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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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vereitelte Gespräche nach dem Aktions-Reaktions-Prinzip.
    Doch war es besser als gar nichts. Sie fuhr fort.
    »Den Mars verlassen … wissen Sie, ich spüre förmlich die Sehnsucht von Millionen, den Drang einer ganzen Zivilisation, zu neuen Ufern aufzubrechen. Ich möchte ihnen etwas wirklich Großes mitbringen.«
    Während sie sich die Probleme von der Seele redete, gelangte sie gleichzeitig zu einem besseren Verständnis dieser Probleme. Weshalb trieb die Frage nach Leben auf dem Mars das zeitgenössische Kollektivbewußtsein um? Sie beherrschte den ganzen Diskurs und war der Motor des Preisgeld-Systems.
    Viktor und Raoul betrachteten die Erforschung des Mars ausschließlich unter dem Aspekt der ökonomischen Vorteilhaftigkeit.
    Sie waren eben Ingenieure, nüchterne und praktisch denkende Männer. Solche Leute brauchte man, um das Funktionieren einer Rakete zu gewährleisten. Visionäre waren sie jedoch keine, und schon gar nicht hatten sie die prophetische Begabung, den Nutzen der Mission zu prognostizieren.
    Gewiß hatte Axelrod bei der Durchführung dieses großen Projekts sich auch vom Gewinnstreben leiten lassen. Doch nicht nur.
    Sie war der Ansicht, daß die Biologen die Verantwortung dafür trugen. Zwei Jahrhunderte zuvor hatten sie nämlich die Ideen von Adam Smith und dem Sozialökonomen Thomas Malthus verquickt und eine Analogie zwischen dem Markt und der Natur gezogen. Sie hatten den Geist des Mechanismus aus der Flasche gelassen, und der wollte nun nicht mehr dorthin zurück – nicht, nachdem die Evolutionstheoretiker Darwin und Wallace ihren Triumphzug durch das theologische Terrain des Milleniums angetreten hatten. Gott starb im Bewußtsein der Intellektuellen und wurde selbst für das einfache Volk leichenblaß.
    Alles wissenschaftlich fundiert, keine Frage. Doch in Julias Augen hatten die Biologen die Menschheit der spirituellen Basis beraubt. Es gab keine Engel, Geister und andere erhabenen Wesenheiten mehr, die man anzurufen vermochte. Irgendwie füllte die innige Verbundenheit mit den Tieren, insbesondere den Walen, Schimpansen und Delphinen, die Lücke nicht aus. Die Menschheit brauchte etwas Größeres.
    »So, wie ich es sehe, steht hinter unsrem Flug zum Mars eine rastlose, unausgesprochene Sehnsucht. Es ist die Gilde der Wissenschaftler, Leute wie ich, die nach einem Beweis suchen, daß wir nicht die einzigen vernunftbegabten Wesen im Kosmos sind. Dazu dienen das Weltraumprogramm und die Radioteleskope, mit denen man nach extraterrestrischen Intelligenzen sucht. Aus diesem Grund hat die Entdeckung fossiler Mikroben niemanden vom Hocker gerissen, nicht einmal mich selbst.«
    Unterlegt wurden ihre Worte vom Eindruck der öden und tristen Marslandschaft. Der Mars hatte über Milliarden Jahre einen epischen Kampf gegen die Kräfte der Kälte und Trockenheit geführt, wobei er den unerbittlichen Gesetzen der Gravitation, Chemie und Thermodynamik unterlag. War gegen alle Wahrscheinlichkeit Leben entstanden, und war es ihm nicht nur gelungen, sich zu halten, sondern sich zu entwickeln?
    »Für mich ist schon die Entstehung von Bakterien in dieser trockenen und kalten Hölle ein Wunder. Aber damit will ich mich nicht zufriedengeben!«
    Dann erzählte sie der Psychologin von ihren Bemühungen, die anderen zu überzeugen und schilderte ihr die Haltung der jeweiligen Besatzungsmitglieder – bis ihr schließlich bewußt wurde, daß das keine Strategiesitzung war. Zumal Erika ihr auch keine Schützenhilfe leistete. Die Mentoren behandelten Informationen streng vertraulich und hielten sich aus Streitigkeiten der Besatzung heraus.
    »Na gut, dann wünschen Sie mir eben viel Glück. Und versuchen Sie nicht, mir das auszureden!«
    Natürlich hätte sie am liebsten sofort eine Antwort bekommen, doch war das aus den hinlänglich bekannten Gründen nicht möglich. Sie verstummte mit einem Gefühl des Unbehagens. »Ich werde wohl nicht darum herumkommen, mich mit den anderen auseinanderzusetzen.«
    Sie würde am Abend eine Antwort bekommen, nachdem Erika Julias Ausführungen zur Kenntnis genommen und ein Konzept ausgearbeitet hatte; die Psychologen mußten jederzeit für das Konsortium erreichbar sein.
    Doch während sie die üblichen Abschiedsfloskeln herunterleierte, wurde Julia sich bewußt, daß eine Antwort eigentlich unnötig war.
    Allein die Gelegenheit, Dampf abzulassen, hatte bewirkt, daß sie sich wieder viel besser fühlte.
    Sie vernahm den Lockruf der Fumarole. Und die Zeit lief ihr

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