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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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gleichermaßen hochgefährlich und gleichermaßen verabscheuungswürdig.
    Oder?
    Valeska hatte recht, er war stets gesprungen, wenn sie pfiffen. Aber jetzt kämpften sie mit ihm. Ergo sprang er nicht mehr für sie. Gratuliere, Holmes.
    Er hatte sich gegen sie gewandt. Oder war zumindest als unzuverlässig eingestuft worden. Warum? Warum konnte ein Monster ein anderes Monster für unzuverlässig oder gar gefährlich halten?
    Vielleicht weil es sich weigerte, ein Monster zu sein?
    Sie kramte in ihrem Gedächtnis nach allem, was sie über Elsa Zimmer und diesen Palazuelo wusste. Beide waren in jeglichem Sinn des Wortes unmenschlich. Sie waren kalt und skrupellos. Berechnende Bestien. Sie konnten kaum Einwände dagegen haben, dass Hans Leonardt einen Jungen getötet hatte oder eine Gefahr für seine Mitmenschen war. Denn um wie viel mehr galt das für sie selbst!
    Nein, wenn er für sie zum Risiko geworden war, dann musste der Grund sein, dass er zu ... zu ...
    Der Grund musste sein, dass er zu menschlich für sie und ihre Machenschaften war.
    Ihr Herz schlug schneller. Da war es, das Menschliche in ihm, es war da, es existierte, und es war stark, sonst hätte all das hier nicht stattfinden müssen. Es war sogar sehr stark. Es hatte ihm Kraft gegeben, sich – wahrscheinlich – zumindest mit Palazuelo, vielleicht sogar mit beiden oder noch mehr Beteiligten eine zerstörerische Schlacht zu liefern.
    „Er hat gekämpft wie der sprichwörtliche Löwe“, flüsterte sie, und es lag ein Hauch von Bewunderung in ihrer Stimme. Ihr Vater (noch einmal, Lea, sag es dir noch einmal), ihr untoter Vater war immer noch Mensch genug, um für die Unmenschen zum Problem zu werden!
    „Lea, was weißt du über diese Leute? Du scheinst mir hier irgendwelche Schlüsse zu ziehen, von denen ich nichts weiß. Was wollen sie von ihm?“
    Gute Frage eigentlich. Was wollten sie? Ihn töten? Das hätten sie auch hier tun können. Und, dessen war sich Lea jetzt sicher, sie hatten es nicht getan. Denn warum sich einen Kampf liefern, wenn man einfach einen kleinen Ganoven beauftragen konnte, hier bei Tage einzusteigen und eine alte Kiste ans Licht zu zerren?
    Nein, er lebte. Er lebte und war ihr Gefangener. Warum nur, warum?
    „Sie wollen“, spekulierte sie laut, „ihn irgendwie dazu bringen, dass er voll und ganz so wird wie sie.“
    „Du meinst, eine Art Gehirnwäsche?“
    Lea nickte. „Ich glaube schon.“
    „Wir müssen die Polizei rufen.“
    „Die würde als Erstes mich verhaften. Und dann würde sie dir eine Moralpredigt halten, weil du unbescholtene Bürger Prags solcher Ungeheuerlichkeiten verdächtigst. Glaub mir, das hab ich schon hinter mir.“
    „Aber etwas müssen wir doch tun!“
    Wieder nickte Lea, langsam und ernst. „Ja“, sagte sie, „wir müssen etwas tun.“
    Im selben Moment horchten beide auf, weil sie deutlich das Wort „Vampir“ vernommen hatten. Richtig, es kam aus dem Radio! 21 Uhr. Die Nachrichten. Lea lauschte gebannt.
    „ ... auch die Polizei wies in einer Pressemitteilung darauf hin, dass manche Satanisten sich für Vampire halten und blutige Rituale durchführen. Ein Gerichtsmediziner sagte unserem Korrespondenten, es hätte ein Vielfaches an Blut aus den Verletzungen austreten müssen. Offenbar wurde der Rest in Gefäßen aufgefangen ... oder getrunken. Die Tatsache, dass es sich bei dem Opfer um eine Nonne handelt, lässt die Tat besonders niederträchtig erscheinen. Frankfurts Oberbürgermeisterin sagte dazu ...“
    „Was ist da passiert? Hattest du etwas damit zu tun?“
    „Schsch!“, fauchte Lea.
    „... weiterhin auf Parallelen zu einem Fall hingewiesen, der sich vor kurzem im nördlichen Rhein-Main-Gebiet abgespielt hat. Dort war ein Schüler das Opfer. Im Gegensatz zu jenem Fall aber hat die Polizei Frankfurt diesmal eine Zeugenaussage ...“
    Wenn mich jemand gesehen hat, bin ich am Ende, dachte Lea. Einmal in der Nähe, wenn jemand auf diese Art getötet wird, das mag noch als unglücklicher Zufall durchgehen. Aber zweimal?
    „... wird als großgewachsener Mann mit einem weiten Kapuzenmantel beschrieben, der sein Gesicht verdeckt haben soll ...“
    „Palazuelo!“, entfuhr es ihr.
    „... Glaubwürdigkeit des Augenzeugen angezweifelt, zumal er der Überzeugung war, der Täter müsse sich immer noch am Tatort aufhalten, denn er habe ihn nicht mehr weggehen sehen. Es handelt sich bei dem Zeugen um einen geistig leicht verwirrten regelmäßigen Besucher der Speisungen in der

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