor hatte den Wortwechsel mit ausdruckslosem Gesicht verfolgt. Seine Augen bohrten sich förmlich in sie. »Dann ist das aus zwei Gründen eine ernste Angelegenheit«, sagte er sanft.
»Wenn Axelrod uns Anweisungen erteilt, ist das durchaus eine ernste Angelegenheit«, sagte Marc. » Wir sind nämlich für die Organisationsabläufe hier verantwortlich.«
»Das stimmt«, sagte Viktor, »und wenn es nur das wäre, würde ich mir nicht, wie ihr zu sagen pflegt, ins Hemd machen. Wir könnten vielleicht für ein paar Tage auf euch verzichten. Das eigentliche Problem ist jedoch, daß die Psychologen ihre Schweigepflicht verletzt haben.«
Alle Anwesenden nickten. Ein wesentlicher Aspekt der letzten zwei Jahre waren ihre Privatgespräche gewesen. Die Gespräche mit den psychologischen Betreuern waren streng vertraulich gewesen.
Sie hatten die Möglichkeit, nach Gusto ihre Gefühle herauszulassen.
Ob sie nun jammerten und klagten, ihrem Zorn Luft machten, in Depression oder Selbstmitleid verfielen – niemand würde davon erfahren, weder auf der Erde noch auf dem Mars. Das war ein wichtiges Ventil.
»Verdammter Bastard«, sagte Marc.
»Genau«, pflichtete Raoul ihm verdrießlich bei. »Wie lang schnüffelt er wohl schon in unsren Mitteilungen herum? Vielleicht sogar …« – er setzte sich gerade hin – »… in meinen Gesprächen mit Katherine«, sagte er mit versteinertem Gesichtsausdruck.
Viktor zeigte keine Regung und sagte auch nichts, doch sie wußte, daß in ihm ein Sturm tobte; er hatte die Hände zu Fäusten geballt, so daß die Fingerknöchel weiß waren. »Wieso sagt er uns das ausgerechnet jetzt?«
»Vielleicht ist es ihm zufällig rausgerutscht, und er hat nicht damit gerechnet, daß wir ihm auf die Schliche kommen«, sagte Marc.
»Oder er hat sich gesagt, nun käme es auch nicht mehr darauf an, ob wir es wüßten«, sagte Raoul bitter. »Wo wir uns nun den Arsch aufreißen, um nach Hause zu kommen. Weshalb nicht noch eins draufsetzen? Weshalb …?«
»Ich glaube, daß du recht hast«, sagte Viktor, um Raoul zu besänftigen, der zunehmend in Rage geriet. »Er hat sich wohl gesagt, wir seien zu geschlaucht von der Arbeit, um noch ein Ohr für Zwischentöne zu haben. Er wittert hier eine große Story, vielleicht die größte überhaupt – und hat sie wohl schon ans Fernsehen oder weiß der Geier wen verkauft.«
»Ich glaube nicht, daß er so ein schlimmer Finger ist«, sagte Julia.
»Vielleicht betrachtet Axelrod das nur als weiteren Trumpf der Mission. Er ist von unserer Rückkehr überzeugt und will, daß wir größtmöglichen Ruhm ernten und möglichst viele Entdeckungen präsentieren.«
Marc schaute sie verwundert an. »Du versuchst allen Ernstes, dieser Sache noch etwas Gutes abzugewinnen? Es war schließlich dein Gespräch mit Erika, das er belauscht hat.«
Sie zuckte ratlos die Achseln. »Genau weiß ich es nicht.
Wo ist das Leck? Wir werden es aber nie erfahren, wenn wir nicht zurückfliegen und uns diese Witzfiguren der Reihe nach vorknöpfen.«
»Hat Erika später noch etwas durchblicken lassen?«, fragte Viktor mit leiser Stimme. »Daß sie …«
»Nein, nicht daß ich wüßte.«
»Dann wissen wir es wirklich nicht«, sagte Raoul. »Entweder hat Axelrod gelauscht, oder Erika hat geredet.«
»Und wie lang das schon so geht, wissen wir auch nicht«, sagte Marc.
»Dann lassen wir’s gut sein«, sagte Viktor entschieden. Wenn er in seiner
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