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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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ich tun soll.“
    Beim dritten Anklopfen löste sich klickend das Türschloss, das nicht richtig eingerastet war, und die Tür schwang lautlos auf.
    Lea schlug sich mit dem Handrücken gegen die Lippen, um ihren Schrei zu unterdrücken. Sofort nach dem ersten Schock war ihr klar, dass sie all das, was sie tun wollte – schreien, Hilfe holen, die Polizei rufen – auf keinen Fall tun durfte. Wenn man sie jetzt hier fand, war keineswegs sicher, ob es mit ein paar Tagen Untersuchungshaft getan war.
    Wenn man sie jetzt hier fand, würde Ritterbusch eins und eins zusammenzählen.
    Sie blickte in Annas tote Augen.
    Es schmeckte nach Blut. Von ihrem eigenen Schlag war die Lippe aufgeplatzt.
    Stumm betrachtete sie ihren rot verschmierten Handrücken, während dieselbe Hand sich langsam zur Faust ballte, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    „Ich wollte eine Entscheidungshilfe von Ihnen“, sagte sie zu der Leiche. „Und die habe ich bekommen.“ Das Bild ihres Vaters verfolgte sie: wie er hier hereinkam, vielleicht um sie zu suchen, vielleicht einfach wegen seines Blutdurstes; wie er mit der Nonne ins Gespräch kam; wie er sich in ihren Hals verbiss, genau wie er es bei Jörg Uglik getan hatte; wie er anschließend die Tote hier liegen ließ, wo Lea sie jetzt gefunden hatte, und das Weite suchte.
    „Die habe ich bekommen“, wiederholte sie entschlossen.
    Immer noch die Fäuste geballt, rannte sie hinaus aus dem Büro, aus der Bahnhofsmission, hinunter zum S-Bahnhof, zur S6 nach Eschersbach.
    „Dich werden sie auch noch kriegen“, rief ihr der hagere Mann nach. „Die Ameisen“, setzte er leise hinzu, als sie fort war, und wandte sich dann wieder seinem schlafenden Gesprächspartner zu.

55. Kapitel
     
    „Acht ... neun ...“ Immer noch stand der Stiefel drohend auf ihrem Kopf. Inzwischen standen einige Frauen und Mädchen, die durch den Lärm aufmerksam geworden waren, um sie herum, aber niemand machte Anstalten, die Polizei zu rufen oder sonstwie in das Geschehen einzugreifen.
    Plötzlich klingelte ein Handy.
    Palazuelo zog es aus seinem weiten Mantel hervor und drückte den Knopf zur Gesprächsannahme. „Ja?“
    „Ich erwarte deinen Bericht“, klang Doña Elisas Stimme durch den Hörer. Wenn sie etwas so Modernes und Unheimliches wie ein Telefon bediente, konnte das nur bedeuten, dass sie entweder sehr wütend war oder sofortiges Handeln erforderlich wurde.
    „Ich bin ihr sehr dicht auf der Spur. Eine Frage von wenigen Stunden, wenn nicht Minuten. Sie scheint gerade erst hier weg zu sein.“ Er hielt kurz den Hörer zu und zischte zu der Frau, die unter ihm am Boden lag: „Sie entschuldigen mich einen Moment. Das hier ist sehr wichtig. Ich beschäftige mich sofort wieder mit Ihnen.“
    Ohne seinen Fuß von ihr zu nehmen, hielt er das Telefon wieder ans Ohr und lauschte, als Elisa fortfuhr: „Meine Geduld ist am Ende, Julio. Die Fertigstellung unseres Sicherheitssystems duldet keine weitere Verzögerung.“
    Dann lass mich den Versager über die Planke jagen, dachte der Spanier.
    „Du wirst dich daher“, sprach sie weiter, „jetzt sofort nach Eschersbach begeben und den Programmierer aufsuchen. Ich bin es leid, meine Zeit mit ihm zu verschwenden.“
    „Jetzt sprecht Ihr wieder wie die Doña Elisa, die ich kenne und liebe. Eine Weile dachte ich, der Schwächling hätte Euch den Kopf verdreht. ¿Puedo matarle? “
    „Nein, Julio, ich will ihn lebend. Bring ihn hierher zu mir. Ich werde an ihm das Ritual der Gleißenden Dämonen durchführen.“
    „ ¡Los demonios brillantes! Eine wundervolle Idee, Doña. Ich werde noch heute Nacht bei Euch sein.“
    „Gut. Dann werden wir unverzüglich beginnen.“
    Sie legte auf, und er steckte sein Handy wieder weg.
    „Ich muss leider gehen“, sprach er zu den Umstehenden, „merken Sie sich, was Sie sagen wollten. Wir setzen unsere interessante Konversation ein andermal fort.“

56. Kapitel
     
    Eigentlich war es nicht sehr weise, jetzt sofort nach Eschersbach zu fahren. Schließlich war es bereits dunkel, es mochte vielleicht sieben oder acht Uhr sein, das Monster im Keller streunte in jedem Fall schon umher.
    Witzig, dachte Lea, während sie ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe betrachtete, hinter der die Dunkelheit lauerte; alle Kinder haben Angst vor dem Monster im Keller, das im Dunkeln auf sie Jagd macht. Ich bin die Einzige, die wirklich eins hat. Echt sehr witzig. Warum lache ich bloß nicht?
    Nein, weise war es keineswegs. Aber mit dem Entsetzen,

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