Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
hinten gerissen. Direkt am Eingang zur Halle. Zwei Gorillas, mindestens zwei Meter groß. Müssen wohl die Handlanger unserer Vampire gewesen sein. Sie schafften mich am Bahnhofsgebäude vorbei in dieser Richtung“, sie deutete nach Süden, „dort ist ja noch ein weiterer Zugang zur U-Bahn, da zerrten sie mich rein, und einer sagte, wenn ich nicht mitkomme, bricht er mir gleich das Genick. Ich weiß nicht, ob er's wirklich getan hätte, mitten am Tag unter lauter Leuten, aber ich hab mich nicht getraut, es auszuprobieren.“
„Wie bist du da rausgekommen?“
„Als sie mich unten hatten, drückte mich einer gegen die Wand und packte mich am Hals und sagte, ich soll auspacken, wer wir sind und was wir vorhaben, und er wüsste schon, dass wir nach Prag wollen, und wer unsere Auftraggeber sind. Stell dir das vor, unsere Auftraggeber! Als ob wir nicht selbst denken könnten! Jedenfalls hab ich gesagt, ich hätte keinen Auftraggeber, und wenn er einen für mich wüsste, sollte er mir das sagen, ich könnte das Geld gebrauchen ... fand er aber nicht witzig. Hat gesagt, wenn ich nicht sofort rede, dann gute Nacht, Lucy. Er wusste sogar, wie ich heiße!
Das hätt's dann gewesen sein können, aber im selben Moment kam eine U-Bahn, die voll war mit Bullen, die auch zur Demo wollten, jedenfalls hatten die auch Schlagstöcke und Helme und alles, und gleichzeitig kam von der Treppe her auch noch mindestens ein Dutzend, die sollten wohl ihre Kollegen abholen, und da ging den beiden die Muffe. Die rannten wie die Hasen. Ich bin dann gleich hierher geflitzt, aber der Zug war schon weg.“
Lea überlegte. „Schienen ganz normale Menschen zu sein“, vermutete sie. „Wenn sie irgendwelche Vampirkräfte hätten, müssten sie vor Polizisten keine Angst haben.“
„Sicher die üblichen von den Schurken gedungenen tumben Killer“, mutmaßte Bülent, „das hätte böse enden können.“
„In gewisser Weise“, fügte Lucy hinzu, „hat es ja auch böse geendet. Wie kommen wir bloß ohne diesen Zug nach Prag? Können wir den nächsten nehmen?“
Lea schüttelte den Kopf. „Der geht erst in zwei Stunden. Dann schaffen wir es nie vor Sonnenuntergang. Und ich möchte in meiner Situation auch ungern hier noch zwei Stunden rumhängen. Nein, wir müssen versuchen zu trampen. Bülent, hast du Geld? Nein, warte mal, ich habe welches.“ Sie holte die Scheine hervor, die Anna Bolika ihr gegeben hatte. Mit leichtem Erschauern dachte sie daran, dass Hunter in diesem Augenblick irgendwo Jagd auf sie machte und sie nur hoffen konnte, dass ihre Wege sich nicht kreuzten. Ein Grund mehr, hier schnellstens zu verschwinden.
„Geld zum Trampen?“, wunderte sich Bülent. „Ich dachte, der Sinn wäre gerade, dass man keines braucht.“
„Außer man hat es verflucht eilig und möchte sich selbst einen guten Start gönnen. Zum Beispiel von der A3-Raststätte Weiskirchen aus, wo wir garantiert innerhalb von fünf Minuten jemanden finden werden, der uns mitnimmt.“
„Ah.“ Bei Lucy fiel der Groschen zuerst. „Und da willst du jetzt mit dem Taxi hin, richtig?“
„Ist das Schnellste, das mir einfällt. Einwändekritikgegenstimmen – keine, sehr gut. Jetzt raus hier!“
74. Kapitel
„Jetzt raus hier!“
„Aber Herr Ritterbusch ...“
„Liebes Dittmännchen, ich weiß Ihr Engagement zu schätzen, aber ich kann mich jetzt nicht mit Bagatellen herumschlagen, nur weil irgendein Saufbold wieder weiße Mäuse gesehen hat. Ich habe eine Zeugin hier, die Angelegenheit ist dringend.“
„Es ist ja auch nur, weil der Anrufer sagte, es habe wie eine Entführung ausgesehen.“
„Und das, was ich gerade bearbeite, sieht wie ein zweifacher Mord aus. Muss ich denn hier alles alleine machen? Mayr soll sich das anhören!“
„Wie Sie wünschen. Trotzdem ist hier noch eine weitere dringende Nachricht für Sie.“
Ritterbusch stöhnte laut auf und nahm ihr das Kärtchen mit der Notiz aus der Hand. Als er den Inhalt gelesen hatte, verwandelte sich jedoch seine verspannte Miene in ein Lächeln.
„Gut so, Frau Dittmann, sehr gut. Danke sehr. Aber jetzt gehen Sie bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
„In dem Tonfall gerne, Herr Hauptkommissar.“
„Nicht doch so förmlich. Nennen Sie mich einfach Chef!“ Er zwinkerte ihr zu.
Als sie das Büro verlassen hatte, wandte er sich wieder Valeska zu.
„Ich danke Ihnen, dass Sie mich hierher begleitet haben, Frau Leonardt.“
„Hatte ich denn eine Wahl?“
„Warum so mürrisch?
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