Das Ritual der Gleißenden Dämonen (German Edition)
tatsächlich ein wenig seltsam klang, und er musste ebenfalls lachen.
„Es tut nicht weh“, versicherte ihm Lea trotzdem, „es kann sogar ... ganz angenehm sein.“
„Außer euch beiden“, erklärte Hans weiter, „habe ich noch Les und – ihr werdet es nicht glauben – den Gemeindepfarrer und seine Haushälterin ins Vertrauen gezogen. Les kennt die beiden seit Jahren und meinte, sie würden mir sicher helfen.“
„Fehlen noch zwei.“
„Richtig. Ich dachte an Lucy und Timm. Die beiden wissen ohnehin schon mehr oder minder Bescheid.“
„Hast du mit ihnen geredet?“
Er nickte. „Timm ist noch ziemlich angeschlagen von Palazuelos Verhör. Er wird wie du psychologisch behandelt, allerdings ambulant.“
„Vielleicht hätte er viel Schmerz vermieden, wenn er sofort gesagt hätte, was er wusste.“
„Er wollte dich schützen. Du kannst sehr stolz auf deine Freunde sein, Lea. Ich habe ihm übrigens gesagt, dass du ihn gleich besuchen wirst, wenn du hier rauskommst, das hat ihn etwas aufgebaut. Er hat gesagt, wenn es nochmal passierte, würde er wieder so handeln.“
„Kann ich sagen, dass er ein Held ist, ohne dass ich befürchten muss, ihr würdet das ironisch verstehen?“
Hans und Bülent nickten ernst.
„Er ist ein Held“, fuhr Lea fort. „Das werde ich ihm auch sagen. Sobald ich hier raus bin.“
„Was Lucy betrifft, ich hatte sehr fruchtbare und auch kurzweilige Diskussionen mit ihr! Sie findet immer noch, dass man einem Vampir keinen Strick daraus drehen kann, dass er ein Vampir ist – und dass es nun mal zum natürlichen Verhalten eines Blutsaugers gehört, dass er Blut saugt. Allerdings ...“, fuhr er lächelnd fort, „gesteht sie mittlerweile ein, dass es auch zum natürlichen Verhalten eines Menschen gehört, sich gegen ein solches Anliegen zur Wehr zu setzen, wenn es gewaltsam durchgesetzt werden soll.“
„Das klingt schon wieder sehr nach meiner Lucy und nicht mehr so sehr nach Palazuelos Einflüsterungen.“
„Und du? Hast du über deine Träume nachgedacht, wie ich dir geraten hatte?“
„Ja, aber ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Was den gesichtslosen Schwarzen Mann betrifft, habe ich tatsächlich keine andere Erklärung, als dass ich die Zukunft geträumt haben muss! Und mir fielen beim Nachdenken einige Beispiele aus meinem Leben ein, wo ich den Eindruck hatte, dass es sich ebenso verhält – obwohl ich ihnen damals keine Bedeutung beimaß ... aber es kann auch sein, dass ich mir da etwas einbilde.“
„Von jetzt an solltest du zumindest deine Träume aufschreiben.“
„Das werde ich auf jeden Fall tun. Aber versprich dir nicht zu viel davon, ich kann mir noch nicht recht vorstellen, dass ich eine Seherin sein soll.“
„Falls es aber doch so ist“, wandte Bülent ein, „dann sieh doch bei Gelegenheit mal nach, was aus Elsa und Palazuelo geworden ist. Irgendwie liegt mir noch im Magen, dass die Tschechen keine Spur von ihnen gefunden haben, als sie nach Sonnenaufgang ihre Razzia starteten.“
Eine Weile schwiegen die drei betreten. Das war eine Tatsache, die jeden von ihnen beschäftigte.
„Sie sind sicher weit weg“, murmelte Lea ohne rechte Überzeugung.
Ihr Vater wechselte das Thema. „Da gibt es noch eine Sache, Lea. Etwas, über das ich mir Gedanken gemacht habe. Über das ich mir jede Nacht sehr viele Gedanken mache.“
„Was ist das?“
Hans holte tief Luft, bevor er sprach. Er sagte die Sätze sehr schnell, so als hätte er Angst, dass ihr Inhalt ihm entgleiten könnte, wenn er sie zu lange in sich verborgen hielt: „Wer hat eigentlich behauptet, dass der Zustand irreversibel ist? Wir wissen so wenig darüber. Wie sieht es in mir aus? Was ist es, das meinen Blutdurst verursacht? Wie funktioniert mein Stoffwechsel, wie kam es dazu, welche biologischen Mechanismen laufen da ab? Nichts davon ist bekannt! Woher wollen wir also wissen, dass ein Vampir nicht auch wieder zum Menschen werden kann!? “
„Du meinst ...“
„Lea, Bülent, ihr seid meine Zeugen. Ich schwöre feierlich, dass ich mein nächtliches Unleben von nun an in den Dienst dieser Aufgabe stellen will: wieder zum Menschen zu werden!“
„Wie willst du das anfangen? Es gibt keinerlei Beispiele in der klassischen Vampirliteratur! Wir haben doch recherchiert. Ein Vampir gilt als, entschuldige das Wort, verdammt ...“
„Tut er das?“, konterte Hans augenzwinkernd, „und er läuft bei Bram Stoker auch mitten am Tage umher, nicht wahr? Habt ihr
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