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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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ein Wolf.“
    „Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen.“ Wenn wenigstens das schwammige Gefühl in ihren Knien wegginge. Vielleicht könnte sie dann ...
    „Der Wolf kann nicht anders, verstehst du? Wir müssen aufhören, andere Arten zu verfolgen und auszurotten, nur weil sie ihren Instinkten nachgehen.“
    „Andere Arten? Du meinst doch nicht etwa ... oh Gott.“
    Lucy nickte. „Vampire tun nichts anderes, als ihren Instinkten zu folgen. Sie jagen, weil sie jagen müssen. Nur weil der Mensch ein einziges Mal auf der anderen Seite steht im ewigen Spiel der Natur vom Jäger und Gejagten, nur deshalb kannst du nicht eine ganze Art verdammen. Genauso gut könntest du die Wale ausrotten, weil sie Plankton fressen.“
    „Ist es das, was Menschen für dich sind? Plankton? Ist dir mal der Gedanke gekommen, dass du dieses Tierschutzding entschieden zu weit treibst?“
    „Jedes große Unterfangen wird von seinen Zeitgenossen verlacht oder gefürchtet“, erwiderte sie ernst. „Eines Tages wird dieser Begriff von Naturschutz so selbstverständlich sein, dass niemand mehr ein Wort darüber verliert, wenn ein fleischfressendes Wesen auf Beutefang geht. Egal ob es eine niedliche Robbe oder ein Hai oder ein Vampir ist.“
    „Bist du einer?“
    Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Ich? Nein. Das ist alles, was du kennst, nicht wahr? Kämpfen in eigener Sache. Lobbyarbeit fürs Ego. Aber es gibt noch Leute, die es fertigbringen, für andere zu kämpfen. Und ich darf dich beruhigen, Bram Stoker hat übertrieben. Ich wäre zu dieser Tageszeit nicht hier, wenn ich ein Vampir wäre.“
    Lea dachte fieberhaft nach. Wenn sie bloß irgendeinen Schwachpunkt entdecken würde, an dem sie Lucy treffen konnte, und dann müsste sie versuchen, Bülent wiederzufinden ...
    „Aber du bist ... sehr stark geworden“, versuchte sie ihr zu schmeicheln.
    „Julio hat mir die Kraft und Schnelligkeit des Jägers gegeben“, erwiderte Lucy stolz. „Er kam zu mir, unmittelbar bevor er zu deinem Vater ging. Er wusste, dass du wahrscheinlich versuchen würdest ...“
    „Und das ist auch 'Gerechtigkeit'? Dass Palazuelo meinen Vater entführt und ihm eine Gehirnwäsche verpassen will?“
    „Das Ritual der Gleißenden Dämonen ist nicht mit einer menschlichen Gehirnwäsche zu vergleichen. Außerdem sind das Angelegenheiten zwischen Vampiren, die wir Menschen mit unserer dem Menschlichen verhafteten Moral überhaupt nicht beurteilen können, geschweige denn kritisieren dürfen. Das wäre höchste Anmaß---“
    Plötzlich sprang sie flink wie ein Wiesel zur Seite, und erst jetzt sah Lea, dass Bülent hinter ihr stand und mit einem schweren Ast auf die Stelle einschlug, an der sie eben noch gestanden hatte.
    „Pass auf, Bülent!“, schrie sie ihm zu, „Palazuelo hat sie irgendwie stärker gemacht! Sie---“
    Weiter kam sie nicht, denn Lucy war mit einem gewaltigen Sprung auf Bülents Schultern gelandet, wo sie mit ihren Fäusten zwei schnelle Schläge auf seinen Hinterkopf landete. Er sackte auf die Knie, sie sprang mit einem Salto wieder auf die Erde, wobei sie sein Gesicht in den Dreck stieß. Leblos blieb er auf dem Bauch liegen.
    Leas Unterlippe zitterte. „Du hast ihn ...“
    „Ich sagte ja, ihr habt euch mit der Falschen angelegt“, knurrte Lucy. „Willst du's auch noch versuchen?“
    Anstelle einer Antwort hechtete Lea in Richtung ihres Rucksacks, wo ihre säuregefüllte Wasserpistole auf sie wartete. Aber würde sie es wirklich fertigbringen, damit auf ihre Freundin zu schießen, die offenbar auch einer Art von Gehirnwäsche zum Opfer gefallen war?
    Sie kam nicht dazu, dieser Frage nachzugehen, denn Lucy war ihr hinterhergerannt und hieb mit der offenen Hand so kräftig auf Leas linken Arm, dass sie das Gleichgewicht verlor und stürzte.
    Verwirrt bemerkte sie, wie sich ein leichtes Kribbeln um die Stelle ausbreitete, an der sie getroffen worden war. Sie betrachtete ihren Oberarm und registrierte, dass der Ledermantel vier schmale parallele Risse aufwies, aus denen ein wenig Blut sickerte.
    Das Kribbeln wurde stärker. Sie richtete sich auf und versuchte den Arm zu massieren, um die Durchblutung wieder anzuregen, aber das schien den Vorgang nur zu beschleunigen. Wie von weither hörte sie Lucys Lachen.
    Das Kribbeln breitete sich immer weiter aus, wie eine Myriade Ameisen, die von der verletzten Stelle ausgehend ihren Arm bis in die Fingerspitzen bevölkerten.
    Und dann konnte sie ihn nicht mehr anheben.
    Sie

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