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Das Riff der roten Haie

Das Riff der roten Haie

Titel: Das Riff der roten Haie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gedrückt, riß ihn wieder hoch und begann ihn gnadenlos abzutrocknen.
    »Und die Frauen dort, Ovaku?«
    »Welche Frauen?« schnappte er erstickt.
    »Eure Frauen. Haben sie auch so helle Haare?«
    »Hm. Viele.«
    »Und helle Augen?«
    »Schon. Es gibt auch dunkle.«
    »Ich liebe helle Haare. Hast du viele Frauen gehabt, Ovaku?«
    »Es geht.« Sie hatte ihn das schon hundertmal gefragt.
    »Und Kinder?«
    »Ikai.«
    Auch diese Frage wiederholte sie immer, um das ›Ikai‹, sein ›Nein‹ zu hören. Es befriedigte sie irgendwie. Sie hatte jetzt seinen Kopf in ihrem Schoß und rieb ihm die letzte Feuchtigkeit aus den Haaren. Auch das hatte er schon erlebt. In Pater Emanuels Hütte. Hoch über ihren Brüsten und den aufmerksamen Augen hatte damals ein Gecko mit schräggestelltem Kopf zu ihnen herabgesehen. Offensichtlich hatte ihn der Anblick amüsiert. Seine kleine Zunge war immer wieder aus dem Maul gekommen, so, als lache er sie aus.
    »Ovaku, ich habe Hunger.«
    »Ich auch.«
    »Komm, gehen wir nach Hause …«
    ***
    Am späten Nachmittag war es ziemlich stürmisch geworden, im Dorf trieben Staubwolken über den Platz. Doch als es Abend wurde, drang von den Kochstellen der flackernde Schein der Feuer durch die Dunkelheit, und wie immer fühlte sich der Sand unter Rons nackten Sohlen weich und warm an wie Samt.
    Ihr ›Fale‹, das Haus, stand an der Westseite, etwas abgesetzt von den anderen Gebäuden. Es stand in einer Lichtung aus Kokospalmen. Sie öffnete sich zur Lagune und zur großen Durchfahrt der Außenbarriere. Es war der größte Fale des Dorfes. Ron hatte es auf einen Rahmen aus Hartholzstämmen gesetzt. Zwei Reihen solider Zementpfeiler bildeten die Basis. So war es vor Ungeziefer, Kakerlaken und den kleinen Sandwirbeln geschützt, die die Passatwinde herantrugen. Außerdem war der Boden stets angenehm gekühlt. Der Rest war eine Holzkonstruktion. Im rechten Winkel dazu standen das Werkstattgebäude und der Anbau, der die neue Krankenstation aufnehmen sollte.
    Alles, einschließlich Funkbude, war von einer Mauer zementverbundener Basaltblöcke eingefriedet. Die Mauer sollte Ron und Tama nicht von den anderen trennen, um Himmelswillen, nein, aber der Garten, all die Bohnen, Tomaten, Süßkartoffeln, Bäumchen, Blumen, die hier wuchsen, nachdem Ron zuvor mühsam die Erde herangekarrt hatte, hatten ein wenig Schutz vor dem stets wehenden Wind verdient. Wozu hatte er auch diese idiotische Zementmaschine, deren Motor ständig in die Binsen ging, über dreitausend Meilen weit herangeschafft?
    Tama hielt seine Hand, und was aus der Berührung zu ihm herüberfloß, war dasselbe, wie immer. Ein stilles Einverständnis, das keiner Worte bedurfte.
    Nun drückte sie den Schalter. Die Treppenbeleuchtung flammte auf. Sie tauchte die Hibiskusbüsche in ihr Licht und ließ die Blätter tiefgrün und unnatürlich erscheinen.
    Licht aus den vom Generator gespeisten Batterien statt Feuer und Funzeln – eines der Wunder, die er aus der fernen ›anderen‹ Welt mitgebracht hatte und die ihn damals, vor zwei Jahren, mit Stolz erfüllt hatten. Mit großen Gesten und all den tongaischen Sprachbrocken, die er damals kannte, hatte Ron dem staunenden Volk die Segnungen der Technik zu erklären versucht: »Hier, ein Motor … wie in meinem Boot. Da der Motorsaft … Diesel … Die ›Mana‹, die Kraft, die hier in die kleinen schwarzen Kästen – Batterien – kommt. Und hier, das, die Drähte, das sind die Rohre, durch die die ›Mana‹ fließt und hier in diesen Birnen wieder zu Licht wird.«
    Sie hatten gestaunt, mit offenen Mündern. Die Kinder wollten die hellen Glasfrüchte berühren und zogen erschrocken ihre Hände wieder zurück.
    Tama aber hatte kein Wort gesagt. Ihr Gesicht war glatt geblieben, freundlich und vollkommen ausdruckslos.
    »Was ist denn, Tama? Was hältst du davon?« Schließlich: Hatte er nicht noch Steckdosen in der neuen Küche montiert? Kühlschrank, Herd, Elektrogrill statt einer ›Kochgrube‹! Wenn er da an das Leben in Pater Richards' Hütte dachte – mein Gott, sie mußte doch froh sein! Um den Hals fallen mußte sie ihm vor Dankbarkeit!
    Sie fiel ihm nicht um den Hals.
    »Pretty complicated.« Sie sprach damals schon besser englisch, als er je Tongaisch lernen würde. »Ziemlich kompliziert, findest du nicht?«
    Die ganze wunderschöne Anlage mit ihrem Original-GM-Generator, ihren Batterien, Kabeln, Verbindungsstücken, dazu noch seine Vorstellung, alle Menschen von Tonu'Ata mit den

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