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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Eigenschaft als Kommandant sprach, legte er die Betonung aufs letzte Wort des Satzes, um jede weitere Diskussion zu unterbinden. Das funktionierte immer, und Julia hatte sich schon gefragt, ob er sich der Wirkung überhaupt bewußt war. Sie sprach ihn besser nicht darauf an; vielleicht würde der Effekt dann verfliegen.
    »Sollen wir das einfach vergessen?«, fragte Raoul.
    »Jedenfalls so lang, bis wir wieder auf der Erde sind«, sagte Viktor.
    »Und in der Zwischenzeit werden wir sehen, in welchem Maß Axelrods Aussagen für bare Münze zu nehmen sind.«
    »Was bleibt uns auch anderes übrig«, sagte Julia.
    Ein langes Schweigen trat ein – derweil sie ihre Gefühle sortierten, wie Julia vermutete. Und wie fühlte sie sich? Von Erika verraten – falls der Vorwurf zutraf. Vielleicht war auch Axelrod der Schuldige.
    Doch ohne Beweise für die eine oder andere Version hatte es keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Wie so viele andere Dinge kam auch diese Sache ins Regal und wurde mit dem Etikett ERST AUF DER ERDE ÖFFNEN versehen.
    Sie hatte eine ganze Kategorie solcher aufgeschobenen Paradigmen entwickelt. Damit vergewisserte sie sich, daß sie sich nicht geschlagen gab, sondern den Kampf nur auf einen günstigeren Zeitpunkt verschob.
    Raoul schaute skeptisch. »Na … gut. Vorhin wollte ich sagen, daß ich mich nochmal mit dem Triebwerk beschäftigen muß. Nach der fehlgeschlagenen Zündung müssen noch ein paar Druckbegrenzungsventile kalibriert werden. Aber das schaffe ich schon allein«, beeilte er sich zu sagen.
    Julia erkannte, daß Raoul die Verantwortung für die Reparaturarbeiten übernehmen wollte und ungestört sein mußte. Da waren zwei Wissenschaftler mit jeweils zwei linken Händen überflüssig. So hatte er die Muße, über jedem Detail zu brüten.
    Ein langer Moment verstrich. Die Situation glich einer Gratwanderung.
    Schließlich erteilte Viktor mit einem Kopfnicken seine Zustimmung. Er war Julias Argumentation gefolgt, weil er davon überzeugt sein wollte. Nun wechselte er wieder in den Kommandanten-Modus: » Da. In Ordnung. Aber nur zwei Tage.«
    Julias Herz machte einen Satz. Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln, beugte sich zu ihm hinüber und gab ihm – unter völliger Mißachtung der Missions-Disziplin – einen dicken Schmatz. Sie würden noch einmal eine Nacht in der Gefriertruhe von Rover verbringen – diesen Preis würden sie zahlen müssen, aber der Zweck heiligte die Mittel. Die Kameraden strahlten sie an, und sie spürte, daß die verschiedenen Motivations-Strömungen plötzlich zusammenflossen und gebündelt wurden.
    So erschöpft sie auch waren – nun existierte ein Band zwischen ihnen, für das niemand Worte fand.
    Sie mußte an sich halten, um nicht jeden Anwesenden zu küssen.

Kapitel 17
18. Januar 2018
    Tags darauf, nach dem Mittagessen, brachen sie auf. Das Panorama des Gusev-Kraters entfaltete sich vor ihnen, während sie in nördlicher Richtung über das Terrain fuhren, dessen Rinnen und Mulden dem geschulten Auge eine Geschichte erzählten, die Milliarden Jahre zurückreichte. Aufmerksam betrachtete sie die sich verschiebende Szenerie mit den surrealen Pinktönen und rostroten Einsprengseln, wobei sie sich bewußt war, daß sie dieses Bild zum letzten Mal sehen würde. Sie hatte den Eindruck, daß immer neue Perspektiven sich eröffneten.
    Die Hinterlassenschaft des Mars-Vorposten- Programms, das im Jahr 2009 aufgelegt worden war, bestand aus ein paar robotischen wissenschaftlichen Langzeit-Experimenten, dem Rover Boy und einer chemischen Anlage, die Kohlendioxid aus der Atmosphäre ansaugte und in Methan und Sauerstoff umwandelte. Über dem Vorposten standen drei Nachrichten-Satelliten in einem stationären Orbit, die den ständigen Kontakt mit der Erde aufrechterhielten. Außerdem hatte die Erde durch den Einsatz zusätzlicher Navigations- und Aufklärungssatelliten die Region um den Gusev-Krater so intensiv erforscht, wie das ohne Bodentruppen überhaupt möglich war. Außerdem war die Region detailliert kartiert worden. Doch fehlte der geballten Technik die wohl wichtigste Facette – das Wunder des Mars.
    Vor annähernd vier Milliarden Jahren hatte ein großer Asteroid die Kruste des Mars aufgerissen und einen tiefen Krater geschlagen, den nichts aufzufüllen vermochte. Als schließlich das Wasser aus dem Hochland abfloß, fräste es im Süden einen tiefen Kanal, der heute als Ma’adim Vallis bezeichnet wird, durch die kilometerhohe Kraterwand

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