Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Kameraden«, erwiderte Ron. »Das sind Chefs. Ein guter und ein böser. Der gute ist natürlich eine Frau, der schlechte heißt G'erenge und hat bisher so ziemlich alles unternommen, was man als Tonu'Ata-Gott so anstellen kann, um mir das Leben sauer zu machen.«
    Hendrik grinste verständnislos.
    »Glaub mir's«, sagte Ron, »es stimmt.«
    Er ging nun schneller. Er wünschte sich den Anblick der Bucht herbei, so, wie man sich das Gesicht des Gegners herbeiwünscht, mit dem man sich monatelang beschäftigt hat.
    Und während sie weiter den Weg abwärts gingen, berichtete er Hendrik von Nomuka'ta und dem Tabu. Dann schob er die Büsche zur Seite: »Dort unten, Hendrik, das ist es! Sieh mal …«
    »Unglaublich!« Hendrik seufzte leise. »Unglaublich schön. Wirklich eindrucksvoll!«
    »Leider auch unglaublich gefährlich.« Die Seeschwalben gab es noch, die Kormorane und sicher auch den Fregattvogel, der dort an der Wand sein Nest gebaut hatte. Und die tiefblau glänzende, unheimliche Stille … Von hier oben war weder ein Haischatten noch eine Flosse auszumachen. Trotzdem tastete Rons Blick über die Wasseroberfläche, als könne er sie durchdringen.
    »Perlen und Haie«, sagte Hendrik neben ihm. »Eine interessante Mischung.«
    »Nicht nur interessant – brisant! Nun komm schon …«
    Doch Hendrik blieb stehen. Er schüttelte den Kopf. »Ganz schön groß, diese Bucht. Aber daß sich hier Haie hineinwagen … ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Sie müssen sich wie Gefangene fühlen. Ich kenn' sie doch. Die brauchen Platz, Raum … Wirklich merkwürdig …«
    »Hier gibt's noch viel, das wirklich merkwürdig ist«, sagte Ron.
    Die beiden Mädchen erwarteten sie an der Steinplatte.
    Als er Tama dort kauern sah, fühlte sich Ron beinahe hilflos den Erinnerungen ausgeliefert, die in ihm hochstiegen. Wie oft hatten sie auf der Platte gesessen, ihre Austernbeute geöffnet, sich über Perlenfunde gefreut. Wie oft hatten sie Fische gebraten, gelacht, sich geliebt. Herrgott, was waren sie doch glücklich gewesen! – Und jetzt …
    Jetzt würde man sehen.
    Es war Lanei'ta, die als erste die Dreiecksflosse ausmachte. Sie sagte nichts. Sie hob nur den Arm, und ihr Zeigefinger deutete hinüber zur Wand.
    »Ein Hai«, murmelte Hendrik. »Tatsächlich. Der Bursche muß ganz schön groß sein.«
    Ron hielt die flache Hand vor die Stirn. Die Sonne schlug ungezählte blitzende Sterne aus dem tiefen Blau des Wassers, und dieses gottverfluchte Funkeln erschwerte das Sehen.
    »Da drüben!« sagte Hendrik. »Etwa eine Handbreit vom linken Buchteingang.«
    Nun sah er es auch: Schwarz, starr, fremd in dem ganzen funkelnden Auf und Ab zeichnete sich das Dreieck ab. Zwei Sekunden später war die Flosse verschwunden, tauchte aber sofort wieder auf.
    »Hätten wir das blöde Fernglas doch mitgenommen.«
    »Gehen wir zu den ›Fingern‹«, schlug Ron vor. »Das sind die beiden Felsen. Siehst du sie?« Er hatte die bizarren Steinformen an der östlichen Buchtseite so genannt, weil sie tatsächlich den Eindruck erweckten, als schiebe eine Faust zwei Schwurfinger in den Himmel.
    »Es sind noch mehr Haie hier«, sagte Lanei'ta. »Aber sie tun nichts.«
    »Ach, wirklich?«
    Lanei'ta lächelte.
    »Und woher willst du das wissen?«
    »Weil ich sie kenne. Ich kenne sie schon lange. Schon aus der Zeit, als wir jung waren und hier nach Perlen tauchten. – Nicht wahr, Tama?«
    Tama nickte.
    »Manchmal hab' ich auch allein getaucht. Wir haben sie oft gesehen, stimmt's? Und sie haben sich immer benommen wie Freunde.« Sie sagte es auf englisch: »They always behaved themselves as friends.«
    »Und was war am Oktober?« Ron brauchte nicht weiterzusprechen. Der elfte Oktobertag, der ›Roi‹-Zwischenfall, der Tag, an dem Jack starb, der Tag, da Pandellis Gangster die Bucht plündern wollten und sie sich wehrten und die Haie sich satt fraßen am Fleisch der Lebenden und der Leichen …
    »Sie wurden verrückt«, sagte Lanei'ta. »Sie sind verrückt geworden, weil die Menschen verrückt waren.«
    Vielleicht konnte man es auch so betrachten. Die Menschen waren verrückt geworden … Gut. Doch Ron sah den weißen Monsterhai wieder auf sich zukommen, und dieses Erlebnis lag nur wenige Wochen zurück. Er sah das schnappende Maul, die tückischen Killeraugen. Es war so ziemlich die schlimmste Fratze, der er je begegnet war. Er sah sie zu oft … Vergiß es … Er stolperte weiter über die Steine.
    Doch kam er nicht sehr weit.
    »Lanei'ta!«
    Es war ein

Weitere Kostenlose Bücher