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Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)

Titel: Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Balzter
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wirkten.
    An einer der Wände befand sich ein offener Kamin, in dem einige Holzscheite brannten und ruhig vor sich hin knackten. Davor lag das Fell eines großen Tigers, der Kopf war noch daran, wie man es aus alten Filmen kannte. Ansonsten war der Raum bis auf ein paar Schränke leer.
    Ihre Waffe hielt nun ein junger Mann, sehr elegant gekleidet in einem blauen Nadelstreifenanzug. Das Haar fiel ihm lang und glatt bis tief in den Rücken. In scheinbarem Widerspruch zu seiner Jugendlichkeit war es schlohweiß.
    Seine Augenbrauen allerdings zogen sich immer noch in tiefschwarzer Färbung über die großen, dunklen Augen. Lea fiel sein markantes Kinn auf, ein Kinn, das allein schon dafür zu sorgen schien, dass man diesem Mann nicht widersprechen konnte, noch bevor er überhaupt Tonfall, Lautstärke oder gar Drohungen zu diesem Zweck einsetzen musste.
    Er sah sie an, und sein Blick schien bis in ihr Innerstes zu reichen. Sie hatte das Gefühl, in diese Augen hineinzufallen, diese geheimnisvollen, schwarzen Augen, wie Seen in mondloser Nacht.
    Als er zum zweiten Mal sprach, schien sich auch seine Stimme verändert zu haben. Sie wirkte angenehm, ja berauschend, ein Weltklasse-Bariton der Konversation, und selbst wenn sie eine Beleidigung geäußert hätte, man wäre versucht gewesen, sich dafür zu bedanken, einfach weil man das Vergnügen hatte, diese Stimme zu hören.
    „Ich bin Simon der Wanderer“, sagte er mit dieser Stimme, und Lea ertappte sich dabei, wie sie lächelte – aber warum auch nicht? Musste man nicht auch angesichts des Feindes ein Lächeln bewahren?
    „Mit deiner gütigen Erlaubnis“, fuhr er fort, „lege ich das hier zur Seite“ – er packte die Pistole in einen Schrank, schloss ab, nahm den Schlüssel an sich und war in Sekundenschnelle wieder bei ihr – „und werde uns ein wenig ungestörte Zeit verschaffen.“
    Als er an ihr vorbei schritt, bemerkte sie erst, dass hinter ihr ein großer Spiegel mit einem geschnitzten schwarzen Holzrahmen stand, der exakt demjenigen glich, vor dem sie eben noch mit Bülent gestanden hatte. Auch in diesem hier war keiner der beiden Anwesenden zu sehen. Simon legte seine Hände links und rechts auf den Rahmen und sprach laut: „ ¡Desactive! “
    Im selben Moment erschienen ihre Bilder im Spiegel, der plötzlich ein ganz normaler Vertreter seiner Gattung zu sein schien.
    „Du musst verzeihen“, erklärte er ihr, „dass ich mich so fremdsprachlich ausdrücke. Aber solcherlei Gerät wird von unserem Freund und Gönner Julio gestellt, und der Andalusier zeichnet auch verantwortlich für die ... Technik.“
    Julio? Ja, da war etwas. Sie hatte mal von einem Julio gehört. Es hatte irgendetwas mit dem Grund ihres Hierseins zu tun. Aber war das wichtig? Simon ... er nahm ihre Hand und geleitete sie in Richtung des Kamins. Dabei sah er sie unverwandt an, bis sie schließlich errötete und verlegen zu kichern anfing.
    Er streichelte ihre Wange und flüsterte: „Keine Angst, Kleines ... entspann dich. Lass dich gehen. Deine Suche hat ein Ende. Dein Kampf ist gewonnen. Du bist zu Hause.“
    Die Reflexe des Feuers auf seinen langen, scharfen Fängen hatten etwas ungeheuer Verheißungsvolles, Tröstliches. Als der Mund, der diese Fänge beheimatete, immer näher kam, war das wie ein Versprechen. Leas Herz klopfte laut. Ohne es zu merken, war sie auf dem Tigerfell zusammengesunken.
    „Fürchte dich nicht“, hauchte er in ihr Ohr, „ich bin dein Schild. Dein Lohn wird sehr groß sein.“
    Lea schloss die Augen und lauschte ihrem tiefen, schnellen Atem.

82. Kapitel
     
    Bülent wartete noch einen Augenblick, dann berührte er ebenfalls die Spiegelfläche.
    Nichts geschah.
    Doch, etwas war anders als vorher: Plötzlich konnte er sich in diesem Spiegel sehen. Es schien mit einem Mal ein zwar wertvoller, aber nicht im Mindesten übernatürlicher Gegenstand zu sein.
    Er pochte leicht mit dem Finger gegen das Glas.
    Ob man es nur ein einziges Mal benutzen konnte (was immer „es“ war)?
    Oder hatte Lea mal wieder ein Passwort oder eine Zauberformel gesagt, und es war ihm entgangen?
    „Sesam öffne dich“, versuchte er zögerlich. „Abrakadabra! Mellon! Rumpelstilzchen! Take me down to the paradise city! Verdammt!“
    Verzweifelt überlegte er, was ihm noch zum Thema 'Zauberwort' einfiel.
    „Äh ... bitte! “
    Aber der Spiegel blieb hart.

83. Kapitel
     
    „Wie du duftest!“, schwärmte diese Stimme, in der sie sich verlieren wollte, diese Stimme, der man

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