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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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kondensierte auf diesen kälteren Matten. Bestand hier eine Analogie zu den Kröten, die in der Wüste aus den Löchern kamen?
    Analogien waren wohl hilfreich, doch rief sie sich in Erinnerung, daß allein Daten relevant waren. Es zählte nur das, was sie sah. Jeder Moment dieser Expedition würde von den Millionen Biologen auf der Erde rekonstruiert werden … und von der einen Biologin auf dem Mars.
    Marc hing über ihr und drehte sich langsam, um den ganzen Schlot zu untersuchen. »Ich sehe die andere Seite nur undeutlich, aber sie scheint auch braun zu sein.«
    »Der Schlot verengt sich.« Sie ließ sich weiter hinab.
    »Aber wie überlebt es hier? Was ist die Nahrungsquelle?«
    »Der zeitlupenartige Aufstieg wie bei den unterseeischen Hydrothermalquellen auf der Erde.«
    Marc schloß zu ihr auf. »Diese schwarzen Schwaden?«
    Sie war zwar keine Ozeanographin, aber jeder Biologe wußte, daß um die Hydrothermalfelder Leben auf Schwefel-Basis existierte. Meterlange Röhrenwürmer und geisterhafte Krabben. Sie ernährten sich von Bakterien, die ihrerseits von der chemischen Energie der Hydrothermalquellen lebten. Diese Lebensgemeinschaften auf der Erde waren jedoch klein und beschränkten sich auf einen Radius von ein paar Metern um die Hydrothermalfelder, bevor die Kälte und Dunkelheit auf dem Meeresboden jegliches Leben unmöglich machten.
    Sie fragte sich, wie weit die Quelle von hier entfernt war. Maß die Strecke vielleicht nach Kilometern?
    Abwärts. Langsam und vorsichtig.
    Auf den nächsten fünfzig Metern verdickte die Schicht sich, wobei die Farbe sich aber nicht zu verändern schien. Sie untersuchte den braunen Bewuchs, der im Schein der Helmlampe glitzerte.
    Sie piekste die Schicht mit dem Finger und machte sich Gedanken über ihren Ursprung.
    »Mars-Matte« , taufte sie sie. »Wie die Algenmatten auf der Erde vor ein paar Millionen Jahren.«
    »Für Monate haben wir dort oben in den ausgetrockneten Seebetten gesucht und nur Fossilien gefunden«, sagte Marc und schnaufte.
    »Das richtige Leben hat sich hier unten vor uns versteckt.«
    Zehn Meter tiefer. Sie wickelten das dünne schwarze Seil ab, die Rettungsleine.
    Die Wände traten zusammen, und der Nebel verdichtete sich nun zu einer Wolke. »Du hattest recht«, sagte Marc, während sie auf einem meterbreiten Vorsprung Rast machten. Der Luftreinigungs-Zyklus war zur Hälfte abgeschlossen. »Der Mars hat es bis zum Algen-Stadium geschafft und ist auf diesem Stand stehengeblieben.«
    »Das reißt niemanden vom Hocker außer einem Biologen, ist aber immer noch besser als Fossilien. Zumal das hier mehr darstellt als bloße Algen. Es handelt sich um eine Gemeinschaft von Organismen, bestehend aus verschiedenen Arten von Mikroben, die sich zu Schleim – einem Biofilm zusammengeschlossen haben.«
    Sie schaute nach unten. »Der Temperaturgradient sei auf dem Mars flacher als auf der Erde, hast du gesagt. Stimmt das auch?«
    »Sicher. Der Planet ist von vornherein kälter, und dann hat er wegen der geringen Schwerkraft noch einen flacheren Druckgradienten. Auf der Erde beträgt die Temperatur in einem Kilometer Tiefe schon sechsundfünfzig Grad Celsius. Was schließt du nun daraus?«
    »Daß Mikroben hier in größerer Tiefe als im irdischen Untergrund überleben. Eben weil der Temperaturanstieg im Innern des Mars langsamer verläuft als im Erdinnern.«
    »Vielleicht.«
    »Dann überzeugen wir uns.«
    »Jetzt? Du willst jetzt dort runtergehen?«
    »Wann denn sonst?«
    »Der Sauerstoffvorrat ist schon zur Hälfte verbraucht.«
    »Im Rover gibt’s genug.«
    »Wie weit willst du denn noch runter?«
    »So weit wie möglich. Das ist vielleicht die letzte Gelegenheit. Wo wir einmal hier sind, sollten wir es auch durchziehen.«
    Er warf einen Blick auf die Anzeige für den Sauerstoff. »Wir sollten erst einmal umkehren und es dann diskutieren.«
    »Du gehst nach oben und holst die Sauerstoffflaschen. Ich werde hierbleiben.«
    »Wir sollen uns trennen?«
    »Nur für eine Weile.«
    »Die Missions-Bestimmungen …«
    »Vergiß die Missions-Bestimmungen. Diese Sache ist wichtiger.«
    »Du wirst Probleme mit dem Sauerstoff bekommen.«
    »Ich habe nicht vor, hier unten abzukratzen. Ich werde vielleicht noch fünfzig Meter absteigen – höchstens. Will Proben von verschiedenen Stellen nehmen.«
    »Viktor sagte …«
    »Geh einfach nach oben und hol die Sauerstoffflaschen.«
    Er machte einen betrübten Eindruck. »Du wirst aber nicht mehr weit gehen,

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