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Das Rennen zum Mars

Das Rennen zum Mars

Titel: Das Rennen zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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… sie konzentrierte sich … Viktor und Marc.
    Natürlich! Es war der Anzugslautsprecher. Sie mußte völlig hinüber gewesen sein, daß sie sie nicht gleich erkannt hatte ! Aber was sagten sie überhaupt? Etwas von Airbus und einer Landung. Sie gab es auf.
    Marc würde es ihr später sagen.
    Sie lag da und kontrollierte automatisch die Anzeigen des Anzugs, während sie sich von der Überraschung erholte. Alles normal; keine Schäden. Den Handscheinwerfer hatte sie im freien Fall verloren.
    Muß gegen einen Überhang geknallt sein. Stockfinster.
    Wo war der verdammte Handscheinwerfer? Sie sah ein schwaches Glühen zur Linken. Das mußte er sein.
    Sie wollte gerade aufstehen, als sie vor sich eine schwache Leuchterscheinung sah. Verwirrt setzte sie sich wieder hin. Sei vorsichtig.
    Der Schlot glühte in fahlem elfenbeinfarbenem Licht.
    Sie schloß die Augen und öffnete sie wieder. Das Glühen war noch immer da.
    Nein, nicht die Wände – die Mars-Matte . Eine in trübem Grau leuchtende Tapete.
    Sie kramte in der Erinnerung nach dem spärlichen Wissen über Organismen, die Licht aussandten. Das war nicht ihr Fachgebiet. Genau, Glühwürmchen hatten ein bestimmtes Enzym: Luciferase – eine endotherme Reaktion, die sie vor einer halben Ewigkeit im Reagenzglas in einem Labor für Molekularbiologie hatte ablaufen lassen. Glühwürmchen – eigentlich Fliegenlarven, wie sie sich erinnerte –, waren in neuseeländischen Höhlen wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht gewesen. Sie erinnerte sich an eine Exkursion in den australischen Regenwald, wo tropische Pilze in der Dunkelheit geglüht hatten. Hm. Trauerweiden auf gespenstischen Friedhöfen, Elmsfeuer an den Mastspitzen alter Segelschiffe … war es möglich, daß hier Pilze gediehen?
    Verdammt unwahrscheinlich. Es gelang ihr nicht einmal, Pilze im Gewächshaus zu züchten. Falsches Modell. Sie schüttelte den Kopf.
    Wenn nachts bei red tides(red tides: Rotfärbung des Wassers durch starke Algenvermehrung. – Anm. d. Übers. ) Wellen an der kalifornischen Küste sich brechen, erzeugen sie eine blau glühende Gischt. Das sind phosphoreszente Diatome. Was sonst? Hydrothermalfelder … Tiefseefische benutzen lumineszente Bakterien als Leuchtköder.
    Das ist es auch nicht. Die Laboranten hatten sich einen Spaß daraus gemacht, das lichterzeugende Gen auf andere Bakterien zu übertragen. Nun gut. Mikroben vermochten also Licht zu erzeugen, aber wieso ausgerechnet hier? Weshalb sollte unterirdisches Leben wohl Lumineszenz entwickeln?
    Bing bing bing – der Warnton riß sie aus ihren Überlegungen. Sie richtete den Blick nach oben. Die Sauerstoffanzeige blinkte gelb.
    Sie hatte noch Reserven für eine halbe Stunde. Zeit, umzukehren.
    Beim Aufstieg streifte sie den Handscheinwerfer. Sie nahm ihn an sich, schaltete ihn aber nicht ein. Sie orientierte sich an den phosphoreszierenden Wänden und wähnte sich dabei auf einem Spaziergang im Mondschein.
    Vorsichtig kletterte sie zu der Stelle hinauf, wo sie das Geschirr deponiert hatte. Es war natürlich ein Fehler gewesen, das Geschirr abzulegen. Doch manchmal zahlte sogar eine Dummheit sich aus. Die Leuchterscheinung wäre ihr bestimmt entgangen, wenn sie nicht gefallen wäre und den Handscheinwerfer verloren hätte.
    Während sie sich von der Winde hochziehen ließ, hatte sie Zeit zum Nachdenken. Sie spürte, wie die Erregung in Muskeln brannte, die geschmeidiger als sonst zu sein schienen. Auf jeden Fall war es hier wärmer. Sie drehte die Anzugsheizung herunter – sie befand sich sozusagen in den Mars-Tropen.
    Noch bevor sie die Sauerstoffflaschen erreicht hatte, vernahm sie Marcs quengelnde Stimme: »Julia, wo steckst du denn?«
    »Bin noch unterwegs. Bin gleich da.« Sie umrundete einen Vorsprung in der Wand des Schachts und wurde vom grellen Schein seiner Lampen erfaßt. Die Wände verschmolzen mit der Dunkelheit.
    »Wo warst du denn? Du kommst reichlich spät, verdammt. Die Sauerstoffflaschen waren rechtzeitig hier – he, wo ist deine Stirnlampe?«
    »Bin gegen einen Vorsprung geprallt und habe die Lampe zertrümmert. Marc …«
    »Den Handscheinwerfer auch? Wie hast du das denn gemacht – den Rückweg etwa ertastet? Wieso hast du mich denn nicht gerufen?«, fragte er mit belegter und beherrschter Stimme. Er war sichtlich verärgert.
    »Ich habe … habe etwas gefunden …«
    »Julia, beruhige dich erstmal. Du bist …«
    »Schalte alle Lampen aus.«
    »Was?«
    »Schalte sie aus. Ich will dir etwas

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