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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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unter die Dusche genommen und geschrubbt hatte. Er hing jetzt an der Zimmertür und trocknete und sah gar nicht mehr so elegant aus wie zu dem Zeitpunkt, da sie ihn mitgenommen hatte. Aber wenigstens roch er nicht mehr. Nun ja, kaum noch.
    Ob die Wäsche schon fertig war? Sie musste vor Erschöpfung eingenickt sein. Nachdem sie sich aufgewärmt hatte, war sie furchtbar müde geworden, kein Wunder nach allem, was sie erlebt hatte. Aber jetzt war es bestimmt schon ...
    „Verdammte Hacke!“, rief sie aus, als sie aus dem Fenster sah. Es dunkelte bereits. Sie hatte den ganzen Nachmittag geschlafen.
    Eilig fuhr sie aus dem Bett und drapierte wieder die beiden Decken um ihre Hüfte und über ihre Schultern. Aufgewärmt? Ja. Wäsche gewaschen? Ja. Dann musste sie jetzt dringend mit der Lebensplanung anfangen.
    Es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis Hunter sie hier finden würde.

51. Kapitel
     
    Julio Palazuelo ließ die blutleere Leiche der Nonne zu Boden fallen und wischte sich den Mund sorgsam mit einer der Papierservietten ab, die hier im Büro als Vorrat für den Essensraum gelagert wurden.
    „Sehen Sie? Ich habe Sie nicht weiter zu überreden versucht“, sagte er zu den starren Augen, „Palazuelo hält sein Wort.“
    Nun galt es herauszufinden, wo das Mädchen sich aufhielt. Anna hatte erwähnt, die Leiterin des Hauses angerufen zu haben. Aber welches Hauses?
    Er griff nach dem Telefon und drückte einige Male die Wahlwiederholung.
    Auf der Anzeige erschienen verschiedene Telefonnummern und die dazugehörigen Namen, die im Adressverzeichnis gespeichert waren.
    Einer der Namen hieß „Zuflucht“.
    „Wie einfallsreich“, grummelte er. In drei Sekunden hatte er ein Telefonbuch gefunden, das Haus namens Zuflucht nachgeschlagen, sich die Adresse gemerkt und das Büro verlassen.
    Die Tote würde er liegen lassen. Mit den Malen am Hals. Dieser unverzeihliche Fauxpas würde früher oder später in Prag bekannt werden, und da man wusste, dass er ein Profi mit jahrhundertelanger Erfahrung war, würde der Verdacht unweigerlich auf dieses Küken fallen, diesen Leonardt, dem der Tod zu Unrecht gewährt worden war, denn er verdiente ihn nicht, dieser Waschlappen. Ein paar offen herumliegende ausgesaugte Leichen würden vielleicht sogar Doña Elisa überzeugen, dass man ihn sich besser vom Hals schaffen sollte.
    Aber zunächst war die Tochter an der Reihe. Diese Angelegenheit bekam allmählich eine persönliche Dimension. Niemand entzog sich Palazuelos Zugriff, niemand.
    Schneller, als dass ihm irgendein Mensch im Essensraum der Bahnhofsmission mit den Augen hätte folgen können, eilte er in Richtung Osten. In Richtung Alfred-Brehm-Platz.

52. Kapitel
     
    Lea saß in Decken gewickelt vor dem Wäschetrockner und lauschte den brummenden Rotationen der Trommel, die normalerweise sicher beruhigend gewirkt hätten. Wenn sie bloß nicht gar so nervös gewesen wäre.
    Klar war, dass sie weg musste aus Frankfurt. Möglichst schon gestern, spätestens aber sofort. Bloß wohin?
    Mach dir nichts vor, Lea. Es gibt nur ein mögliches Ziel, und das weißt du auch.
    Ja, es gab nur eines. Wo sollte sie sonst hin? Wieder fliehen? Nein, das wollte sie nicht. Nie wieder.
    Dann lieber zurück nach Eschersbach.
    Es musste sein. Sie konnte sich nicht ihr Leben lang vor ihren Problemen verstecken. Selbst wenn das Problem die Frage war, ob sie sich mit ihrem Vater versöhnen oder ihn im Sonnenlicht sterben lassen sollte.
    Klick. Plötzlich war es sehr ruhig. Viel zu ruhig. Ach ja, der Trockner war fertig. Sie öffnete die Trommel und schlüpfte in ihre Jeans, deren Loch am rechten Bein – Andenken an Jörg Ugliks Messerklinge – inzwischen zu einer breiten Kerbe ausgefranst war.
    Als sie fertig angezogen war, ging sie nach oben und verabschiedete sich von der Frau am Empfang, die sie aufgenommen hatte.
    „Was wirst du jetzt tun?“
    „Mein Leben in den Griff kriegen, schätze ich.“
    „Na dann viel Glück.“
    „Kann ich brauchen.“
    Dann war sie draußen in der kalten Abendluft, wo ihr Atem Wölkchen machte und der Schnee im Licht der Straßenlaternen und der Leuchtreklamen des nahen Zoos erstrahlte. Sie verschwand im U-Bahn-Schacht, schaffte es gerade noch, in einen wartenden Zug zu springen, bevor sich die Türen schlossen, und hörte nicht mehr das gewaltige, explosionsartige Krachen, mit dem die Eingangstür des Hauses Zuflucht aus den Angeln gerissen wurde.
     
    Palazuelo stapfte durch die Trümmer zum Empfang, packte die

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