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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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programmieren.“
    „Die hier sind sogar noch verrückter als die Neurotiker, mit denen ich sonst zu tun habe. Sie wollen sich nur nach Einbruch der Dunkelheit mit mir treffen. Sonnenallergie.“
    „Wie Hannelore Kohl, hm?“
    „Ach, diese hochgestochenen Geschäftsleute haben doch alle einen an der Klatsche. Programme schreiben könnte so schön sein, wenn nur die Anwender nicht wären! Aber jetzt erzähl erst mal, was du von diesem Einbruch weißt.“
    „Die Polizei geht von einem Bären aus.“
    „Und du?“
    „Nun, ein großer Bär könnte vielleicht tatsächlich das Panzerglas zerstört haben; mit diesen Materialien kenne ich mich leider auch nicht so gut aus. Es ist sogar denkbar, dass er den Kasten mit Bedienungs- und Auswerteeinheit aufgebrochen hat. Vielleicht roch's dort drin nach Honig, keine Ahnung.“
    „Das klingt alles, als käme noch ein Aber.“
    „Aber ich habe mir das automatisch geführte Protokoll unserer Anlage angesehen.“
    „Und?“
    „Dieses Protokoll, lieber Johannes, war eine geniale Idee von dir. Jede Eingabe, jede Ausgabe, sprachlich oder durch Anzeige und Tastatur ... ich konnte den gesamten Ablauf jenes Abends rekonstruieren.“
    „Also kein Bär?“
    „Er wusste die Supervisor-Kombination. Und er hatte zwar keinen unserer Identifier Keys, aber irgendetwas anderes, das in wechselnden Frequenzen sendete und offensichtlich versuchte, das Signal unserer Keys zu imitieren. Ein höchst ungewöhnlicher Bär, würde ich sagen.“
    „Hast du das schon der Polizei erzählt?“
    „Nein. Ich dachte, ich erzähl's erst mal dir. Unser Bär war nämlich noch nicht fertig.“
    „Was hat er denn noch getan?“
    „Hat die Auswerteeinheit gewaltsam geöffnet. Und soll ich dir mal vorlesen, was für Resultate er erzielt hat? 'Ihre Bestellung eines vegetarischen Mittagessens in der Betriebskantine wurde aufgenommen.' 'Ihre Kündigung ist bei uns eingegangen.' Und hier wird es wirklich interessant: 'Tnakre tkerrok tchin edruw siik rejafitnedia sed langisknuf sad.'“
    Hans saß mit schreckgeweiteten Augen an seinem Schreibtisch. „Theo, was ist da passiert? Das sind alles Blindtexte. Die Datenträger mit diesen Texten hatten überhaupt keine Verbindung zur Anlage. Ich habe das eingebaut, um für eine künftige Version die Möglichkeit zu haben, das Alarmsystem mit meinem Smart-Office-Konzept zu verbinden. Aber es kann noch gar nicht funktionieren!“
    „Ich weiß. Du hast mich seinerzeit gebeten, diverse Mikro-Datenträger in die Auswerteeinheit zu integrieren, um Platz für deine Zukunftspläne zu haben. Und ich habe sie integriert. Ohne Verbindung zur Anlage, wie du eben gesagt hast. Aber genau die hat unser Bär offensichtlich hergestellt. Ein simples Stück Draht würde dazu ausreichen.“
    „Kein denkender Mensch würde mit einem Draht zufällige Kontakte einer Alarmanlage berühren, von denen er unmöglich wissen kann, was sie bewirken.“
    „Es sei denn, er hätte den sechsten Sinn – oder Einblick in die Quelltexte, nicht wahr?“
    „Niemand hat Einblick in meine Quelltexte. Wie du weißt, sind die jedem Programmierer heilig. Sie sind das Herzstück eines Programms, das Rezeptbuch des Meisterkochs, die Auflösungen der Zaubertricks im Varieté. Jeder, der meine Quelltexte kennt, könnte meine Programme nachbauen. Deshalb habe ich die beste Firewall, die auf dem Markt ist, hole sofort jedes Windows-Sicherheitsupdate und habe nicht mal ein lokales Drahtlosnetzwerk, in das man eindringen könnte.“
    „Und du lässt niemanden an deinen PC?“
    „Nur meine Tochter.“
    „Wie läuft's denn so mit deiner Tochter? Hat sie guten Umgang?“
    „Theo, wenn du zwischen mir und meiner Tochter Zwietracht säen willst, werde ich sofort auflegen und mir einen anderen Job suchen. Es ist auch ohne solche Verdächtigungen schon schwierig genug. Außerdem hat sie einen eigenen Nutzer-Account.“
    „Ihr habt also Probleme miteinander?“
    „Ich möchte nicht darüber reden.“
    „Gut, reden wir über etwas anderes. Reden wir darüber, ob ich nun mit meinen Erkenntnissen zur Polizei gehen soll und den Bären, den man denen aufgebunden hat, ad acta legen lasse. Oder ob das nicht sehr unerfreuliche Folgen für uns hätte.“
    Hans biss sich auf die Unterlippe.
    „Du weißt, wovon ich rede, nicht wahr?“, fuhr Theo Welcker fort.
    „Mein Notsystem“, gestand Hans tonlos, „eine weitere meiner genialen Ideen für die Zukunft. Es soll einmal bewirken, dass man von innen die Möglichkeit

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