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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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sie sich schon. Wenn er unbedingt wollte.
    „Das erste Mal war ich sieben. Meine Eltern stiegen mit mir in einen völlig überfüllten Bus. Ich ... bekam Panik und schlug um mich, bis sie mit mir wieder ausstiegen. Das fanden sie sehr ärgerlich, wir waren im Urlaub, die Gegend war dünn besiedelt, und der nächste Bus fuhr erst drei Stunden später.“ Sie hatte noch niemals mit jemandem über diese Episode gesprochen. Es war so peinlich! Selbst Lucy wusste nur in ganz groben Zügen Bescheid. Widerstrebend stellte sie jetzt fest, dass es in gewisser Weise einfacher war, die Geschehnisse dieser grobschlächtigen Skinhead-Punk-Mixtur zu erzählen, mit der sie danach nie wieder etwas zu tun haben würde, als ihrer eigenen Freundin. Es hatte sogar etwas Erleichterndes, die Geschichte einmal loszuwerden.
    „Ein paar Wochen später kam es noch einmal vor. Ich betrat einen Fahrstuhl, in dem schon mindestens ein Dutzend Leute standen. Meine Eltern warteten unten, ich wollte nur kurz hoch, um beim Kinderarzt ein Rezept für mich abzuholen – ich hatte darauf bestanden, das selbst zu tun. Bis ich oben war, hielten mich vier Erwachsene an Armen und Beinen. Einem hatte ich die Nase blutig gekratzt, ein anderer hatte ein blaues Auge. Und alle waren fast taub von meinem Geschrei.“
    Sie wartete auf eine spöttische Bemerkung. Als die ausblieb, fuhr sie fort: „Der Arzt diagnostizierte eine Kombination aus mehreren Phobien. Er fand heraus, dass ich genauso reagierte, wenn man versuchte, mich festzuhalten. Schließlich brachte er es auf den gemeinsamen Nenner, dass ich alles verabscheute, was mich in meiner Bewegungsfreiheit einschränkte. 'Sie haben da ein sehr freiheitsliebendes Kind', tröstete er meine Eltern. Dann gab er dem Ganzen einen griffigen Namen, er nannte es Akinetophobie und verdiente sich eine Menge Geld und Ansehen mit Artikeln darüber in Fachzeitschriften.“
    Jörg schwieg. Sein Blick hatte die aufgesetzte Finsternis verloren, er wirkte menschlicher, weniger bedrohlich; die Armeefarben auf seiner Weste sahen mit einem Mal wie eine Verkleidung aus.
    „Hat man jemals danach geforscht, woher das kommt?“, fragte er schließlich.
    Lea nickte. Es fiel ihr schwer fortzufahren, aber vielleicht gelang es ihr nur so, sich davon zu befreien. Das Grauen in Worte bannen.
    „Es hört sich vielleicht nicht sehr schlimm an, wenn man es bloß erzählt“, sagte sie leise, „aber für mich war es das Schlimmste, was es gab. Ich hatte ... diesen Traum, seit ich mich zurückerinnern kann. Ein Alptraum. Ein ... gemeiner Traum. Ich stehe in einem Raum, den ich aber nicht erkennen kann, nur wirbelnde Farben und Formen sind um mich herum, wie wenn man ganz fest die Augen schließt oder in die absolute Dunkelheit starrt. Dort ... bin ich und muss etwas tun, das weiß ich ganz genau, nur ich kann das tun, und es ist absolut lebenswichtig, dass es sofort getan wird, es ist eine furchtbare Bedrohung dort, und nur durch mich kann das Grauen ein Ende haben und alles wieder gut werden.“
    Sie schluckte. „Aber ich ... kann mich nicht bewegen. Ich bin gelähmt. Dabei spüre ich, wie alle auf mich hoffen, darauf, dass ich die Lage zum Guten wende. Und ich kann nichts tun ... aber es wird noch schlimmer. Da ist plötzlich ein Mann, er hat kein Gesicht, eine namenlose schwarze Gestalt ohne Gesicht ... er hat eine Art Gewehr, aber eine richtige Alptraumwaffe, viel zerstörerischer als ein wirkliches Gewehr. Er wird mich erschießen, er ist fest entschlossen dazu, das weiß ich in diesem Traum so sicher, wie man nur in Träumen Dinge weiß. Und er hebt sein ... Gewehr oder was es ist, jedenfalls seine Waffe, und ich weiß genau: Er wird mich erschießen, er will es und er wird es, und ich stehe da und bin immer noch gelähmt, kann nicht das tun, was man von mir erwartet, kann nicht mal mich selbst retten, geschweige denn diese dunkle Bedrohung aufhalten, die in diesem Raum ist und allem ein Ende machen will, was mir lieb und teuer ist.“
    Einen Moment lang herrschte Stille. Dann gelang Jörg wieder die alte Fassade, seine Brauen zogen sich zusammen, er gab den Soldaten. Der Moment ohne Maske war vorüber. „Kommen wir zum Geschäft“, flüsterte er kalt. „Wie viel brauchst du?“
    Sie nannte eine Summe, die sie vergangenen Sonntag in einem Anzeigenblättchen gelesen hatte. PC Komplett-Set. Neuestes Betriebssystem, großzügiger Arbeitsspeicher, riesige Festplatte. Monitor inklusive. Jetzt nur noch ... solange Vorrat

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